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Kurzentrum Hoffen auf das große Happy End

Erfreuliche Nachrichten aus Quedlinburg: Das Kurzentrum im Ortsteil Bad Suderode ist endlich verkauft worden.

Von Dennis Lotzmann 15.03.2016, 00:01

Quedlinburg/Bad Suderode l Nach rund fünf Jahren und im mittlerweile dritten Verkaufsanlauf hat der Käufer vor wenigen Tagen fristgerecht die zweite Rate des Kaufpreises an die Stadt gezahlt. Damit, so Vize-Oberbürgermeister Wolfgang Scheller, gehe das Kurzentrum für 200 000 Euro an den neuen Besitzer. Zu Details hinsichtlich des Erwerbers wollte sich Scheller nicht äußern. Nach Recherchen der Volksstimme soll es sich um eine Berliner Immobilienfirma handeln.

Was mit dem seit Juli 2013 geschlossenen Kurzentrum geplant ist, behandeln Käufer wie Verkäufer noch immer wie ein Staatsgeheimnis. Aus gutem Grund, wie Scheller, im Quedlinburger Rathaus so etwas wie der Chef-Unterhändler, betont: „Wir haben eine Geheimhaltungsklausel im Vertrag.“ Es sei allein Sache des Käufers, sich zu gegebener Zeit zu äußern. Wann? Vielleicht im Spätsommer, so Wolfgang Scheller.

Einige Details sind gleichwohl durchgesickert. So plant der neue Besitzer dem Vernehmen nach im touristischen Sektor und will wohl die bestehenden Kureinrichtungen und -angebote in dem Haus um Hotel- und Beherbergungskapazitäten erweitern. Zudem sollen die Wellness-Offerten in Solebad und Sauna ausgebaut werden. Gut möglich, dass Wohnofferten für ältere Menschen das Angebot komplettieren werden. Auch der Veranstaltungssaal – im früheren Kreis Quedlinburg der größte – soll wohl erhalten bleiben. Scheller: „Dazu sage ich nichts.“

Der Justiziar im Rathaus macht erst einmal drei Kreuze, dass in der schier unendlich anmutenden Geschichte rund um das Kurzentrum nun endlich ein Ende absehbar wird. Aus Sicht der Kommune durchaus so etwas wie ein Happy End. Schließlich schlägt Quedlinburg mit dem Verkauf der ungenutzten Immobilie einen finanziellen Klotz los.

Mit dem Verkauf gehen Nutzen und Lasten auf den Käufer über – im Moment fallen vor allem Lasten an: „Energie- und Unterhaltungskosten sowie Bewachung, technische Kontrollen und Versicherungen schlagen monatlich mit mindestens 12 000 Euro zu Buche“, so Scheller. Allein diese Kosten loszuwerden, sei ein Erfolg.

Apropos Erfolg: Den hat die Stadt auch in punkto der vorherigen Verkaufs-Versuche im Blick. Bevor es zum erfolgreichen Kontrakt mit dem jetzigen Besitzer kam, hatte die Stadt in zwei europaweiten Ausschreibungen einen Käufer für das Kurzentrum gesucht. Im ersten Anlauf bekam die Pro-Habitare Projektentwicklungs-AG den Zuschlag.

Weil das damals in Berlin ansässige Unternehmen jedoch weder Bürgschaften vorlegte noch den Kaufpreis zahlte oder fristgerecht Bauanträge einreichte, trat die Stadt vom Kaufvertrag zurück. Ein zweiter Anlauf zum Verkauf scheiterte, weil der Interessent sein Ansinnen zurückzog.

Während diese Episode längst Geschichte ist, beschäftigt Pro-Habitare weiter Stadtverwaltung und Justiz. Mittlerweile wird die Frage, ob die Stadtverwaltung damals zurecht vom Vertrag zurücktrat, vom Oberlandesgericht (OLG) in Naumburg geprüft. Und auch dort geben die Vertreter von Pro-Habitare eine merkwürdige Figur ab.

Vor dem Landgericht Magdeburg hatten sie im Sommer 2015 unentschuldigt gefehlt und ein Versäumnisurteil kassiert. Dagegen legte Pro-Habitare Widerspruch ein. In der zweiten Verhandlung bestätigte die Richterin das für Pro-Habitare abschlägige Urteil. Dagegen legte die Berliner Firma im Herbst 2015 Rechtsmittel ein.

Bei der Berufungsverhandlung vor dem OLG ging das Possenspiel nun in die nächste Etappe. Die Pro-Habitare-Vertreter, so Gerichtssprecher Henning Haberland, hätten unentschuldigt gefehlt. Ergebnis: Ein zweites Versäumnisurteil mit der Abweisung der Berufung. Nun habe Pro-Habitare 14 Tage Zeit, Rechtsmittel einzulegen. Diese würden in eine zweite Verhandlung münden.

Ob Pro-Habitare diesen Schritt in Erwägung zieht, bleibt offen. Verantwortliche blieben für eine Stellungnahme unerreichbar, gegen das Unternehmen ist laut Scheller ein Insolvenz- verfahren anhängig. Deshalb sei offen, ob die Stadt Quedlinburg gegenüber Pro-Habitare Schadensersatzforderungen aufmacht. „Wir prüfen dies.“

Schritte hat die Stadt in eine andere Richtung unternommen. Es geht um die seit der Einweihung des Kurzentrums im Jahr 1996 aufgelaufenen Verbindlichkeiten in Höhe von mindestens 16 Millionen Euro, die auf Quedlinburgs Schultern lasten. „Wir haben in Magdeburg beantragt, die Liquiditätshilfe in eine Bedarfszuweisung umzuwandeln“, so Scheller. Letztere müsste die Stadt nicht mehr zurückzahlen. Was das Happy End für die Kommune perfekt machen würde.