1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Halberstadt
  6. >
  7. Neue Balkons schweben übers Dach

Modernisierung Neue Balkons schweben übers Dach

Die Wohnungsgesellschaft lässt Balkons nachrüsten. Die Monteure trotzen der Kälte, der Kranführer muss die Last genau platzieren.

Von Dennis Lotzmann 19.01.2016, 00:01

Halberstadt l Eine ruhige Hand ist für Axel Bullmann das Maß der Dinge. Aus gutem Grund. Der 53-Jährige ist Kranführer und muss mithilfe seines Joysticks tonnenschwere Lasten ganz exakt an die richtige Stelle hieven. In dieser Woche hat Bullmann seinen geländegängigen 70-Tonnen-Kran in der Halberstädter Spiegelstraße aufgebaut, um bei der Vollendung eines Sanierungsprogramms der Halberstädter Wohnungsgesellschaft (HaWoGe) zu helfen.

Es geht darum, 28 vorgefertigte Balkons zu montieren. Nicht einfach so, sondern über den Wohnblock hinweg. Für Axel Bullmann, einen der Profis in den Führerhäusern von Kran-Schäfer aus Halberstadt, eine neue Baustelle und damit eine neue Herausforderung. Zwar bugsiert der 53-Jährige mithilfe seines Krans tagtäglich tonnenschwere Lasten. In der Spiegelstraße muss er zusammen mit den Monteuren Martin und René Suffa jedoch im wahrsten Sinne des Wortes blind arbeiten.

Anlass sind die besonderen Umstände in der Spiegelstraße 59-62. Um Sperrungen der stark frequentierten Straße zu vermeiden, ist der Riesenkran auf der Rückseite des Hauses in Position gegangen. Die bis zu zwei Tonnen schweren Balkone werden über das Wohngebäude gehoben. Das ist einerseits ein imposantes Bild, andererseits müssen die Monteure und der Kranführer dabei blind zusammenarbeiten und sich auf eine Verständigung via Funk verlassen.

Für Firmen-Geschäftsführer Martin Schäfer muss an dieser Stelle alles perfekt funktionieren: „Wir arbeiten mit spezieller Funktechnik und gesonderten Frequenzen, die für uns reserviert sind“, erklärt der Unternehmer. Der Grund liegt auf der Hand. Schon die kleinste Störung oder Unterbrechung im Kommunikationsfluss zwischen dem Mann am Joystick und den Monteuren könnte für letztere fatale Folgen haben.

Dass bei der Montage in der Spiegelstraße durchaus Grenzbereiche tangiert werden, verdeutlich Martin Schäfer. Der bis zu 46 Meter weit ausfahrbare Kranausleger muss das elf Meter breite Haus ebenso überwinden wie die rund zehn Meter Abstand zum Haus selbst. „Hinzu kommen die knapp 20 Meter Gebäudehöhe.“

„Vor Jahren haben wir nach derselben Technologie die Balkons in der Heinrich-Julius-Straße montiert“, erinnert Schäfer. Damals mussten allerdings fünf Etagen überwunden werden – „da hätte dieser Kran längst nicht ausgereicht“, erklärt Schäfer.

Technische Details, die Beate Grebe nicht vordergründig interessieren. Die HaWoGe-Chefin ist froh, dass das eingespielte Trio vor Ort der klirrenden Kälte trotzt und die sieben jeweils vier Etagen hohen Balkontürme binnen weniger Tage aufstellt. Wobei nicht nur die Montage der Balkone ein Hingucker ist, sondern auch die Fassade insgesamt. Die HaWoGe hat sich erneut für kräftige Farben entschieden.

Bei den Balkonen setze man auf Aluminium-Konstruktionen, betont die Chefin. „Das garantiert einerseits eine deutlich höhere Aufenthaltsqualität als die vorherigen. Außerdem kann die Fassade so vollständig gedämmt werden.“ Und: Aluminium garantiere minimale Wartungskosten.

Balkons seien längst unverzichtbar, um Mietwohnungen gut zu vermarkten. Deshalb wolle die HaWoGe in diesem Jahr in der Westerhäuser Straße, der Gerber-Straße sowie der Woort und der Breitscheid-Straße analog nachrüsten.