1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Halberstadt
  6. >
  7. Ein Oberförster führte den Wintersport ein

Skimuseum Braunlage  Ein Oberförster führte den Wintersport ein

2016 feiert das Heimat- und Skimuseum Braunlage sein 100-jähriges Bestehen. Dieses Jubiläum wird im Sommer groß gefeiert.

Von Holger Hadinga 18.01.2016, 23:01

Braunlage l Ob Bergbau, Wintersport, Eisenbahn oder Alltag – das Heimat- und Skimuseum Braunlage bietet ein breites Spektrum der Ortsgeschichte. Betreiber des Hauses auf der Dr.-Kurt-Schröder-Promenade 4 ist der Verein Museumsgesellschaft Braunlage. Dieser hat derzeit 140 Mitglieder.

„Hier ist alles schön sortiert und gut aufgebaut. Die Attraktion ist das FIS-Skimuseum, also vom internationalen Skiverband anerkannt“, erklärt Vereinsvorsitzender Heinz-Jörg Fulst.

Außerdem weist er da-rauf hin, dass Braunlage deutschlandweit den zweitältesten Skiverein hat. Das Gründungsjahr war 1892. Ebenso wurde damals das Skispringen in Braunlage eingeführt.

Im Museum sind nicht nur Skier und Schlitten verschiedener Epochen zu sehen, sondern auch alte Geräte für deren Herstellung. Meistens wurde heimisches Fichtenholz verwendet. „Zu den Wintersportgeräten gibt es auch kleine Geschichten. Zum Beispiel wurden Schlitten zum Fahren kurzerhand an Busse angehängt. Damals gab es jedoch noch nicht so viel Straßenverkehr wie heute“, so Fulst.

In punkto Wintersport darf der Name von Skipionier Oberförster Arthur Ulrichs nicht fehlen. Er führte Ende des 19. Jahrhunderts den so genannten Schneeschuhlauf ein und trug zu den Ausstellungsstücken bei. Arthur Ulrichs empfängt als Figur die Besucher am Museumseingang.

2014 gab es im Verein einen Vorstandswechsel. Heinz-Jörg Fulst: „Das war außerdem ein Generationswechsel. Wir wollen einiges anders machen. So haben wir 2015 für eine Sonderausstellung zum hiesigen Eishockey mit den Braunlager Harzer Falken zusammengearbeitet.“ Die Kufencracks halfen bei dieser Ausstellung, bei der natürlich viel von der Ausstattung heutiger sowie vergangener Zeiten zu sehen war.

Des Weiteren warteten auf die Besucher alte Zeitungsausschnitte und Fotos. „Darauf haben sich auch frühere Spieler erkannt, die jetzt im Rentenalter sind. Diese Idee fand solch eine Resonanz, dass sich auch unsere Eishockeydamen beteiligten“, sagt der Vorsitzende der Museumsgesellschaft.

Ein weiterer Raum im Museum erinnert an die Südharz-Eisenbahn. Sie verband seit August 1899 den niedersächsischen Ort mit Walkenried, Sorge sowie Tanne. Mit dieser Schmalspurbahn kamen viele Kurgäste und Wintersportler. Anfang der 1960er Jahre wurde der Betrieb jedoch eingestellt.

„Es fuhren immer mehr Busse nach Braunlage und viele Leute besaßen ein Auto“, erklärt der Vereinsvorsitzende. Vor allem eine Original-Schmiede aus der Eisenbahnwerkstatt ist heute ein Blickfang. Ebenso sind alte Koffer oder Holzsitzbänke der damaligen dritten Klasse im Zug zu sehen.

Bis Anfang des 20. Jahrhunderts produzierte die Braunlager Glashütte zum Beispiel Vasen, Spiegel oder Fensterscheiben. Auch daran erinnert das Museum mit seinen Exponaten. Im Ort weisen der Glashüttenweg und die Karl-Röhrig-Straße auf die einstige Produktion hin. Die Unternehmer-Familie Röhrig stammte übrigens aus Wernigerode.

Selbstverständlich dürfen Alltagsgegenstände aus Omas oder Uromas Zeit nicht fehlen. Wie beschwerlich die Arbeit einst in der Küche war, können die Besucher an dortigen Gegenständen wie Waschbrettern oder Spinnrädern sehen. Wer sich für die Braunlager Kirchengeschichte interessiert, findet in einem weiteren Raum einen historischen Altar und Schriftstücke aus dem Gotteshaus.

Im Harz verlief über viele Jahrzehnte die innerdeutsche Grenze. Ein Stück Original-Zaun samt Scheinwerfer und Warnschild weist vor dem Museum auf die einstige Teilung des Landes hin. „Für diesen Teil der Ausstellung interessieren sich vor allem Besucher, die früher nicht in Grenzgebieten lebten“, sagt Fulst. Der Todesstreifen verlief nur zwei Kilometer von Braunlage entfernt.

In diesem Jahr steht vom 1. bis 3. Juli ein ganz besonderes Ereignis auf dem Programm. Die Eröffnung des Hauses fand am 1. Juli 1916 als Ortsmuseum statt, damals noch in der Schützenstraße. Somit kann nun das 100-jährige Jubiläum gefeiert werden.

Das Fest wird gemeinsam mit dem Harzklub-Zweigverein Braunlage gefeiert. Die Vorbereitungen laufen bereits auf vollen Touren. Das Motto lautet „Braunlage – gemeinsam für den Harz“. Heinz-Jörg Fulst verspricht ein interessantes Heimat- und Familienfest mit Umzug. Weitere Partner sind beispielsweise die Stadtbücherei sowie der Kindergarten.

Ein Höhepunkt der dreitägigen Veranstaltung ist die Präsentation der legendären Kamelfichte. Diese wird von einem Vereinsmitglied aus Holz nachgebildet. Der Baum stand einst auf dem Achtermann-Berg. Er hatte seinen Namen, da seine Form an die Höcker des Wüstentieres erinnerte.

Generell wünscht sich der Vorsitzende mehr Mitglieder im Verein, vor allem jüngere Mitstreiter. Dies sei nicht einfach, da die gesamte Arbeit ehrenamtlich laufe.