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Hitzewelle Halberstädter retten Fische

Trocken liegt das Bett des Goldbaches in Halberstadt. Das nutzen Anlieger, um Unrat wegzuräumen.

Von Sabine Scholz 14.09.2016, 01:01

Halberstadt l „Das ist doch verrückt, was da alles drin ist. Das hätte ich nie so erwartet“, sagt Beate Handel. Die Halberstädterin steht im trockenen Bett des Goldbaches und wirft alte Flaschen, das Vorderrad eines Fahrrades, mehrere verrostete Metallstangen nach oben auf die Uferböschung. Auch Michael Klein ist erschrocken über das Ausmaß der Vermüllung, dem er sich an seinem Urlaubstag gegenüber sieht. „Als Kind habe ich im Goldbach gebadet“, berichtet er, da habe sein Vater an einem Wehr den Bach aufgestaut und dann wurde geplantscht.

Plantschen kann man zurzeit nicht im Goldbach, es fehlt an Wasser. Nur ein paar Pfützen finden sich noch im Verlauf. Einige Forellen haben Anwohner schon gerettet. Sie haben die Fische mit dem Wassereimer aus den Bachresten gefischt und im eigenen Teich Asyl gewährt oder sie in der Holtemme wieder ausgesetzt.

„Wenn man noch Muscheln im Bach findet, könnten diese auch auf diese Art gerettet werden“, sagt Nadja Effler-Scheruhn. Die Geschäftsführerin des Unterhaltungsverbandes Ilse-Holtemme ist extra an den Goldbach nach Halberstadt gefahren, um sich bei den Helfern zu bedanken. Bei allen Sorgen, die die Trockenheit mit sich bringt, die Dürre bietet auch eine einmalige Chance. „Man kommt sonst nie so gut an den Unrat heran, den manche in die Bäche und Flüsse werfen“, sagt Effler-Scheruhn. Sie ist dankbar für dieses bislang einzigartige Engagement von Anrainern. „Wir haben zwar auch Anwohner, die sich um die Mahd der Uferstreifen kümmern, aber dass hier Müll aus dem Bachlauf geschafft wird, ist neu.“

Das ist eine Entwicklung, die die Fachfrau freut. „Als Unterhaltungsverband haben wir gar nicht die Kapazitäten, solche Arbeit zu leisten“, sagt sie. Zumal zurzeit auch das eher schmale Zeitfenster genutzt wird, das dem Unterhaltungsverband für Arbeiten an Bach- und Flussufern zwischen Ernte und Neubestellung der Äcker bleibt.

„Es ist unser Ziel, dass die Menschen die Gewässer als Lebensraum wahrnehmen, dass sich Privatleute, Behörden und Kommunen gemeinsam um diesen wichtigen Lebensraum kümmern“, sagt Nadja Effler-Scheruhn, „dass wir so etwas wie Gewässerpaten gewinnen, die sich für einen Teil ihres Bachlaufes vor der Haustür oder in der Nachbarschaft mit verantwortlich fühlen.“

Der Verband, der sich aus kommunalen Umlagen finanziert und für Gewässer zweiter Ordnung, also alles, was in Ilse und Holtemme fließt, zuständig ist, unterstützt die Aufräumaktion deshalb sehr gerne, sagt die Geschäftsführerin. „Auch wenn wir keine Leute stellen oder dieses Engagement entlohnen könnten, wir stellen zumindest den Container, in dem der ganze Müll landet.“ Auch ein Team des Stadt- und Landschaftspflegebetriebes Halberstadt sollte am Dienstag noch anrücken, allerdings muss diese Dienstleistung bezahlt werden. „Aber so kann der Bachlauf noch an einem weiteren Abschnitt gereinigt werden.“

Die fünf, die sich am Dienstagmorgen um 9 Uhr am Goldbach zwischen Sowjetischem Ehrenmal und Sonntagsfeld verabredet haben, um aufzuräumen, machen nicht viel Aufhebens um ihr Engagement. Man lebe schließlich am Bach, also sollte man sich auch kümmern. Nicht nur, weil der Bach nach den nächsten Regenfällen wieder diesen Namen verdienen wird. Er ist ein wichtiger Bestandteil des Naturraums in Halberstadt. Um so größer das Unverständnis, wie eine alte Küchenspüle, große Folienreste, Metallrohre, Töpfe, Betonbrocken, Teerfässer, Autoreifen und anderes einfach so in den Goldbach gekippt werden konnten.