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Flüchtlinge Praktiker-Markt wird Notunterkunft

Im früheren Praktiker-Baumarkt in Halberstadt wird eine Notunterkunft für rund 500 Personen eingerichtet.

Von Dennis Lotzmann 21.10.2015, 12:00

Halberstadt l So schnell kann es gehen: Am vergangenen Donnerstag war der frühere Praktiker-Baumarkt in Halberstadt noch nicht mehr als eine denkbare Option bei der Suche nach Notunterkünften für Flüchtlinge in der Zentralen Anlaufstelle (Zast) in Halberstadt. Am gestrigen Dienstag, als die Landesregierung beim Flüchtlingsgipfel zusammen mit Kommunalpolitikern wichtige Weichen stellte und auch den Zuschlag für den ehemaligen Baumarkt offiziell machte, hatten dort schon die Handwerker das Sagen.

In der riesigen leergeräumten Halle werden Trockenbau-Zwischenwände eingezogen, um kleinere Räume zu schaffen und den Menschen etwas Privatsphäre zu ermöglichen. Elektriker prüfen die vorhandenen Systeme und installieren zusätzliche Notleuchten und Fluchtweg-Anzeiger. Im ehemaligen Gartencenter – einem überdachten Außenbereich – stehen die ersten mobilen Sanitäranlagen.

Was beim Gang durch die Halle offenkundig ist, bestätigt wenig später Finanz-Staatssekretär Jörg Felgner (SPD): „Die Landesregierung hat beschlossen, diese ehemalige Baumarkthalle für rund 500 Menschen herzurichten.“ So schnell wie möglich, um die noch immer 700 bis 800 Menschen, die auf dem eigentlichen Gelände der Zast in Zelten leben müssen, hier unterzubringen. Weitere Plätze entstehen gegenwärtig in neuen Holzhäusern auf dem Gelände der Zast.

Damit nimmt Konturen an, was Felgners Chef, Finanzminister Jens Bullerjahn (SPD), vorige Woche vollmundig angekündigt hatte: Bis Ende dieser Woche seien die Zelte in der Zast geräumt. So schnell dürfte es nicht gehen, nun ist vom Monatsende die Rede.

Darauf setzt auch Felgner. Die Räumlichkeiten herzurichten – unter anderem entstehen eine Essenausgabe und ein Matratzenlager – sei ein Aspekt. „Wir müssen die Immobilie vor allem hinsichtlich der Ver- und Entsorgungsleitungen für 500 Menschen optimieren“, erklärt er. Das Haus selbst sei, obwohl der Mietvertrag zunächst unbefristet abgeschlossen sei, eine Übergangslösung, um zunächst über den Winter zu kommen.

Parallel dazu sucht das Land weiter nach Dauerlösungen, um auf den Strom der Flüchtlinge zu reagieren und die Menschenmassen geordnet zu lenken. In Halle-Trotha entsteht bis zum Herbst kommenden Jahres eine zweite Zast, weitere Erstanlaufstellen sind nach Felgners Worten in Magdeburg und Stendal geplant. Die Unterbringung der Flüchtlinge in ehemaligen Gefängnissen sei derweil vom Tisch. „Zumindest vorerst“, sagt der SPD-Mann.

Offiziell hat die Stadt Halberstadt vom geplanten Einzug der Flüchtlinge in den ehemaligen Praktiker-Baumarkt keine Kenntnis. „Ich habe davon erst aus der Zeitung erfahren“, sagte Ordnungsamtsleiter Ralf Fleischhauer am Dienstagabend im Ordnungsausschuss. Das Land habe die Stadt bislang nicht informiert: „Alles wird totgeschwiegen.“

Der Linken-Abgeordnete Harald Boer hatte zuvor gefragt, ob die Anwohner des Baumarktes über die Situation informiert würden. Fleischhauer verwies auf die Zuständigkeit des Landes und sagte: „Ich wüsste gar nicht, was ich den Bürgern erzählen soll.“ Ihm sei nicht bekannt, wie viele Flüchtlinge im Markt untergebracht werden und für wie lange. „Wir werden als Stadt immer als letzte benachrichtigt.“