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Tasse Kaffee Werbung für selten gewordenes Handwerk

Sepp Müller aus Berßel berichtet über seine Leidenschaft zum Handwerk und warum er Schmiede nach Berßel einlädt.

Von Thomas Helmuth 16.02.2017, 23:01

Berßel l Wer in Berßel nach Sepp fragt, muss nicht erklären, wen er meint. Günter Müller nennt ihn hier niemand. „Mein Vater hatte schon diesen Spitznamen. Seit ich klein bin, nennen mich darum auch alle Sepp.“

Günter Müller ist Schmied aus Leidenschaft, wenn auch heute nur noch als Hobby. Diesem frönt er zum Beispiel in seinem Verein auf dem Schäfers Hof in Osterwieck bei den dortigen Veranstaltungen. „Für dieses Handwerk ist es schon fünf nach zwölf“, sagt der 58-Jährige.

1975 begann er eine Lehre zum Schlosser, Schweißer und Schmied. 16 Jahre lang arbeitete Müller als Schmied und Betriebsschlosser in der Osterwiecker Zuckerfabrik. Nach deren Niedergang waren seine Fähigkeiten weiter gefragt. Nur das Schmiedehandwerk beruflich auszuüben, gab es dafür kaum noch Gelegenheit. So wurde es in den Jahren seit der Wende mehr und mehr vom Beruf zur Berufung.

Das Schmieden lebt und liebt Günter „Sepp“ Müller von ganzem Herzen und mit einer Begeisterung, die ansteckt. „Ich möchte die Leute einladen, sich das Handwerk anzusehen und sie dafür begeistern“, sagt er. Er schmiedet live bei Veranstaltungen, nicht nur auf dem Schäfers Hof. Auch auf dem Weihnachtsmarkt der Einheitsgemeinde war er mit seiner Schmiede dabei.

Bisheriger Höhepunkt aber war das von ihm organisierte Schmiedefest 2015 daheim in Berßel, das zahlreiche Besucher in und um seine Werkstatt anlockte.

Deutlich mehr hat sich der rührige Handwerker für das nächste Jahr vorgenommen. Im Sommer 2018 soll, so die Pläne von Sepp Müller, das erste Treffen von Schmieden aus ganz Deutschland in Berßel stattfinden. „Die Leute fragen seit dem Schmiedefest im vorletzten Jahr, wann ich so was wieder mal mache. Da kam mir dann die Idee, ein deutsche Schmiedetreffen zu organisieren.“ Die regionalen Schmieden, die ihn schon 2015 unterstützten, haben bereits ihre Teilnahme zugesagt.

So wollen Schmiedemeister Wolf-Dieter Wittig von der Krellschen Schmiede aus Wernigerode sowie Frank Ritter und Michael Zwingenberg von der Schmiede im Selketal diese Idee unterstützen. Aus Berßel konnte er Reinhold Bormann für sein Organisationsteam gewinnen, der schon die 1000-Jahr-Feier des Dorfes mit organisiert hat.

Wenn der 58-Jährige in naher Zukunft seine berufliche Laufbahn beendet, seinem Hobby will er die Treue halten, so lange es geht. So wird der Ruhestand sicher nicht so ruhig werden, wie es die Bezeichnung vermuten lässt. „Vielleicht kann ich ein paar Leute motivieren, dem Hobby auch nachzugehen.“ Er möchte seine Erfahrungen teilen und so helfen, dieses alte Handwerk am Leben zu erhalten. Vor gut einem Jahr hat sich Mathias Backhaus aus Berßel mit dem „Schmiedefieber infiziert“ und schmiedet nun an der Seite von Sepp Müller.