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Sportverein SV Fortuna will neu durchstarten

Studierende der Hochschule Harz haben ein Marketingkonzept für den SV Fortuna Halberstadt erarbeitet.

Von Gerald Eggert 05.01.2016, 23:01

Halberstadt l Der SV Fortuna blickt inzwischen auf 25 Jahre zurück. 1990 ging er aus der BSG Aufbau-Empor Halberstadt hervor, einer Fusion von einst zwei Vereinen namens BSG Aufbau und BSG Empor, die auf zahlreiche sportliche Erfolge, unter anderem in der Kreisoberliga Harz und der Bezirksliga, zurückblicken konnte. Während es in der Folgezeit noch recht gut lief, geriet der Verein in den letzten Jahren ins Hintertreffen.

Das müsse sich ändern, entschied der Vorstand und suchte nach professioneller Unterstützung. Diese fanden sie mit Unterstützung von Vereinsmitglied Thomas Bors in der Hochschule Harz. Während mehrerer Monate widmeten sich 14 Studierende des Halberstädter Fachbereiches Verwaltungswissenschaften im Rahmen der Vertiefungsrichtung Marketing dem Istzustand des Vereins und entwickelten ein umfangreiches und sehr detailliertes Marketingkonzept, das sie dem Verein im Dezember vorstellten.

Matthias Conrad, zweiter Vorsitzender des SV Fortuna, gestand, dass es in letzter Zeit für den Verein nicht so gut gelaufen sei. Der Vorstand habe zwar einige Schwachstellen erkannt und auch schon mit Veränderungen begonnen, die aber nicht ausreichend sind. „Ich hoffe auf viele gute Anregungen, die wir sowohl in naher Zukunft, als auch langfristig umsetzen können“, sagte er zum Beginn des Treffens im Vereinsheim.

Was er und weitere Vereinsmitglieder in der folgenden Stunde zu hören und sehen bekamen, ließ sie staunen. Eine der vordringlichsten Aufgaben müsse die Aufstellung einer Nachwuchsmannschaft mit entsprechendem Trainer für die nächste Saison sein. Dafür sollten die Planungen bis Ende Januar abgeschlossen sein.

Anregungen gab es genug für diesen wichtigen Schritt. Zum Beispiel die Kooperation mit Schulen sowie die Nutzung von Förderungen, die rechtzeitig beantragt werden müssen. Als Beispiele genannt wurden das Bildungs- und Teilhabepaket, das Kindern aus sozialschwachen Familien Zugang zu schulischen und außerschulischen Bildungsangeboten ermöglicht. Des Weiteren die Initiative „Jedem Kind sein Verein“, die Grundschülern, unabhängig von der finanziellen Situation der Familie, Möglichkeiten eröffnet, ihre Interessen und Fähigkeiten selbst zu entdecken.

Zudem könnten verschiedene Angebote wie Turniere, Wettkämpfe und Freundschaftsspiele dazu beitragen, Leute ins Stadion zu locken, neue Mitglieder zu gewinnen und den alten Mitgliederstamm zu festigen.

Weiterhin werden ein Sommerfest, eine Sportwoche und Probetraining zur Nachwuchsgewinnung angeregt.

Um Kinder und Jugendliche zu interessieren, aber auch Erwachsene und Senioren für eine Unterstützung zu gewinnen, sei es notwendig, die Öffentlichkeitsarbeit zu forcieren, den Bekanntheitsgrad des Vereins zu erhöhen und dessen Image zu verbessern. Das sei auch der Wunsch der Mehrheit von 156 befragten Halberstädtern (41 persönlich, 115 online).

Wenn auch vielen der Verein bekannt ist, so werden von denen aber unter anderem seine Präsenz, soziales Engagement und Nachwuchsarbeit als A und O für das Überleben vermisst.

Auch die Vereinsgeschichte sei viel zu wenig bekannt, hatten die Studierenden festgestellt. Während der SV Fortuna über nur wenige Unterlagen verfügt, brachte ein Aufruf in der Volksstimme eine erstaunliche Fülle von Material hervor. Zeitzeugen meldeten sich, erzählten, übergaben Fotos und andere Dokumente aus 64 Jahren und äußerten sich erfreut über die Initiative der Studierenden. Eine Analyse der Vorstands- und Vereinsarbeit habe ergeben, dass Vorstandssitzungen unregelmäßig stattfinden, vieles auf Zuruf geschehe, klare Kompetenzentscheidungen fehlen. Der neue motivierte Vorstand sollte deshalb seine Kommunikation und Transparenz weiter ausbauen und dies auf den gesamten Verein übertragen, lautet der Vorschlag der jungen Leute. Ein weiterer notwendiger Schritt müsse die Änderung/Aktualisierung der Satzung sein.

Da Sponsoring für die meisten Vereine eine wesentliche Rolle spielt, haben die Studierenden eine anspruchsvolle Sponsorenmappe für den SV Fortuna entwickelt, die sofort für die Werbung genutzt werden kann. Auch Entwürfe für Plakate und Flyer stellten sie zur Verfügung.

Im Zusammenhang mit der Neuausrichtung des Vereins wurde nicht nur ein neues Logo präsentiert, sondern sogar eine Umbenennung in SV Phönix vorgeschlagen. Immerhin seien Namensänderungen in der über 60-jährigen Vereinsgeschichte nichts Ungewöhnliches, hieß es.

Mit der Übergabe der ersten Unterlagen stellten die Studierenden eine Checkliste für den Zeitraum Januar bis August vor, die unbedingt abgearbeitet werden müsse, um zum gewünschten Ziel zu gelangen. Matthias Conrad bedauerte, dass zur Präsentation keine weiteren Vorstandsmitglieder anwesend waren. „Denn es hat heute sehr viele gute Anregungen gegeben, die wir Stück für Stück konsequent umsetzen müssen“.

„Es sollen alle Mitglieder erfahren, was möglich und notwendig ist. Wir müssen diese Schritte unbedingt gehen, um den Verein zu erhalten.“

Er sprach von einer Fleißarbeit der Studierenden und versicherte, sich dafür einzusetzen, dass schnelle Entscheidungen getroffen und klare Strukturen geschaffen werden. „Es müssen Verantwortlichkeiten festgelegt, Aufgaben verteilt und abgerechnet werden. Es sollen alle Mitglieder erfahren, was möglich und notwendig ist. Wir müssen diese Schritte unbedingt gehen, um den Verein zu erhalten.“

Prof. Dr. Sabine Elfring, die unter anderem Projektmanagement an der Hochschule Harz lehrt und das Projekt leitete, lobte nicht nur die schriftlichen Arbeiten der Studierenden, sondern die sprachlich gelungene und überzeugende Präsentation. Man werde dem Verein Ende Januar viel mehr Material zur Verfügung stellen, als in den 60 Minuten vorgestellt wurde. Alle Vorlagen können sofort genutzt werden.

Sie empfahl dem Vorstand, die Sache optimistisch und planvoll anzugehen, dann werde er schon bald spüren, dass sich erste Erfolge einstellen.