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Einweihung Altes Haus ist fit für die Zukunft

Der „Bunte Hof“ ist eingeweiht worden. Fünf Jahre wurde der Osterwiecker Fachwerkbau aus dem 16. Jahrhundert restauriert.

Von Mario Heinicke 20.11.2016, 06:05

Osterwieck l 25 Jahre lang wird jetzt in Osterwieck die Altstadtsanierung betrieben. Für Bürgermeisterin Ingeborg Wagenführ (Buko) ist der „Bunte Hof“ ein „Highlight in dieser Geschichte“, wie sie gestern zur Eröffnung im alten Rittersaal bekannte. Zweieinhalb Millionen Euro sind hier investiert worden, zu 93 Prozent aus Fördermitteln. Ein großer Teil sei vom Deutschen Fachwerkzentrum Quedlinburg für die Stadt akquiriert worden.

Seit 1980 stand der einstige Adelshof der Familie von Rössing leer. Der Zustand wurde so schlecht, dass das Gebäude einzustürzen drohte. Die Stadt kaufte es daher im Jahr 2007 und sicherte es in den beiden Folgejahren. Das Fachwerkzentrum um Geschäftsführerin Claudia Hennrich kam zunächst mit bauhistorischen Untersuchungen ins Boot, die in ein Nutzungskonzept mit Wohnungen für gehandicapte Schüler, Bibliothek und Veranstaltungssaal mündeten.

Der „Bunte Hof“ wurde ein Modellprojekt für ökologisches, energetisches und ressourcenschonendes Sanieren. In dem Zuge wurden Seminare für insgesamt weit über 200 junge Leute aus aller Welt organisiert, vom Schüler, Gesellen, Studenten bis zum Flüchtling.

„Das ist ein schöner Tag für Osterwieck und für Sachsen-Anhalt“, betonte Karl-Heinz Daehre. Als Landesbauminister hatte der CDU-Politiker fast auf den Tag vor sechs Jahren einen Fördermittelbescheid im „Bunten Hof“ übergeben. Heute ist er Vorstandsvorsitzender des Vereins Deutsches Fachwerkzentrum.

Er sei froh, dass auch die kleinen Städte im Blickpunkt stehen. „Es ist einerseits Fluch und andererseits Segen, wenn wir in Sachsen-Anhalt so viele Denkmäler haben. Weil wir da auch über Geld reden, über viel Geld.“ Daehre warb die Osterwiecker und andere Städte, Mitglied im Fachwerkzentrum zu werden. Die hier erarbeiteten Erkenntnisse über Bauphysik und Statik würden an die Städte zurückfließen.

Angesichts des nahenden Reformationsjubiläums bemerkte Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU), dass Osterwieck in Sachsen-Anhalt zwar eine gewisse Randlage habe, aber einer der wichtigsten Orte sei. „Hier ist mit am frühesten überhaupt der reformatorische Gedanke aufgegriffen worden und bis in die Architektur hinein etwas vorzuweisen“, betonte er. Osterwieck sollte daher unbedingt mit besucht werden.

„Der Bunte Hof ist ein hochbedeutendes Haus“, unterstrich Wolfgang Illert, der Vorstandsvorsitzende der Deutschen Stiftung Denkmalschutz. „Hier fand eine hervorragende denkmalpflegerische Sanierung statt.“ Er nannte die zukünftige Nutzung des Hauses beispielhaft. Dank Fahrstuhl im Anbau können auch Menschen mit körperlichen Handicaps hier wohnen. Er stellte fest, dass bei Respektierung des historischen Grundrisses der Altbau weitestgehend erhalten wurde. Der „Bunte Hof“ sei „ein Beleg dafür, dass ein wertvolles Haus aus dem 16. Jahrhundert tauglich ist für Wohnzwecke des 21. Jahrhundert“.

Nahezu zeitgleich mit der feierlichen Einweihung des sanierten "Bunten Hofs" in Osterwieck wurde im Ortsteil Deersheim im Beisein vieler Politiker der neue Dorfladen eingeweiht. Vom regen Interesse der Einwohner und deren Begeisterung zeugen die Fotos.