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Finanzierung Erster Lichtblick für die Bergwacht-Retter

Im Tauziehen um die Finanzierung der Bergwacht gibt es ein erstes Resultat: Die Krankenkassen sind bereit, eine Pauschale zu zahlen.

Von Dennis Lotzmann 30.03.2016, 12:00

Halberstadt/Thale/Wernigerode l Mitten im Bodetal ist es mal wieder passiert: Ein 20-Jähriger, der auf dem stellenweise extrem schmalen Wanderweg zwischen Treseburg und Thale mit einem Mountainbike unterwegs war, ist am Ostersonnabend schwer verunglückt. Er stürzte gegen 13.30 Uhr gut fünf Meter einen Abhang hinab. Der Berliner verletzte sich dabei schwer.

Der Mann wurde von Kameraden der Thalenser Bergwacht und Mitgliedern der Thalenser Feuerwehr aus dem schwer zugänglichen Gelände gerettet und musste anschließend mithilfe einer Gebirgstrage rund einen Kilometer weit bis zum Transportfahrzeug getragen werden. Nach der notärztlichen Erstversorgung wurde der Radler vom Rettungsdienst in eine Klinik gebracht.

Dass dem 20-Jährigen vergleichsweise schnell geholfen werden konnte, war der Anwesenheit der Thalenser Bergwacht zu verdanken. „Es war sein Glück, dass wir Ostern bereits unseren Bereitschaftsdienst aktiviert hatten“, berichtet Uwe George, Sprecher der Bergwacht-Landesleitung und aktives Mitglied der Thalenser Gruppe. „So waren wir als erste Helfer vor Ort“, berichtet der 44-Jährige.

Damit unterstreichen die Bergretter, die vom Deutschen Roten Kreuz (DRK) getragen werden, einmal mehr ihre Bedeutung im touristisch stark frequentierten Bodetal. Dennoch war die Frage der Finanzierung ihrer Rettungseinsätze bislang noch immer nicht abschließend geklärt. Zwar finden sowohl Berg- als auch Wasserwacht in Paragraf 33 des seit 2013 geltenden Landes-Rettungsdienstgesetzes Erwähnung. Allerdings fanden das DRK auf der einen und die gesetzlichen Krankenkassen auf der anderen Seite bislang noch keine Lösung für die offene Finanzierungsfrage der Einsätze.

Die Konsequenz: Mal erhielten die Bergretter nach Rettungseinsätzen eine Vergütung durch Krankenkassen, mal nicht. Insbesondere in Fällen, wo kein Klinikaufenthalt folgte, gingen die Bergretter leer aus. Die Ehrenamtler forderten mit Blick auf ihre teure Ausrüstung und die gesetzlichen Vorgaben eine verlässliche finanzielle Vergütung. „Am besten durch Zahlung einer festen Jahrespauschale“, hatte DRK-Landesgeschäftsführer Rainer Kleibs das Ziel in der Vergangenheit abgesteckt. Das sei planbar und reduziere den Abrechnungsaufwand.

Nachdem die Volksstimme im Frühjahr 2015 das Problem mehrfach thematisiert hatte, kam Bewegung in die Sache. Und nun gibt es tatsächlich eine Lösung im Sinne des DRK: „Seit diesem Jahr fließen 20 000 Euro für die Bergrettung im Harz“, erklärt AOK-Sprecherin Anna Mahler. Und: Von dieser Pauschalzahlung profitierten im Fall des Falles die Versicherten aller gesetzlichen Krankenkassen.

Für Rainer Kleibs und Uwe George ein erster entscheidender Schritt in die richtige Richtung: „Das Unglück am Ostersonnabend war ein typischer Rettungsfall. Es ist nur legitim, wenn wir für unseren materiellen Aufwand finanziell entschädigt werden“, so Kleibs.

Rainer Kleibs will nun die Strukturen überdenken – „es wird wohl mittelfristig auf zwei Bergwacht-Standorte in Schierke und Thale hinauslaufen“, so der DRK-Geschäftsführer. Allerdings hat vor allem Uwe George Zweifel, ob 20 000 Euro ausreichen, um die Materialkosten zu stemmen und zwei Wachen zu finanzieren: „Erfahrungen aus Franken zeigen, dass jährlich rund 25 000 Euro nötig sind, um eine Wache zu betreiben.“

Deshalb sieht er in der 20 000-Euro-Lösung bestenfalls einen Anfang. „Wir müssen sehen, ob und wie wir damit hinkommen.“ Auch Kleibs gibt sich realistisch: „Wir werden mindestens zehn Jahre brauchen, um damit solide Strukturen aufzubauen."