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Heímbrauerei Einmaliger Gerstensaft aus dem Vorharz

Heimbrauer wollen das Besondere am Bier bewahren. Diesem Ziel haben sich drei Männer aus Groß Quenstedt verschrieben.

Von Christian Besecke 17.03.2016, 09:29

Groß Quenstedt l Daniel Klahn, Martin Stadler und Marcel Bansleben sind beim Termin mit der Volksstimme schon in emsige Betriebsamkeit vertieft. In einem Kessel brodelt die Maische vor sich hin. Immer wieder kontrollieren sie das Gebräu, machen Notizen oder krippen noch etwas Wasser dazu. Jeder Handgriff muss sitzen, denn im „Hexenkessel“ entsteht die Grundlage für einen nahezu einmaligen Gerstensaft.

„Kontrolle und das Einhalten der Zeiten sind sehr wichtig“, sagt Martin Stadler. „Wir arbeiten schließlich nicht ins Blaue hinein, sondern haben immer ein Ziel vor Augen.“ Er verweist auf mehrere Bücher, in denen hunderte von Bierrezepten nachzulesen sind. Die Drei haben schon „Wit-Bier“ – nach einer belgischen Rezeptur – Honig-Gewürzbier, „Wiess-Bier“ (ein Kölsch) sowie Stout gebraut. „Die Palette ist einfach riesengroß“, erklärt Martin Stadler. „Außerdem bietet sich die Möglichkeit, eigene Ideen umzusetzen. Das heißt, wir müssen nicht genau nach dem vorliegenden Rezept vorgehen, wenn wir das nicht wollen.“ So ließen sich durchaus einmalige Geschmacksergebnisse erzielen.

Dabei gehen die Groß Quenstedter nicht mal eben so an ihr Hobby. Der Aufbau, die Gerätschaften und die Zutaten – alles wirkt schon recht professionell. Das hat natürlich einen Grund. Martin Stadler und Daniel Klahn haben jeweils Brauereikurse besucht. „Meine Mutter hat mir einmal ein Extrakt-Braukit geschenkt“, erinnert sich Daniel Klahn. „Das habe ich ausprobiert. Gut, das Ergebnis war nicht unbedingt schlecht. Ich war aber fortan mit dem Brauereifieber infiziert und wollte die Sache einfach noch besser machen.“ Bei einem Gespräch mit Martin Stadler kamen beide auf den Gedanken, zukünftig gemeinsam zu brauen. „Natürlich auch mit Marcel zusammen“, fügt Klahn lächelnd hinzu. „Er hat das alte Handwerk von uns gelernt.“ Die Drei kichern und schauen nach dem Gebräu und kontrollieren den Überlauf in einem zweiten Kessel, der sich langsam zu füllen beginnt. Und – ein typischer Duft macht sich langsam im Raum breit.

„Wir sind übrigens die älteste Heimbrauerei in Groß Quenstedt“, sagt Daniel Klahn schmunzelnd. „Das Hobby betreiben wir immerhin schon seit dem vorigen Jahr.“ Die anderen lachen über den Witz. „In der Tat gab es in unserem Ort noch keine Brauerei“, sagt Martin Stadler. „Wir haben alle möglichen alten Aufzeichnungen gesichtet. Dafür existierten einmal eine Taverne und eine Brauerei im benachbarten Emersleben.“

Einen eigenen Namen haben die Heimbierbrauer sich noch nicht gegeben. „Da haben wir schon lange überlegt, aber uns ist nichts passendes eingefallen“, sagt Stadler. „Vielleicht haben die Leute ja einen tollen Vorschlag.“ Auf jeden Fall wollen sich die Drei mit ihrem Tun deutlich von den industriellen Großbrauereien abheben. „Es ist ja auch verständlich, dass da der allgemeine Geschmack bedient wird, schließlich geht es um Umsätze“, wirft Marcel Bansleben ein. „Wir verwenden gute und natürliche Rohstoffe und haben unsere eigenen Vorstellungen.“ Er zeigt auf einen Tisch, auf dem fein säuberlich die Zutaten angeordnet sind.

Gleich daneben liegt ein Notebook. Immer wieder macht Bansleben Fotos und notiert die Schritte bis zum süffigen Ziel. „Das mache ich hier nicht nur zum Spaß“, erläutert er. „Der Brauvorgang muss bis ins kleinste Detail notiert werden.“ Das sei notwendig, da die Liste beim Hauptzollamt eingereicht werden müsse. „Das ist so vorgeschrieben“, meldet sich Daniel Klahn zu Wort. Man müsse wissen, dass eine Heimbrauerei bei eben diesem Amt anzumelden sei. Klahn verweist auf ein Dokument, welches an einer Wand hängt. Dieses weist ihn als den Betreiber einer Heimbrauerei aus. „Ein Kontrolleur vom Zoll war sogar bei uns zu Besuch und hat die Technik gesichtet“, erzählt er. „Er war ganz erstaunt und hat uns ein recht professionelles Niveau bescheinigt.“

In Deutschland dürfe man pro Person und Jahr 200 Liter Bier in einer Heimbrauerei steuerfrei herstellen. Liege der Ausstoß in einem Jahr höher, werde die Biersteuer fällig. Die Höhe richte sich nach dem Stammwürzegehalt des Bieres. Dieser wird in Grad Plato gemessen. Bei elf Grad Plato seien 0,04 Cent Steuer pro Halbliterflasche zu zahlen.

Ihre Handwerkskunst wollen die Drei beim Erntedankfest in der Gemeinde erstmals auch öffentlich zeigen. Sie sind in der Lage, innerhalb von fünf Stunden etwa 24 Liter Bier zu produzieren.