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Modellbau Jungfernflug vom Sturm verweht

Es ist Geschichte zum Anfassen: Friedrich-Wilhelm Schröter baute ein Modellflugzeug mit dem traditionsreichen Namen „Halberstadt“.

Von Dieter Kunze 17.05.2016, 09:00

Blankenburg/Halberstadt l Viele Monate hatten Luftfahrtfreunde auf diesen Tag hingearbeitet. Das Modell des einst in Halberstadt gebauten Doppeldeckers CL.IV sollte auf dem Fluggelände unterhalb des Regensteins zum Jungfernflug starten. Doch der Sturm verhinderte den Aufstieg. So blieb es bei der Flugzeugtaufe und einem Probestart des Motors.

In Halberstadt wurden von 1912 bis 1919 rund 1000 Doppeldecker-Flugzeuge gebaut. Heute sind noch drei Maschinen vom Typ Halberstadt im Original zu besichtigen: Im Berliner Museum für Verkehr und Technik sowie in den USA, in Washington und Dayton/Ohio.

Der Alt-Halberstädter Friedrich-Wilhelm Schröter arbeitet seit Langem an der Geschichte der Halberstädter Flugzeugwerke und suchte Verbündete.

Mit dem Blankenburger Reiner Oelschläger ist es ihm gelungen, einen Modellflug-Fachmann für die Wiedererstehung dieses „technischen Wunderwerks“ zu begeistern.

Beim Bau des flugfähigen Modells mit 1,30 Meter Spannweite, mit einem Vier-Takt-Motor und Fernsteuerung half Henrik Dombrowski vom Aero-Club Wolfsburg. Der 35-Jährige erläuterte den interessierten Besuchern die technischen Details. „Alle Steuerungen funktionieren wie im Original – Querruder, Seitenruder, Motorsteuerung“.

Ein Modellflugzeug zu fliegen sei schwieriger als ein richtiges Flugzeug. Man müsse immer voraus denken, die Maschine im Blick behalten und nicht zu langsam fliegen, weil sonst die Strömung abreiße. Für einen Start bei solch einem windigen Wetter sei das Modell einfach zu wertvoll, erläuterte Dombrowski.

Reiner Oelschläger hat offensichtlich viel Spaß beim Modellbau gehabt, so dass er gleich eine zweite Maschine, aber mit Elektromotor, für sich anfertigte. Die Original-Maschine wurde schließlich mit Sekt auf den Namen des Initiators „Frie-Wi“ getauft und anschließend der Klang des Motors demonstriert.

Oberbürgermeister Andreas Henke (Linke) erinnerte an den Flugzeugbau, der 1918 in Halberstadt eingestellt wurde. 1935 wurden hier noch einmal Flugzeugteile hergestellt, Tragflächen für die Junkers 52 „Tante Ju“. Er bedankte sich für die intensive Arbeit. Gemeinsam mit dem Modell des Lufthansa-Jets mit dem Namen Halberstadt, das jetzt noch im Rathaus hängt, sollen beide Maschinen im Städtischen Museum einen würdigen Platz bekommen.

Ortschronist Werner Hartmann ist Mitglied der Interessengemeinschaft der Luftfahrtfreunde, die sich regelmäßig trifft - am 5. Juni in Dingelstedt wieder zum Flugplatzfest. Er hat schon sechs Bücher über die Halberstädter Luftfahrtgeschichte geschrieben und will am Thema dranbleiben.