Theater Liebe in Silber-Rot

Seit 25 Jahren existiert das Nordharzer Städtebundtheater.

Von Sabine Scholz 31.05.2016, 00:00

Halberstadt l Es ist Liebe. In mehrfacher Hinsicht, wie Johannes Rieger zur Vorstellung der neuen Theaterspielzeit 2016/2017 sagte. Der Intendant und Musikdirektor des Nordharzer Städtebundtheaters freute sich bei der Vorstellungspressekonferenz über das Medieninteresse an „lauter ungelegten Theatereiern, in die große Hoffnung gesetzt werden, dass sie sich wieder als wunderbare Theaterabende entpuppen“.

Das Spielzeitmotto ist wie immer mit Bedacht gewählt. Es ist Liebe – von den Theatermachern zu ihrer Arbeit, von den Besuchern zu ihrem Theater und auch bei der Stückauswahl spielte das Motto eine Rolle. Immerhin gibt es in der kommenden Spielzeit einen Grund zum Feiern: das Nordharzer Städtebundtheater begeht im April sein 25. Gründungsjubiläum. In Quedlinburg feiert man zudem die Wiedereröffnung des großen Hauses. Das war zu Ende der DDR-Zeiten wegen Baufälligkeit gesperrt worden. Aber die Liebe der Quedlinburger zu ihrem Theater zeigte sich in dem großen Engagement, mit dem um die Sanierung des Hauses gerungen wurde. Als 2003 auch der Bühnenturm saniert werden konnte, besaß das 1992 gegründete Nordharzer Städtebundtheater zwei vollgültige große Häuser, wie Rieger rückblickend sagte.

Dass das Harztheater sein Silberjubiläum feiern kann, war über viele Jahre nicht sicher. Immer wieder musste hart um die Existenz gekämpft, um die Finanzierung verhandelt werden. In all den Jahren bewiesen Mitarbeiter aller Sparten die Liebe zu diesem Theater, weil sie nicht nur auf Lohn verzichteten, sondern allen Unkenrufen zum Trotz wundervolle Inszenierungen auf die Bühnen brachten.

An diese wird im neuen Spielzeitheft erinnert – mit Schwarzweiß-Fotografien. Das neue Heft spiegelt das Selbstbewusstsein des Städtebundtheaters wider. Erstmals ist es doppelt so groß wie die bisherigen Spielzeithefte. Im A-4-Format, im silbernen Einband mit roter Rose und Schrift nimmt es farblich die Wappenfarbe der Region auf, zugleich symbolisiert das Silber das Jubiläum.

Ein Jubiläum bedarf Grußworte. So kommen in diesem Heft nicht nur Landrat Martin Skiebe (CDU) und die Oberbürgermeister Halberstadts und Quedlinburgs zu Wort. Schließlich sind es Kreis und diese zwei Städte, die den Zweckverband einst mit gegründet haben und ihn bis heute tragen. Verteilt im Heft finden sich auch Beiträge der drei Vorgänger von Johannes Rieger, der natürlich selbst ebenfalls das Wort an die Leser richtet. Gero Hammer, Kay Metzger und André Bücker erinnern sich an besondere Herausforderungen in ihren Amtszeiten.

Aber es geht im Spielzeitheft natürlich nicht in erste Linie um die Rückschau, sondern um die Präsentation dessen, was die Theaterleute in den Monaten ab September wieder auf die Beine stellen wollen.

Wobei dann doch wieder die Vergangenheit eine Rolle spielt. Nicht nur, dass man zwischen Opern-Inszenierungen in der Regel zehn Jahre verstreichen lässt, ehe man wieder ein Stück neu auf die Bühne bringt. Nein, ein Angebot befasst sich mit der großen Geschichte dieser Region. In „Mensch Heinrich“ geht es um die Gründung dessen, was sich heute Deutschland nennt. König Heinrich I. legt den Grundstein zur ottonischen Herrscherdynastie und wird im Mittelpunkt einer multimedialen Revue stehen, in der es um die Mythen rund um den deutschen König, um brutale Kriege, geschickte Eheschließungen, Diplomatie, Glauben und fragwürdige Geschichtsschreibung gehen wird.

Zu den Großen der (Theater)Geschichte zählen auch Romeo und Julia, die das Schauspiel­ensemble auf die Bühne bringen wird. Auch „Harold und Maude“ stehen im Plan, ebenso „Zwei Frauen und eine Leiche“ – soviel zum Thema Liebe. Eine besondere Inszenierung verspricht „Patricks Trick“ zu werden, ein aktuelles Stück über den Umgang mit Behinderung und Anderssein. Es sind auch solche Stücke, die die Beliebtheit des Städtebundtheaters ausmachen. Theater, wie es sein soll, anregend, aufregend, die Auseinandersetzung nicht scheuend.

Das Musiktheater wartet unter anderem mit „Tannhäuser“, „Eugen Onegin“, „Die Fledermaus“ und „Anatevka“ auf und einem Kinderkrieg-Musical. Auch die „Addams Family“ steht auf dem Spielplan, als drittes Theater in Deutschland überhaupt inszenieren die Harzer die auf den legendären Cartoons von Charles Addams basierende Musicalkomödie, die 2010 Broadway-Premiere feierte.

Der Spielplan listet noch mehr auf. Im Ballett geht es um den Sündenfall und um gefährliche Liebschaften. Es wird eine neue Gesprächs- und Begegnungsreihe geben, natürlich Sinfoniekonzerte, das Theaterfest und vieles vieles mehr.