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Literaturpreis Mut, die eigene Fantasie zu nutzen

Das Gleimhaus Halberstadt richtete zum 22. Mal einen Schreibwettbewerb aus. 135 Jugendliche machten mit.

Von Sabine Scholz 27.03.2017, 12:37

Halberstadt l 135 Arbeiten – eine stolze Zahl, auf die Annegret Loose am Sonnabend im Europasaal der Sekundarschule Am Gröpertor in Halberstadt verweisen konnte. So viele Beiträge waren zum 22. Gleimhaus-Literaturpreis für Schüler eingereicht worden. Aus 19 Schulen des Harzkreises trudelten Gedichte, kürzere und längere Geschichten ein. Ernst oder komisch, wahre Begebenheiten oder fiktive Erzählungen, philosophisch abstrahierend oder genau beobachtet. Die Bandbreite dessen, was die Jurymitglieder zu lesen bekamen, war wieder sehr groß.

Da war es Mühe und Freude zugleich, sagte die Bibliothekarin des Gleimhauses, die Werke der jugendlichen Autoren zu lesen. Das bestätigten die Sprecherinnen der Jury, die für jede der drei Altersgruppen die Sieger auszeichneten. „Es gab rege Diskussionen über die Nummern, die für uns als Preisträger in Erwägung kamen“, sagte Hannelore Beyer. Denn die Jury erhält die Arbeiten anonym. Jeder Beitrag bekommt eine Nummer. Erst wenn sich die Jury geeinigt hat, welche Nummer nun die Siegerarbeit sowie den zweiten und dritten Platz darstellt, werden im Gleimhaus die zugehörigen Umschläge geöffnet. „Das ist ein bisschen wie bei der Oscar-Verleihung“, sagte Annegret Loose.

Die musste nach der Preisverleihung eine für die Organisatoren unerfreuliche Nachricht mitteilen. Eine der eingereichten und als preiswert befundenen Arbeiten war nicht das Produkt eigener Kreativität. „Wir haben am Sonnabend einen entsprechenden Hinweis erhalten und nachrecheriert. Leider stimmte der Plagiatsvorwurf“, so Loose weiter. Noch am Wochenende wurde Kontakt zu demjenigen aufgenommen, der Preis wird zurückgegeben, der Vorfall ausgewertet. „Dabei müssen wir zweierlei beachten: zum einen wollen wir natürlich Schaden vom Preis fernhalten, zum anderen sind es aber auch Heranwachsende, die sich am Wettbewerb beteiligen.“

Und die Schüler haben alle Mut bewiesen, wie Björn Ahlsleben als Direktor der gastgebenden Schule während des Festaktes sagte. „Sich einem Wettbewerb zu stellen, heißt immer, beste Leistungen abliefern zu wollen und den Mut zu haben, sich dem Vergleich zu stellen.“

Den Mut, seiner Fantasie freien Lauf zu lassen, Ideen zu sammeln, zu schreiben, zu verwerfen, zu überarbeiten – all das sollten sich die jungen Autoren bewahren, bat Nadine Naugk. Sie ist an der Martin-Luther-Universität Halle/Wittenberg tätig und beteiligt an der Ausbildung von Grundschullehrern. Zudem betreut sie das Archiv für Kindertexte, in dem sich von Kinderhand Geschriebenes der vergangenen 100 Jahre findet. In das Archiv werden alle Arbeiten des Gleimhaus-Literaturpreises aufgenommen, so denn die Autoren zugestimmt haben. Das selbe gilt für den Schreibaufruf des Friedrich-Bödecker-Kreises „Unzensiert und unverstellt“.

„Ihr alle könnt stolz darauf sein, was ihr geschaffen habt. Ihr habt die Welt der Kinderliteratur, zumal die der von Kindern geschriebenen, um ein ganzes Stück bereichert“, sagte Nadine Naugk. Von daher seien alle Teilnehmer Gewinner.

Die Preise in Form von Büchergutscheinen und für die Erstplatzierten zusätzlich Bargeld gewannen in der Gruppe 5./6. Klasse Charlotte Looff (Martineum) und Oscar von Rühling (Kollwitz-Gymnasium), in der Gruppe 7.-9. Klasse Anne Köhler (Gymnasium „Am Thie“ Blankenburg), Denise Lucas und Josefine Madeleine Meinecke (beide KäKo), in der Gruppe 10.-12. Klasse Sally Isabel Strauchmann (KäKo), Hannah Lena Routschek (Fallstein-Gymnasium Osterwieck), Kristin Heick (Martineum).