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Auszeichnung Preisgekrönter Unterricht

270 Mädchen und Jungen erhalten jedes Jahr in der Wernigeröder Schülergießerei einen Einblick in die Metall-Branche.

Von Sandra Reulecke 19.11.2015, 00:01

Wernigerode l „Und jetzt bloß nicht in die Kamera schauen. Ganz natürlich tun und einfach weiterarbeiten.“ – Das passiert Schülern auch nicht alle Tage: Sie werden während ihres Projektunterrichts in der Wernigeröder Schülergießerei von einer Kamerafrau begleitet, sollen Fragen beantworten.

„Das wird eine Dokumentation über das Projekt“, erläutert Bernhard Duve, Leiter der Schülergießerei. Der Dreh des Imagefilms ist Teil eines Gewinns, den die Schülergießerei am heutigen Donnerstag offiziell verliehen bekommt. Das Projekt erhält den – mit 1500 Euro dotierten – ersten Platz beim landesweiten Demografiepreis in der Kategorie „Willkommen“. Gewürdigt wird damit die Jugendarbeit im Rahmen des Projekts.

Seit September 2011 können Schüler aus Sekundarschulen und Gymnasien in Wernigerode Form- und Gießprozesse kennenlernen. Das Projekt ist eine Zusammenarbeit des Vereins Lernstatt Wernigerode mit dem Teutloff-Bildungswerk. Unterstützung gibt es von Unternehmen der Region, wie Nemak und der KSM Castings Group GmbH aus Wernigerode.

Die Firmen profitieren von dem Projekt, an dem sich in jedem Schuljahr rund 270 Siebt- und Neuntklässler aus elf Schulen aus Halberstadt und dem Altkreis Wernigerode beteiligen, berichtet Duve. „Nach unserer Erfahrung bewerben sich einige der Teilnehmer nach dem Abschluss für Berufe in der Metallbranche“, erläutert der Leiter. Ein positives Zeichen in Zeiten von Fachkräftemangel und unbesetzten Lehrstellen.

Bei Chris Riethmüller aus Halberstadt scheint das Konzept aufgegangen zu sein. Der 14-Jährige gehört zu den Teilnehmern der Schülergießerei und berichtet: „Es macht wirklich Spaß.“ Er könne sich eine Ausbildung in der Branche vorstellen. Festlegen möchte sich der Schüler noch nicht, was seinen beruflichen Werdegang angeht. Ganz im Gegensatz zu Klassenkamerad Timo Prietzel. Der 15-Jährige ist sich sicher: Er wird Feuerwehrmann. „Und das setzt eine technische Ausbildung voraus“, sagt er.

Einen ersten Einblick in das Metallhandwerk erhalten die beiden Gröpertor-Schüler von Hans-Joachim Hoppe. Der 65-Jährige ist bereits Rentner. „Aber ich kann den Beruf nicht loslassen“, sagt der Wernige­röder augenzwinkernd.

46 Jahre lang hat er bei Nemak gearbeitet, war unter anderem für die Ausbildung im Betrieb verantwortlich. „Mir ist es wichtig, jungen Leuten den Beruf näher zu bringen“, sagt Hoppe. „Das Schöne an der Arbeit ist, dass man mit seinen eigenen Händen und durch seine Fähigkeiten etwas entstehen lassen kann“, schwärmt der Ausbilder.