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Großeinsätze Brandheißes Wochenende im Harz

Waldbrände, ein brennender Bus sowie Unfälle und Umweltfrevel haben den Feuerwehren im Harz ein brandheißes Wochenende beschert

Von K. Schröder, D. Lotzmann, J. Müller und J. Niemann 11.09.2016, 20:29

Wernigerode/Blankenburg/Börnecke l Ständiges Sirenengeheul, Löschwagen, die durch die Straßen rasen: Die Feuerwehr ist am Wochenende nicht nur in Wernigerode im Dauereinsatz gewesen. Auch die Blankenburger kamen nach Angaben von Wehrchef Alexander Beck zeitweilig kaum zum Luftholen. In Wernigerode rückte am Sonnabend ein Waldbrand am Hüttestieg in den Mittelpunkt. Fast zeitgleich brannte ein Reisebus. Obendrein krachte es am späten Abend auf der Westerntorkreuzung.

Um 14.58 Uhr ging der erste Alarm ein. Die Harzer Schmalspurbahnen (HSB), ein Sport-pilot sowie Privatpersonen meldeten einen Waldbrand. Das Problem: Niemand wusste genau, wo sich der Brandherd befand. „Die Ortsangaben waren so ungenau, dass wir drei Stunden gebraucht haben, um den Brand zu lokalisieren", so ein Wehrsprecher. Erst der Einsatz eines Polizeihubschraubers, der aus Magdeburg einflog, habe schließlich Klarheit gebracht.

Während die ersten Löschwagen bereits durch den Wald rasten, ging um 17.24 Uhr ein weiterer Alarm ein. Ein Reisebus war gegenüber dem Einkaufszentrum Harzpark, nur wenige Meter von der dort befindlichen Tankstelle entfernt, in Brand geraten. Die beiden Busfahrer und die Fahrgäste, eine Reisegruppe aus dem sächsischen Zwickau, waren kurz zuvor vom Parkplatz am Anger gestartet.

Doch die Heimfahrt wurde nach nicht einmal einem Kilometer durch einen lauten Knall unterbrochen. Ein Teil des im hinteren Bereich des Fahrzeugs befindlichen Motor war explodiert und hatte ein Feuer entfacht. Die Fahrer kümmerten sich sofort um die Fahrgäste, die den Bus fluchtartig verließen und besorgten aus der Tankstelle zwei Handfeuerlöscher. Den Brand konnte jedoch erst die Feuerwehr löschen. Die 20 Mann starke Truppe aus Wernigerode, Silstedt und Benzingerode, die mit fünf Fahrzeugen angerückt war, überzog das Busheck mit einem Schaumteppich und brachte das Feuer so rasch unter Kontrolle.

Die Businsassen, unter ihnen viele Senioren, mussten zunächst in der prallen Sonne ausharren, wurden aber von Rettungssanitätern und den Busfahrern mit Wasser versorgt. Viola Dietel, Mitarbeiterin der Edeka-Tankstelle, organisierte über den Edeka-Marktleiter Mario Gerloff, dass die Fahrgäste im Kundesrestaurant Platz nehmen konnten und bis zum Eintreffen eines Ersatzbusses verpflegt und betreut wurden.

Die Feuerwehrleute eilten hingegen umgehend zum Hüttestieg. 120 Einsatzkräfte aus Wernigerode, Benzingerode, Minsleben/Reddeber, Silstedt, Schierke, der Werkfeuerwehr VEM motors GmbH, aus Wienrode, Elbingerode, Derenburg, Ilsenburg, Heimburg und Hasselfelde waren im Wald im Einsatz, löschten die Flammen, rollten Schläuche aus und stellten die Wasserversorgung sicher. Diese stellte ein Problem dar, erklärte Ortswehrleiter Torsten Breiting – denn vor Ort gab es keine Versorgung. „Wir haben eine Wasserentnahmestelle im Kalten Tal eingerichtet.“ Von dort brachten Tankwagen das Löschwasser im Pendelverkehr in die Nähe des Brandortes. Durch mehrere hundert Meter lange Schlauchleitungen wurde es an den Ort des Geschehens gepumpt.

Als wäre all dies noch nicht genug gewesen, wurde die Feuerwehr gegen 22.25 Uhr zur Westerntorkreuzung gerufen. Zwei Autos waren kollidiert, die technische Hilfe der Wehr war gefragt.

Bis tief in die Nacht hinein daurten derweil die Löscharbeiten am Hüttestieg. Gegen 1.30 Uhr wurde der Einsatz beendet. Doch das Feuer flammte teilweise wieder auf, weshalb 84 Kameraden aus Wernigerode, Benzingerode, Silstedt, Minsleben/Reddeber, Derenburg, Wienrode und Elbingerode am Sonntag um 9.34 Uhr erneut ausrückten. Auf die Brandursache gibt es bisher laut Marco Söchting keine Hinweise. Wegen des anhaltend trockenen Wetters gilt im Harzkreis derzeit die Waldbrandwarnstufe 4.

Nicht minder turbulent ging es in Blankenburg zu. Dort löste am Sonnabend gegen 13.30 Uhr ein 45-jähriger Autofahrer auf dem Parkplatz im Gewerbegebiet Lerchenbreite einen Großeinsatz der Feuerwehr aus. Der Mann, der anstelle von Diesel versehentlich Benzin getankt hatte, ließ die rund 50 Liter Kraftstoff einfach wieder ab – über einen Kanaldeckel geradewegs ins Regenwassernetz. Die Kameraden der freiwilligen Feuerwehr handelten schnell: Sie sicherten mehrere Kanaleinläufe und versiegelten den Auslauf in einen nahe gelegenen Teich im Wasserschutzgebiet, so Wehrleiter Alexander Beck. „Anschließend wurden Ölsperren gesetzt, der Kanal mit gut und gern 20 000 Litern Wasser gespült und belüftet", so der Wehrleiter.

Gegen den Verursacher der Umweltverschmutzung, einen  45 Jahre alten Mann aus Syrien, werde ein Verfahren wegen Gewässerverunreinigung eingeleitet, hieß es seitens der Polizei. Ihm droht neben einer Strafe nun auch ein Kostenbescheid für den aufwändigen Einsatz.

Parallel zu diesem Fall mussten die Blankenburger zum nächsten Rettungseinsatz ausrücken. Mittels Drehleiter wurde eine Frau aus dem zweiten Obergeschoss eines Hauses gerettet. Fast zeitgleich kam es zwischen Blankenburg und Hüttenrode zu einem Motorradunfall. Eine 28-Jährige aus Bothel (Niedersachsen) stürzte und prallte gegen ein entgegenkommendes Auto. Sie hatte Glück und erlitt nur leichte Verletzungen.

Außerdem hatten bereits gegen Mittag mehrere Wanderer Rauch über dem Waldgebiet Heers gemeldet. Allerdings konnten die Kameraden keinen Brandherd entdecken. Dagegen waren die Börnecker Kameraden wieder gefragt. Sie fuhren am Sonntagmittag erneut zum Seeberg, um Schläuche aufzunehmen, die dort seit dem Waldbrand am Donnerstag benutzt worden waren. Dabei entdeckten sie immer noch einzelne Glutnester und löschten sie ab.