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Freie Schule Start mit Schwierigkeiten

Die Schule in Langenstein sorgt für Diskussionen. Eltern üben Kritik. Die Leitung räumt Startschwierigkeiten ein.

Von Dennis Lotzmann 04.12.2016, 08:42

Langenstein l Der Vorfall, von dem Sabine P. (Name geändert) berichtet, klingt alles andere als schön. Ihr Sohn Martin (Name geändert), der seit Schuljahresanfang eine fünfte Klasse der weiterführenden Schule in Langenstein besucht hat, sei Anfang November während der Pause von Mitschülern verprügelt worden. „Er konnte sich nur in eine Toilette flüchten und mich von dort aus per Telefon zu Hilfe rufen“, erzählt die Mutter.

Sie ist – erstens – schockiert, weil das bereits der dritte Übergriff gewesen sei und niemand vom Aufsichtspersonal eingeschritten sei. Sie übt – zweitens – Kritik, weil es ihrer Meinung nach Mängel bei der Pausenaufsicht gibt. Und sie moniert – drittens – den Umstand, dass Schüler im Rahmen einer Putz AG gezwungen würden, die Schule samt der Sanitärbereiche zu reinigen.

Vorwürfe, die Schulleiterin Christine Stankus in dieser Schärfe zurückweist. Allerdings räumt sie Anlaufschwierigkeiten ein. „Wir haben anfänglich Fehler gemacht, darauf aber sofort reagiert und sie abgestellt“, versichert sie.

Letztlich ist es nicht nur Sabine P., die der weiterführenden christlichen Schule „Lernlust“ in Langenstein heute mit Kritik begegnet. Auch Ursula Bucher, Melanie Gümüs oder Christian Weiß hatten ihre Kinder zum Start der neuen Schule im Sommer dieses Jahres nach Langenstein geschickt und sie zwischenzeitlich wieder in staatliche Schulen umgeschult.

Warum? „Es gab Mobbing, er hat nichts gelernt“, so Christian Weiß, der seinen Sohn zuvor als „Einser-Schüler“ kannte. Er besuche nun das Käthe-Kollwitz-Gymnasium in Halberstadt, dort laufe es prima. Melanie Gümüs berichtet von Gewalt, auch ihr Kind hat die Schule gewechselt. Sie spricht von juristischen Schritten. Die gegenüber der Volksstimme angekündigten Unterlagen legt sie jedoch nicht vor. Ursula Bucher sagt, ihre Sohn habe in Langenstein nichts gelernt. „Jetzt ist er in der Walter-Gemm-Schule, und es läuft prima.“

Sind das Einzelfälle oder läuft es tatsächlich nicht richtig rund in der neuen Schule? Schulleiterin Stankus – nach eigenen Worten hat sie Pädagogik und Schulmanagement studiert und zuletzt zehn Jahre an einem Gymnasium in Baden-Württemberg gearbeitet – sieht vor allem Anlaufschwierigkeiten in der noch jungen Schule.

„Das Verlassen von Schülern ist bei einer neu gegründeten Schule ein ganz normaler Prozess“, betont sie mit Blick auf das Schrumpfen der Schülerzahl von anfänglich 36 auf aktuell 31. Dabei spreche allein der Fakt, dass die Privatschule mit zwei fünften Klassen gestartet ist, für sich und für das Interesse an der Schulform. „Normalerweise starten Privatschulen in Sachsen-Anhalt einzügig.“

Eine solche Privatschule sei erst mal ein Magnet – „das lockt auch Schüler mit Gewaltpotenzial an“, erklärt sie mit Blick auf die Übergriffe. Stichwort Pausenaufsicht: Eltern kritisieren, dass dabei mitunter nur ehrenamtliche Helfer – Eltern oder Großeltern von Schülern – eingesetzt würden.

Was Christine Stankus einräumt. „Jeder, der mindestens 18 Jahre alt und an der Schule beschäftigt ist, kann Pausenaufsichten übernehmen“, so die Pädagogin. Das schließe ehrenamtliche Helfer als Beschäftigte der Schule ein.

Eine Sicht, die das Landesschulamt klar zurückweist: „Die Pausenaufsicht erfolgt grundsätzlich durch pädagogisches Personal“, betont Sprecherin Silke Stadör.

Nach Angaben von Schulleiterin Stankus gebe es mittlerweile keinerlei Probleme mit Prügeleien mehr. „Wir haben jetzt sieben Streitschlichter, das läuft wunderbar.“

Das betont auch Jens Rehmann, Vorstandsvorsitzender des Schul-Fördervereins und einer der „Väter“ der Langensteiner Privatschule. „Wir haben Streitschlichter ausgebildet und brauchen sie jetzt nicht mehr.“ Generell sollte man Reibereien unter Schülern nicht überbewerten – das gebe es an jeder Schule. Und überbewerten, betont Rehmann, sollte man auch nicht die Kritik von Eltern, deren Kinder die Schule längst wieder verlassen haben. „Am Anfang gibt es immer Probleme, an jeder Schule.“

Mit einem weiteren Kritikpunkt haben die Eltern jedoch recht: Das Reinigen von Sanitäreinrichtungen ist für Kinder tabu, heißt es aus der Kreisverwaltung. Amtsärztin Dr. Heike Christiansen erinnert an die Infektionsgefahr. „Wenn man die Vorschriften studiert, ist es logisch, dass Kinder keine Toiletten putzen dürfen.“ Eine Sicht, die das Landesschulamt stützt. „Das war ein Fehler, den wir sofort korrigiert haben“, versichert Christine Stankus. Die Kinder hätten freiwillig geputzt

Generell, heißt es aus dem Landesschulamt, seien bislang keine Probleme an der Langensteiner Schule bekannt geworden. Bei einer Kontrolle am 8. September seien korrekte Bedingungen vorgefunden worden, so Behördensprecherin Silke Stadör.Guten Morgen