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Sicherheit Baumriesen müssen weichen

Sieben Linden im Umfeld des Halberstädter Spiegelmausoleums werden gefällt. Die Baumriesen stammen vermutlich noch aus Spiegels-Zeiten.

Von Jörg Endries 03.03.2016, 00:01

Halberstadt l Naturfreunden blutet das Herz bei dem, was derzeit im direkten Umfeld des Spiegelmausoleums im Landschaftspark Spiegelsberge im Süden Halberstadts geschieht. Seit Dienstagvormittag sind ein Spezialisten-Team aus Ilsenburg sowie Waldarbeiter damit beschäftigt, sieben alte Linden zu fällen. Seit einigen Wochen finden in den Spiegelsbergen Rodungsarbeiten statt, für die zahlreiche Bürger überhaupt kein Verständnis haben.

Den brenzligen Teil der Arbeiten am Spiegelmausoleum haben Mitarbeiter der Firma Green Alpin aus Ilsenburg übernommen. Die Spezialisten klettern in die Kronen der über 30 Meter hohen Bäume in direkter Nachbarschaft des Denkmals und beginnen dort vorsichtig mit dem Rückschnitt der Baumriesen. Die Gefahr, dass Äste auf das Mausoleum fallen, ist zu groß, sagt Roswitha Hutfilz von der Abteilung Stadtgrün der Stadtverwaltung Halberstadt. Erst später übernehmen Waldarbeiter die Regie, die die Bäume bei den Fällarbeiten dann mit Stricken vor einem unkontrollierten Umfallen sichern.

Die über 230 Jahre alten Bäume dürften als Jungbäume noch den Gründer des Parks, Ernst Ludwig Christoph Freiherr von Spiegel zum Desenberg, erlebt haben. Zur Bauzeit des unter Denkmalschutz stehenden Mausoleums sei sicher diese Lindengruppe gepflanzt worden, vermutet Roswitha Hutfilz. „Das Tragische ist, es sind gesunde Bäume. Sie können mir glauben, es war eine sehr schwere Entscheidung, die einem das Herz zerreißt“, sagt die Baumfachfrau im Volksstimme-Gespräch. Dass viele Bürger dafür kein Verständnis zeigen, dafür habe sie Verständnis. Andere große Bäume, die bereits vor Tagen gefällt wurden, waren hingegen todkrank. Beweise dafür findet man vor Ort. Baumstümpfe, die innen morsch oder hohl sind. „Es ist teilweise sehr schwer von außen diese Schäden zu erkennen. Auch durch das Abklopfen des Baumstammes meist nicht“, erzählt Roswitha Hutfilz.

Einzig aus Sicherheitsgründen haben sich die Verwaltung und der Stadtentwicklungsausschuss dazu durchgerungen, die kostbaren Bäume fällen zu lassen, betont Roswitha Hutfilz. Hintergrund: Im Frühjahr 2015 war während eines Unwetters eine alte Esche, die von außen nicht sichtbar, von innen aber bereits verfault war, umgestürzt. Dabei hatte der Baum das erst kurz vorher sanierte Spiegelmausoleum stark zerstört (die Volksstimme berichtete). Der finanzielle Schaden belief sich auf über 20 000 Euro. Knapp ein Jahr später sind die Spuren immer noch zu sehen. Nur dem Engagement des Vereins Halberstädter Berge ist es zu verdanken, dass mit der erneuten Restaurierung des über 230 Jahre alten Mausoleums begonnen wurde. Über 14 000 Euro sind bislang bei einer Spendenaktion des Vereins zusammengekommen. Versichert war das Gebäude damals nicht. Ein Missstand, der mittlerweile abgestellt ist.

Der aufmerksame Spaziergänger wird allerdings feststellen, dass am Mausoleum sowie an anderen Stellen des Landschaftsparks Bäume gerodet wurden, die weder krank noch eine Gefahr für Gebäude oder Spaziergänger darstellten. Dass sie gesund waren, davon künden auch die Stümpfe.

Insgesamt sind 35 Bäume gefällt worden, berichtet Roswitha Hutfilz. Sie bestätigt, dass sich darunter, außer den Linden am Mausoleum, weitere gesunde Bäume befunden haben. Diese habe man aus Gründen der Gartenarchitektur aus dem Landschaftspark nehmen müssen. Es sei eben nicht nur ein Wald, sondern ein nach Plänen angelegter Park.

Auf die Frage, was mit dem Holz geschieht, sagt die Fachfrau: Es wird als Brennholz verkauft.“ Zur Weiterverarbeitung als Edelholz biete es sich nicht an. Man habe Händlern Holz bereits angeboten, die hätten jedoch abgelehnt, weil die Qualität nicht gestimmt habe.