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Lehrermangel Eltern wollen für Sekundarschule kämpfen

Die Freie Sekundarschule in Hedersleben soll am 1. August geschlossen werden. Eltern und Kinder wollen den Standort unbedingt erhalten.

Von Christian Besecke 22.05.2016, 09:30

Hedersleben l Die Nachricht von der Schließung der Schule in Hedersleben ist bei den Betroffenen wie eine Bombe eingeschlagen. „Am Dienstag wurden die Eltern mittels einer kurzen schriftlichen Nachricht darüber informiert“, erklärt Elternvertreter Thomas Hohmann gegenüber der Volksstimme. Er und Johannes Hesse moderierten das Treffen, zu dem Eltern, Kinder und Lokalpolitiker am Donnerstagabend zusammengekommen waren.

Im Laufe der Veranstaltung einigten sich die Eltern auf erste Schritte, um der Schließung doch noch entgegenzuwirken. So soll ein Fachanwalt aus Halle mit der Prüfung des Sachverhalts beauftragt werden. „Wir wollen mit der evangelischen Johannes-Schulstiftung ins Gespräch kommen“, sagt Hohmann weiter. „Bislang ist der Kontakt schwierig.“

Geschäftsführer Michael Bartsch war auch am gestrigen Freitag für eine Stellungnahme nicht erreichbar, da er sich laut seiner Sekretärin auf einer Dienstreise befindet.

Als Hauptgrund für die Schließung der christlichen Privatschule habe Michael Bartsch ihm gegenüber Lehrermangel angegeben, so Johannes Hesse in der Zusammenkunft. An diesem Punkt wollen nun die Eltern aktiv werden und den Schulträger bei der Suche nach Lehrkräften unterstützen. Obendrein soll Kontakt zu anderen Schulen hergestellt werden.

Unterstützung wollen dabei die Landtagsabgeordneten Monika Hohmann (Die Linke) und Ulrich Thomas (CDU) geben. Letzterer will sich um Herstellung eines Kontaktes zum Träger kümmern.

Enttäuscht zeigen sich auch die Hederslebener Bürgermeisterin Kornelia Bodenstein (parteilos) und ihr Stellvertreter Adolf Speck (CDU), der zudem noch Mitglied im Verbandsgemeinderat ist. „Es kann doch nicht sein, dass wir von den Eltern erfahren, dass die Schule dicht gemacht wird“, so Kornelia Bodenstein, die sich seinerzeit für die Eröffnung der Freien Sekundarschule sehr stark gemacht hat.

Adolf Speck fügt hinzu: „Der Verbandsgemeinderat hat immer wieder das Gespräch mit Michael Bartsch gesucht. Zuerst wurden von ihm die Schülerzahlen ins Feld geführt und nun sollen fehlende Lehrer der Grund für die Schließung sein.“ Man sei bereit gewesen, darüber zu sprechen und habe Hilfe angeboten, auch von Seiten des Gemeinderates.

Silke Stadör vom Landes-Schulamt in Halle bestätigt den generellen Mangel an Fachlehrern im Land. „Speziell in den naturwissenschaftlichen Fächern haben wir landesweit ein Problem“, sagt sie. „Eine Schule wie Hedersleben ist zudem auf Teilzeitkräfte angewiesen. Die Argumentation der Stiftung mit schlechter bezahlten Stellen hinkt daher etwas.“

Richtiger sei es, den wirtschaftlichen Standpunkt zu betrachten, so Silke Stadör. „Im ländlichen Raum haben wir im Augenblick in staatlichen Schulen einen Richtwert von 180 Schülern“, führt sie aus. „Nun handelt es sich in Hedersleben um eine Freie Schule, die zurzeit 76 Schüler und nach dem Weggang der zehnten Klasse gar nur noch 64 hat.“ Adolf Speck führt ins Feld, dass Eltern nach seinen Informationen für das neue Schuljahr zwölf Kinder anmelden wollten.

Silke Stadör präsentiert noch einen interessanten Fakt: „Wir haben von der Schließung der Schule zuerst von einem Elternvertreter aus Hedersleben erfahren“, sagt sie. „Erst am Donnerstag um 17.21 Uhr haben wir eine Vorinformation vom Träger bekommen.“ Den neunten Klassen biete der Träger die Übernahme in seine Schulen in Haldensleben oder Magdeburg an.

Nach Angaben von Silke Stadör ist es kein Problem, die anderen Schüler im Einzugsgebiet an staatlichen Schulen unterzubringen. „Die Schüler haben ein Recht dazu“, betont sie. „Die benötigten Plätze werden in jedem Fall bereitgestellt.“

Genau das wollen die Eltern aber mit ihrer Initiative verhindern, denn sie haben sich bewusst für die Freie Schule entschieden. „Wir fühlen uns wohl hier“, sagt Giselle (elf Jahre) aus Wegeleben. „Hier gibt es kein Mobbing und die Lehrer sind toll.“ Clara aus Gatersleben sagt: „Wir sind wie eine Familie. Ob einer einfach schüchtern ist oder gar einen Sprachfehler hat – alle werden akzeptiert.“ An anderen Schulen sei das oft nicht der Fall.