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Nahverkehr „Blaue Engel“ auf vier Rädern

Knapp eine Million Euro hat die Harzer Verkehrsbetriebe GmbH in vier neue Busse investiert. Die Fahrzeuge sind umweltfreundlich.

Von Ingmar Mehlhose 17.01.2016, 00:01

Halberstadt l „Wir haben knapp eine Million Euro netto investiert“, sagt Bjoern Smith bei der Präsentation der vier neuen Busse am Freitagvormittag auf dem Betriebshof der Harzer Verkehrsbetriebe GmbH (HVB) in der Halberstädter Tschaikowskistraße 4.

Dabei ist nach den Worten des HVB-Geschäftsführers „der Spagat zwischen Wirtschaftlichkeit und Ökologie“ gelungen. Smith: „Dies hier ist das Maximum, was man an Umweltschutz erreichen kann.“ Das Quartett des Herstellers Mercedes vom Typ Citaro haben sogar das Gütesiegel „Blauer Engel“ erhalten. Die Fahrzeuge erfüllen bereits jetzt die Vorgaben der neuesten Abgasnorm Euro VI.

Der HVB-Chef: „Gegenüber allen anderen Modellen verbrauchten die Citaros im einmonatigen Testbetrieb gut 15 Prozent weniger Diesel.“ Dazu wurden sie wegen der höchst unterschiedlichen topografischen Bedingungen an allen drei Standorten des Unternehmens in Wernigerode, Quedlinburg und Halberstadt intensiv erprobt.

Außerdem verursachen die „Blauen Engel auf vier Rädern“ nur noch 77 statt der bei anderen Typen üblichen bis zu 82 Dezibel Außengeräusch. Bjoern Smith: „Weniger Lärm speziell im innerstädtischen Verkehr sowie weniger Abgase und Feinstaub in Wohngebieten tragen entscheidend zu einer höheren Lebensqualität bei.“

Doch damit nicht genug: Alle Busse sind vollklimatisiert und mit modernster Computertechnik ausgestattet. Hierdurch ist es den Passagieren möglich, die Fahrplanauskunft über Telefon, Internet und Smartphones in Echtzeit zu erhalten. Verspätet sich ein Bus, wird dies automatisch an das landesweite Auskunftssystem INSA (www.insa.de) übertragen. Dadurch erhält der Kunde keine statische, sondern eine dynamische Fahrplanauskunft.

 

Der Geschäftsführer: „Unsere zentrale Leitstelle hat ebenfalls einen minutengenauen Überblick über die Situation im Bedienungsgebiet.“ So lassen sich schneller und zielgerichteter Schritte vollziehen, die den Betriebsablauf weiter optimieren.

Mit dem blau-weiß gespritzten Quartett steigt der Anteil der Niedrigflurbusse auf jetzt 100 in der 140 Fahrzeuge starken HVB-Flotte. Der Einsatz dieser Technik ermöglicht einen barrierefreien Einstieg und eine stufenlose Mobilität im Inneren. Zudem sind die Citaros mit einer manuellen Klapprampe für Rollstuhlfahrer ausgestattet.

Für Dirk Michelmann ist diese konsequente Ausrichtung auf Niedrigflurbusse „die richtige Antwort auf den demografischen Wandel in der Region“. Der Aufsichtsratschef verweist zugleich auf den Umstand, dass die HVB das drittgrößte Unternehmen der Branche nach denen in Magdeburg und Halle ist. Bei der Verkehrsleistung mit jährlich rund 8,5 Millionen Wagenkilometern befinden sich die Harzer sogar auf Augenhöhe mit den beiden anderen Anbietern.

Fast 300 Beschäftigte hat die HVB nach Angaben ihres Geschäftsführers. 220 davon sind Fahrer. Deren Durchschnittsalter liegt bei knapp unter 50 Jahren. Während in den drei Werkstätten seit langem kontinuierlich beruflicher Nachwuchs herangezogen wird, ruhte dies im Bereich Berufskraftfahrer im Betrieb seit etwa zehn Jahren. Ab 2016/2017 wird sich das allerdings ändern. Dann soll jeweils ein Lehrling an jedem Standort eingestellt werden.

Probleme, dafür geeignete Kandidaten zu finden, gibt es zwar nicht, sagt Smith. Aber: „Früher hatten wir zehn Bewerber auf eine Stelle, jetzt sind es 1,x.“ Im Übrigen sieht sich die HVB selbst in der Pflicht, auszubilden.

Schließlich geht der HVB-Chef auch auf die Ertragslage des jährlich beinahe zehn Millionen Fahrgäste befördernden Unternehmens ein. Er betont: „Wir sind auf dem Weg zu einem ausgeglichenen Ergebnis.“ In jüngster Vergangenheit konnten deutliche Erfolge erzielt werden. So ist es gelungen, allein durch Optimierungen rund eine Million Euro einzusparen, ohne Verkehrsleistungen zu reduzieren.

In punkto Fahrpreisen ist inzwischen ein Grad erreicht, wo keine drastischen Erhöhungen mehr vorgenommen werden sollten, um das System nicht zu gefährden. Bjoern Smith: „Wir liegen günstig und sind im Hinblick auf unser Angebot gut unterwegs.“ So gehört der HVB zu den wenigen Unternehmen bei denen die Mitnahme von Fahrrädern gratis ist.

„Keinen Vergleich scheuen“ mit anderen Anbietern müssen die Harzer auch nach Ansicht von Martin Skiebe. Der Landrat (CDU): „Gerade in unserem touristisch sehr bedeutsamen Landkreis ist ein umweltfreundlicher Nahverkehr unverzichtbar – dies gilt für Emissionen wie für Immissionen.“ Durch den konsequenten Ausbau des Gästetickets HATIX und durch das Engagement der HVB konnte die Zahl der beförderten Touristen binnen Jahresfrist um weitere vier Prozent gesteigert werden.“

Entscheidend für den jüngsten Erfolg waren laut Skiebe vor allem der mangels Fördergeld unter großen Anstrengungen erfolgte Bau des neuen Betriebshofes in Quedlinburg und die Novellierung des Nahverkehrsplans. Der Politiker: „Dem merkte man vorher noch an, dass er aus drei Landkreisen bestanden hat.“