Finanzen Ringen um die Freibäder

Die beiden städtischen Freibäder in Osterwieck und Hessen kosten die Stadt viel Geld. Das kann so nicht weitergehen.

Von Mario Heinicke 16.11.2016, 08:00

Osterwieck/Hessen l Die gute Nachricht zuerst. Beide Freibäder haben dieses Jahr weniger gekostet als im Vorjahr und auch weniger, als 2016 im Haushaltsplan vorgesehen. Aber die Aufwendungen der Stadt sind trotzdem hoch: Ende Oktober stand das Defizit für Hessen bei 35 000 Euro, für Osterwieck bei 52 000 Euro. Wobei sich das bis Jahresende noch etwas erhöhen wird für Personal (nur Osterwieck) sowie für Abschläge für Wasser und Strom.

Diese Summen sind aber nur die halbe Wahrheit. Wenn die Eröffnungsbilanz der Stadt geprüft und genehmigt ist, werden auch noch Abschreibungen auf Investitionen den Bädern zugebucht: für Hessen 30 000 Euro und für Osterwieck 39 000 Euro. Zahlen, die Gebäudemanagerin Sarah Menzel aus der Stadtverwaltung zusammengestellt und erläutert hat.

„Der Saisonverlauf war ordentlich“, schätzte Fachbereichsleiter Manfred Riecher im Ausschuss ein. Das Osterwiecker Sommerbad erreichte trotz der zwischenzeitlichen Probleme mit grünem Wasser fast wieder die verhältnismäßig hohen Einnahmen vom Vorjahr. Rund 18 000 Besucher zählte das Bad 2016. In Hessen waren es 6 145.

Deutlich wurde auch, dass die Unterschiede zwischen den Personalkosten für die Badaufsicht durch einen stadtangestellten Schwimmmeister (Osterwieck) und der Betreuung durch einen Dienstleister (Hessen) nur marginal sind.

Aber die Freibadkosten sind insgesamt zu hoch. Und das ist die schlechte Nachricht, einschließlich Abschreibungen werden es jenseits der 160 000 Euro sein. Ein zu dicker Brocken innerhalb der sogenannten freiwilligen Leistungen einer defizitär wirtschaftenden Kommune. Was auch den Sozialausschuss des Stadtrates seit Langem umtreibt. Die Freibäder Rohrsheim und Zilly hat die Stadt bereits abgestoßen, sie werden seit zwei Jahren von Vereinen betrieben. Das würden etliche Abgeordnete vor allen von den Dörfern auch gern für Osterwieck und Hessen sehen. „Bei den Summen kriegt man ja das Schleudern in den Augen“, formulierte es David Kawitzke (Aktiv für Rhoden).

Aus Hessen, sagte der aus dem Ort stammende Ausschussvorsitzende Rüdiger Seetge (Aktive Bürger), solle künftig mehr für das Bad kommen. Hier gibt es bisher keinen Förderverein. In der Ilsestadt besteht zwar ein Förderverein, der sich aber vornehmlich einer besseren Ausstattung der Einrichtung widmet. Hier habe sich der Ortschaftsrat mit dem Bad befasst, informierte Manfred Riecher, aber noch keine Idee. Das Sommerbad „einem Verein aufzudrücken, dafür fehlt mir das Vorstellungsvermögen“.

Das sieht auch der Osterwiecker Schwimmmeister Ronald Bönisch so. „Warum soll das ein Verein besser schaffen als die Stadt. Wo soll das Geld herkommen? Im Bad wird es nie eine schwarze Null geben“, sagte er angesichts einer Summe von über 50 000 Euro. „Die Frage ist doch, ist das Bad gewollt?“

Marc Heyer (Bürgerinitiative Zilly) erwiderte, dass man an den Fixkosten arbeiten könne und bessere Möglichkeiten bei Sponsorengeldern habe. Das sei in Rohrsheim, Zilly und Schauen gelungen. Zillys Bad habe nun auch mehr Besucher.

Bönisch richtete den Blick auf die Absicherung der Bäder. Ein kleines, übersichtliches Bad funktioniere vielleicht, wenn sich Freiwillige in ihrer Freizeit ehrenamtlich an den Beckenrand setzen, nicht aber ein großes wie in Osterwieck. Dieses Jahr sei beinahe jemand ertrunken. Diese Verantwortung könne nicht auf Ehrenamtliche abgeschoben werden, so Bönisch.

„Wir müssen uns Gedanken machen, wie wir die Bäder erhalten“, sagte nochmal Marc Heyer. „Die Bürgerschaft muss weit mehr Engagement zeigen. Man muss die Leute vor die Wahl stellen“, unterstrich Florian Weinert (CDU). „Die Erfahrung zeigt, du findest Kümmerer erst, wenn du eine klare Ansage gemacht hast“, erklärte Fachbereichsleiter Riecher. Heyer geht davon aus, dass nach dem externen Gutachten zum Stadthaushalt, das am 24. November öffentlich im Stadtrat vorgestellt wird, sich „alle bewegen müssen“.

Bönisch schlug unabhängig davon vor, dass die sich Badverantwortlichen der fünf Orte an einen Tisch setzen und ihre Situationen konkret vorstellen. Denn jedes Bad habe andere Bedingungen, teils kostenloses Brunnenwasser, andere haben dafür hohe Ausgaben. „Man kann nicht Äpfel mit Birnen vergleichen.“