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Insolvenz Pro Arbeit steht vor dem endgültigen Aus

Die Pro Arbeit GmbH ist zahlungsunfähig. Das Insolvenzverfahren soll am 29. April eröffnet werden.

Von Ingmar Mehlhose 21.04.2016, 09:00

Wernigerode l Das Experiment Pro Arbeit GmbH sei endgültig gescheitert, sagt Peter Hausmann. Laut Vorstand der Harz AG wird es auch keine Neuauflage geben.

2005 als hundertprozentige Tochter gegründet, habe sie Erträge zugunsten der Wirtschaftsförderung durch die Mutter erzielen sollen. Hausmann: „Bis 2009 hat sie auch Geld eingebracht.“ Durch die dann einsetzende Rezessionsphase habe sich die Situation ins Negative verkehrt.

Rückblende: Zur Jahreshauptversammlung der Harz AG im Sommer 2015 hatte der Vorstand den Aktionären einmal mehr keine positiven Nachrichten zu vermelden. Zwar konnte der Umsatz der Zeitarbeitsfirma wie in den Vorjahren leicht gesteigert werden. Er betrug etwa 4 338 000 Euro und somit rund 214 000 Euro mehr als 2013. Die Zahl der Mitarbeiter pegelte sich in den letzten drei Jahren auf um die 170 Beschäftigte ein.

Hausmann damals: „Nach einem guten Start in 2014 ist es leider nicht gelungen, ein positives Jahresergebnis zu erwirtschaften.“ Gründe dafür waren zum einen der starke Rückgang der Auftragslage, speziell ab Juli. Andererseits musste wegen einer erneuten Prüfung der deutschen Rentenversicherung aufgrund der Tarifunfähigkeit der Christlichen Gewerkschaften weitere Gelder den Rückstellungen zugeführt werden.

Der Vorstand: „Gegenwärtig können die Planvorgaben nicht erfüllt werden.“ Er nannte als Gründe einen extrem hohen Krankenstand im Februar und März 2015 sowie eine verstärkte Übernahme von Beschäftigten durch die Kunden. Peter Hausmann: „Aus heutiger Sicht muss damit gerechnet werden, dass die Konsolidierung der Pro Arbeit in der nächsten Zeit noch nicht abgeschlossen werden kann.“ Und: „Es ist davon auszugehen, dass die Marktsituation eher schwieriger als leichter wird.“

 

Es habe fortwährend Versuche gegeben, gegenzusteuern. So seien die Betriebskosten „bis aufs Letzte“ gesenkt worden. Der Vorstand: „Unser Plan war eine Sanierung bis 2019. Aber das hätten wir in den nächsten Jahren nicht mehr hinbekommen.“ Trotz aller Bemühungen hätten die Verbindlichkeiten der Pro Arbeit im sechsstelligen Bereich gelegen.

Deshalb musste die Gesellschafterversammlung der Pro Arbeit GmbH nicht einmal neun Monate später die Reißleine ziehen. Der Wernigeröder: „Wir haben den Fortbestand des Unternehmens nicht mehr gesehen.“ Auf deren Beschluss wurde am 1. März ein Insolvenzantrag beim Amtsgericht Magdeburg gestellt. Am 16. März erfolgte die Anordnung der vorläufigen Verwaltung des Vermögens der Antragstellerin. Deren Verfügungen sind nur mit Zustimmung des vorläufigen Insolvenzverwalters wirksam. Dazu ist Rechtsanwalt Prof. Dr. Lucas F. Flöther in Magdeburg bestellt worden.

Es habe im Übrigen nicht an der Zeitarbeitsfirma selbst gelegen, sondern an den Bedingungen des Arbeitsmarktes. Ein Punkt sei der Rückgang der Beschäftigten gewesen. 160 würden mindestens für einen rentablen Betrieb benötigt. Diese Zahl sei zuletzt dauerhaft unterschritten worden. Der Vorstand: „Ausschlaggebend war letztlich im Januar der Einbruch in der Ascherslebener Filiale der Pro Arbeit.“ Zwei der Mitarbeiterinnen dort hätten gekündigt.

„Wir haben gegenseitig keine Verbindlichkeiten“, betont der Vorstand. Allerdings habe die Harz AG 25 000 Euro zum Grundkapital der Tochter beigesteuert.

Am 29. April werde entschieden, ob ein Insolvenzverfahren eröffnet wird. Für die betroffenen Mitarbeiter sei die Entlohnung drei Monate lang gesichert. Bis auf einen Kunden „sind alle bei der Stange geblieben“. Außerdem gebe es für die Pro Arbeit bereits Kaufinteressenten. Gespräche mit dem Insolvenzverwalter liefen.

Die Harz AG solle künftig mit einer Sockelfinanzierung ausgestattet werden. Die Stadt Wernigerode, die Kreisverwaltung Harz und die Harzsparkasse hätten sich bereits dazu bekannt. Mit weiteren Partnern werde darüber verhandelt. Peter Hausmann: „Wirtschaftsförderung kostet Geld. Das muss unterstützt werden. Da sind wir auf dem richtigen Weg.“