1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Halberstadt
  6. >
  7. Pfeifenkrug: Klare Tendenz zur Ampel

EIL

Unfall-Schwerpunkte Pfeifenkrug: Klare Tendenz zur Ampel

Die Unfallkommission im Harz hat Schritte verabredet, um Schwerpunkte zu entschärfen. Die Kreuzung Pfeifenkrug soll eine Ampel bekommen.

Von Dennis Lotzmann 28.04.2016, 12:00

Harzkreis l 6311 Unfälle mit 229 Schwerverletzten und insgesamt 15 Toten: Die Gesamtbilanz des Jahres 2015 für den Harzkreis fällt wenig berauschend aus. Zwar registrierte die Polizei etwas weniger Unfälle, die Zahl der Toten und Schwerverletzten stieg gegenüber 2014 jedoch deutlich an. Umso mehr standen die Mitglieder der Verkehrsunfallkommission in ihrer gestrigen Sitzung vor der Frage, ob und wie Unfallschwerpunkte entschärft werden können, berichtete Polizeioberrat Andreas Pretzlaff als Geschäftsführer der Runde. In der Runde sitzen neben Polizei und Straßenbaulastträgern unter anderem auch Kreisverwaltung und der Kreis-Jägermeister.

Der Harz lockt mit seinen bergigen und kurvenreichen Strecken viele Kradfans aus ganz Deutschland an. Unfallschwerpunkte sind die B 81 (Rotacker bis Thüringen) mit einem Toten in den vergangenen drei Jahren und die B 27 (Blankenburg-Hüttenrode). Die Kommission sieht weder bauliche Defizite noch sonstigen Korrekturbedarf. Vielmehr seien die Unfälle auf überhöhtes Tempo, riskante und mitunter egoistische Fahrweise zurückzuführen.

Zudem ist und bleibt der Rappbodetunnel und dessen Umfeld ein neuralgischer Punkt. „Die im Frühjahr 2015 vor den Tunneleinfahrten eingebauten Rüttelstreifen haben keine nachhaltige Verkehrsberuhigung bewirkt“, so Andreas Pretzlaff. Außerdem sei es im Tunnel weiter extrem laut.

„Mein persönlicher – aber unrealistischer – Wunsch wäre, den Tunnel gänzlich zu öffnen“, so der Vize-Revierleiter. Das würde zweifelsohne die Sogwirkung auf „Motor-Sound-Enthusiasten“ reduzieren. Hilfreich, so Pretzlaff, wäre sicher auch das Verjüngen auf eine Fahrspur mit Ampelregelung, was die Sicherheit für die Passanten von und zur Talsperren-Mauer deutlich erhöhen würde.

Konkrete Konsequenzen gibt es bislang nicht. Überlegungen laufen, um für Fußgänger einen Weg über den Berg als alternativen Zugang vom Parkplatz zur Talsperre zu bauen. Die Lösungssuche sei insgesamt schwierig – mit den Unzulänglichkeiten des Tunnels müsse man noch auf Jahre leben, so der Tenor in der Expertenrunde.

Hier kracht es immer wieder, obwohl der Einmündungsbereich perfekt einsehbar ist. Warum, ist unklar. Die Regeln der Straßenverkehrsordnung scheinen „aus irgendwelchen Gründen nicht zu funktionieren“, so die nüchterne Bestandsaufnahme in der Expertenrunde.

Konsequenz: Entweder einen Kreisverkehr, den Polizei und Kreisverwaltung favorisieren, bauen oder eine Ampel installieren. Weil ein Kreisel sechs bis acht Jahre Planungsvorlauf benötigt und die B 81 in Richtung Halberstadt langfristig eventuell mehrspurig ausgebaut werden soll, ist eine Ampelanlage nun die erste Wahl. Sie soll binnen Jahresfrist entstehen.

Acht Unfälle zwischen 2013 und 2015, die alle beim Abbiegen passiert sind, mit einem Toten, zwei Schwer- und 13 Leichtverletzten untermauern auch hier Handlungsbedarf. Die Kommissions-Mitglieder sehen einen Konflikt zwischen den Linksabbiegern, die von Wernigerode kommend in Richtung B 6 fahren, und den Entgegenkommenden. Um eine Irritation aufgrund von entgegenkommenden Rechtsabbiegern und Geradeausfahrern im Parallelverkehr zu minimieren, wird baulich korrigiert: Die Rechtsabbiegespur wird bis unmittelbar vor der Kreuzung entfallen, sodass die Linksabbieger sich nur noch auf eine Fahrspur im Gegenverkehr konzentrieren müssen. Außerdem bleibt die Einmündung unter Beobachtung.

Die hier registrierten Unfälle sind Anlass für eine großräumige Untersuchung unter Einbeziehung der Kreuzungen Rathenau-Straße/Spiegelstraße und der Fünfeck-Kreuzung

Aus Sicht der Kommission sind keine baulichen Mängel erkennbar.

Schwerpunkte bilden die Strecken Ballenstedt-Rieder, Quedlinburg-Rieder und Timmenrode-Thale. Die Polizei appelliert, Hinweiszeichen auf Wildwechsel ernst zu nehmen und das Tempo zu reduzieren. Ein Erfolg wurde zwischen Stapelburg und Ilsenburg erzielt. Dort sanken die Unfallzahlen nach Installation einer tempoabhängigen Leuchtsignal-Tafel von 22 (2014) auf zwölf Unfälle im Jahr 2015. Allerdings sind derartige Anlagen mit 50 000 bis 100 000 Euro teuer.

Nach Angaben des Vize-Revierchefs haben die Verantwortlichen im Harz insgesamt 49 Schwerpunkte im Blick. „Generell sind vorausschauendes Fahren und angepasstes Tempo ganz wichtig“, betont Andreas Pretzlaff. „Laut Gesetz muss ich stets innerhalb der Hälfte der einsehbaren Strecke gefahrlos anhalten können“, erinnert der Polizeioberrat. Und: „Es ist hilfreich, verzeihlicher zu agieren, wenn andere Fehler machen.“