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Auenmüller-Jahr Ehrerbietungen für den „Greifer“

40 Jahre lang war Hans Auenmüller Musikdirektor am Halberstädter Theater. Zu seinem 90. Geburtstag und 25. Todestag wird er geehrt.

Von Sabine Scholz 20.05.2016, 01:01

Halberstadt l Der Greifer. Das war sein Spitzname am Theater. Denn wenn Hans Auenmüller über die Flure eilte, kam es häufiger vor, dass er sich einen Sänger schnappte, um schnell noch dies und jenes zu proben, einzustudieren, zu verbessern. Da war der Musikdirektor unerbittlich. Wer frei hatte, ging ihm also besser aus dem Weg. Dennoch liebten und schätzten viele Mitarbeiter und Weggefährten Auenmüller. Davon zeugen Anekdoten, die sich in einem Buch wiederfinden, das die Internationale Andreas-Werckmeister-Gesellschaft herausgegeben hat.

Hans Auenmüller war ein zutiefst gläubiger Christ und den Mächtigen der DDR kein bequemer Zeitgenosse, schloss sich nie einer Partei an, auch wenn diese sich christlich nannte, prangerte Missstände an und setzte sich für Verfolgte und Schwache ein. Mit Temperament und einer gewissen Schlitzohrigkeit sprach er immer wieder Tabuthemen an.

In diesem Jahr wird sein 90. Geburtstag und sein 25. Todestag begangen. Unter anderem mit Konzerten, in denen einige seiner eigenen Musikschöpfungen zu erleben sein werden. „Der Komponist Hans Auenmüller wird jedoch erst allmählich in seiner Bedeutung für die Musikgeschichte Mitteldeutschlands erkannt“, sagt Dr. Rüdiger Pfeiffer. Der Halberstädter ist Cellist und Musikwissenschaftler und lehrt in Magdeburg. Gemeinsam mit Silke Nuss, die Auenmüller noch als Musikdirektor am Theater erlebte und sich nun in der Werckmeister-Gesellschaft engagiert, bereitet Pfeiffer mit Unterstützung der Stadt, dem Kammermusikverein und dem Bach-Ensemble Weimar eine Reihe von Gedenkveranstaltungen für Auenmüller vor.

„Allerdings mussten wir einige Projekte absagen, da unsere Anträge auf Fördergeld vom Kultusministerium komplett abgelehnt wurden. Die geplanten Forschungs- und Interview­aufträge an Halberstädter Schüler sind somit passé, auch die geplante Ausstellung zu Leben und Schaffen von Hans Auenmüller wird deutlich kleiner ausfallen“, sagt Silke Nuss. Aber die geplanten Konzerte werden stattfinden. „Da sind wir genauso stur, wie es Auenmüller immer war, und haben uns gesagt: Wir schaffen das trotzdem“, erzählt Nuss schmunzelnd.

Zudem verfolgt die Internationale Andreas-Werckmeister-Gesellschaft seit einigen Jahren das Ziel, mit vielen ehrenamtlichen Helfern Auenmüllers Kompositionen, die ausschließlich handschriftlich vorliegen, handhabbar und damit bekannter zu machen. Noch immer lassen seine Kinderopern wie „Der kleine Muck“ oder „Das tapfere Schneiderlein“ Kinderherzen höher schlagen.

Das Chorkonzert des renommierten Johann-Sebastian-Bach-Ensembles Weimar am Sonntag, dem 22. Mai, eröffnet bei freiem Eintritt das Auenmüller-Jahr 2016. Ab 15 Uhr wird der einstige Halberstädter Domkantor Prof. Klaus-Jürgen Teutschbein in der Andreaskirche Halberstadt das Konzert dirigieren, bei dem neben Stücken von Bach, Elgar und Mendelssohn-Bartholdy geistliche Werke aus der Feder von Hans Auenmüller zu Gehör gebracht werden. „Kammersängerin Marie-Luise Lorenz wird dazu ein paar Erinnerungen an Auenmüller zum Besten geben, worauf ich mich schon sehr freue“, sagt Klaus-Jürgen Teutschbein.