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Cheerleading Aufstellung nehmen fürs Jubiläum

Seit zehn Jahren sorgen die Red Scorpion Cheerleader mit Akrobatik und Tanz für Aufsehen. Gegründet wurde die Gruppe von Daniela Wäser.

Von Sandra Reulecke 01.04.2016, 01:01

Halberstadt l „Zuhören! Die Füße müssen direkt an die Linie. Nein, das andere Knie!“ Der Ton ist rau, die Anweisungen sind knapp. Schließlich ist es nicht irgendein Training, sondern die Generalprobe. Bis 18.30 Uhr am heutigen Freitag muss alles sitzen – dann schauen gut 240 Personen zu. Ein wenig Lampenfieber und Aufregung ist den rund 100 Akteuren anzumerken. Zwar haben einige schon seit zehn Jahren Erfahrungen mit Auftritten, doch ein Programm für das eigene Jubiläum zu präsentieren, ist etwas anderes.

Daniela Wäser kontrolliert noch einmal ihre Liste. „Ja, der Ablauf passt.“ Die Cheftrainerin nickt zufrieden. Ihr ist es besonders wichtig, dass alles stimmt. War sie es doch, die am 1. April 2006 die Red Scorpion Cheerleader (RSC) in Halberstadt gegründet hat.

Erfahrungen mit Cheerleading hatte sie zu diesem Zeitpunkt schon einige Jahre. „Als ich etwa 13 Jahre alt war, habe ich eine Anzeige von einem Fitnesstudio gelesen, dass eine Gruppe aufgebaut werden sollte“, erinnert sich Daniela Wäser. Sie räumt lachend ein: „Aber so richtig hatte das mit Cheerleading nichts zu tun. Wir haben nur getanzt.“ Spaß hat es dennoch bereitet.

Mit dem Wechsel zur Cheerleading-Gruppe Black Shadows stieg dann der Anspruch. Die Halberstädterin legte sogar die Trainerprüfung ab. Und als abzusehen war, dass sich die Black Shadows sich auflösen werden, war es an ihr, eine neue Gruppe aufzubauen. „Gerade die Kinder wollten gerne weitermachen, aber anders als vorher“, berichtet die 30-Jährige. „Da ich die Älteste war, hatte ich dann den Hut auf.“ Die Geburtsstunde der RSC. Mit anfänglich zwölf Mitgliedern gehörten sie zunächst zum VfB Germania Halberstadt.

Daniela Wäser ist es wichtig zu betonen, dass Cheerleader mehr machen, als den „Popo“ und die Pompons zu schwingen. „Das Schwierige und gleichzeitig Tolle an dem Sport ist die Kombination aus Turnen, Tanz und Akrobatik – man muss alles können.“

Mit ihrer Begeisterung hat sie ihren Lebensgefährten Daniel Pinkernelle angesteckt. „Vorher konnte ich mir nicht vorstellen, wie toll der Sport ist“, gesteht er. „Mittlerweile ärgere ich mich, dass ich nicht früher angefangen habe.“ Der Halberstädter trainiert eine eigene Gruppe und steht bei Wettbewerben im Rampenlicht.

Daniela Wäser ist dagegen nicht mehr aktiv. „Wenn man selbst mitmacht, verliert man die Übersicht“, erläutert die zierliche Blondine.

Und die ist wichtig, um Verletzungen zu vermeiden. Bei den Stunts – Pyramiden und Sprünge – ist höchste Konzentration und viel Übung gefragt. Sonst kommt es zu Knochenbrüchen und blauen Flecken. Auch Überwindung und Selbstdisziplin sind von den Akteuren gefordert, um sich von den Teammitgliedern in die Luft stemmen und werfen zu lassen. „Ich bewundere die Kinder für ihren Mut“, sagt Daniela Wäser.

Seit 2007 gehört Lisa Rautenstrauch zu ihren Schützlingen. Für die 14-Jährige ist Cheerleading mehr als ein Hobby. „Man lernt viel – nicht nur für den Sport, sondern für die eigene Persönlichkeit.“ In ihrem Bekanntenkreis stößt sie mit ihrer Leidenschaft nicht nur auf Begeisterung. „Viele unterschätzen den Sport und sehen nur die Klischees“, berichtet die Schülerin. Andere spornen sie dagegen an. So ist ihre Großmutter ihr größter Fan. „Sie sammelt jeden Schnipsel, der über uns in der Zeitung steht.“

Diese Begeisterung sei die größte Motivation bei Wettbewerben. „Ich bekomme jedes Mal eine Gänsehaut, wenn ich bei Meisterschaften unseren Fanblock sehe“, sagt Lisa Rautenstrauch. „Unsere Fans sind die lautesten“, ergänzt Chan-Viviene Braun stolz. Sie ist seit 2009 Mitglied bei den „Roten Skorpionen“ und hat sich seitdem schon oft verletzt. „Aber man lernt den Sport lieben. Für diese Leidenschaft nimmt man das in Kauf“, sagt die 16-Jährige.

Daniela Wäser hofft, dass die beiden Schülerinnen nach dem Abschluss den Cheerleadern treu bleiben. Denn während sich viele Kinder für den Sport begeistern, gibt es deutlich weniger Erwachsene, die an den Trainings teilnehmen. „Viele gehen für die Ausbildung oder das Studium weg“, erläutert die Trainerin. Sie kann sich gut erinnern, wie schwierig diese Zeit ist. Nach dem Abitur pendelte sie täglich zum Studium nach Magdeburg. „Wegzuziehen wäre nicht infrage gekommen, sonst hätte ich die Arbeit für die Scorpions nicht weiter machen können.“ Mittlerweile arbeitet sie als Psychologin im Halberstädter Gesundheitsamt.

Neben dem Job betreuen Daniela Wäser und fünf weitere Trainer rund 100 Mitglieder der RSC, die seit 2013 eine Abteilung des HT 1861 sind. Geübt wird in mehreren Gruppen – aufgeteilt nach dem Alter und der Leistungsstärke, um an Regionalmeisterschaften teilzunehmen. „Bisher liegen wir im Mittelfeld“, berichtet die Trainerin. „Aber wir haben an uns gearbeitet und das große Ziel sind die Deutschen Meisterschaften.“

Doch bis es soweit ist, feiern die Red Scorpions erst einmal ihr zehnjähriges Bestehen.