Bauruinen Im Saal wachsen Bäume

Vier abbruchreife Häuser sorgen an Schwanebecks Breiter Straße für Verdruss.

Von Christian Besecke 02.02.2016, 17:43

Schwanebeck l Beim Vor-Ort-Termin mit der Volksstimme wird schnell deutlich, was der stellvertretende Bürgermeister der Stadt Schwanebeck, Lutz Gnade (CDU) meint. Die Tour beginnt beim alten Kino. Hier gab es einmal eine Gastwirtschaft mit einem angeschlossenen Saal. Ein Fischgeschäft wurde hier zu DDR-Zeiten errichtet. „Dann ist denen wohl der Fisch ausgegangen, es wurde eröffnet und bald wieder dichtgemacht“, sagt Gnade. Später gab es hier Polstermöbel und einen Sonderpostenmarkt. Das Gebäude ist offensichtlich in einem maroden Zustand.

„Ein Bürger hat uns berichtet, dass sogar noch alte Vorführgeräte im Saal stehen und Behälter mit undefinierbarem Inhalt“, erzählt Gnade weiter. „Das Betreten der Räume empfiehlt sich nicht. Es besteht Lebensgefahr, da einige Bereiche plötzlich einstürzen könnten.“ Der stellvertretende Bürgermeister verweist auf Beschwerden, die von einer Rattenplage berichten. Weiter geht die Tour die Breite Straße entlang. Insgesamt vier Bruchhäuser stellt Gnade vor. Bei „Schmuhls Haus“ – so wird es im Volksmund genannt – ist die nächste Zwischenstation. Ein Nachbar öffnet das Tor und stellt sich als „Reiseleiter“ zur Verfügung. „Ich muss hier ran“, sagt er. „Bei einem Sturm ist die Begrenzungswand in den schmalen Gang zwischen die Häuser gedrückt worden. Den Weg gibt es nicht mehr. Alles liegt voll Schutt.“ Der Nachbar musste sich selber helfen, da die Nässe in seine Fassade zog. Der Gang ist notdürftig überdacht, es gibt ein Fallrohr für Regenwasser. „Immer wieder muss ich hier einmal ran, um mein Haus zu sichern“, berichtet der Nachbar weiter.

Früher gab es hier wechselnde Geschäfte, später den Jugendclub. Jetzt steht quasi nur noch die Fassade zur Straße hin, sie ist mit Balken notdürftig gesichert. Der anliegende Saal ist in sich zusammengebrochen. Längst wachsen hier die Bäume wo einst die Judokas trainierten und sogar mal eine Elefant aufgetreten ist. Da-ran erinnert sich der Nachbar noch. Die Rundreise geht weiter zum „Kleinen Plan“ wo ein weiteres desolates Haus wartet.

Lutz Gnade zieht ein Resümee: „Gerade an unserer Hauptmagistrale haben solche Häuser nichts zu suchen. Sie müssen weg, da sie Gefahr für Leib und Leben darstellen.“ Seit 2014 beschäftigt er sich mit den Zuständen. Auch mit dem Bau- und Ordnungsamt der Verbandsgemeinde hat er schon gesprochen. „Wir müssen die Eigentümer feststellen und Druck machen“, sagt er. „Immer wieder kommen Bürger zu den Ratssitzungen und berichten uns von den Verhältnissen, die wir sehr wohl kennen. Es muss etwas passieren!“

Harald Brockelt, der Leiter des Bau- und Ordnungsamtes, bestätigt Gnades Worte. „Die ermittelten Eigentümer werden von uns demnächst angeschrieben“, erklärt er. „Sollte der Einsturz von maroden Häusern drohen, melden wir das an das Bauordnungsamt des Landkreises.“