Tanzfest Darf ich bitten?

Ein kleiner, aber dynamischer Verein. Das liegt wohl daran, womit er sich beschäftigt: Tanzen. „Folktanz Halberstadt“ lädt zum Fest ein.

Von Renate Petrahn 17.09.2017, 23:01

Halberstadt l Wer bei „Folktanz Halberstadt“ mitmacht, hat sich mit dem Tanzvirus angesteckt und tut alles dafür, um ein Leben lang damit infiziert zu bleiben. Höhepunkt im Leben eines Halberstädter Folktänzers – 16 Mitglieder zählt der Verein – ist das jährliche Tanzfest Balfolk.

Dem Fest gehen Workshops am Freitag und Sonnabendvormittag voraus, in denen die Teilnehmer unter der professionellen Anleitung der Tanzmeister Thomas Römer (Traditionelle Tänze) und Katrin Anger (Balkantänze) die wichtigsten Balfolk-Tänze aus aller Welt erlernen. Oftmals auch im Hinblick auf die Musik, die beim Balfolk gespielt wird. Am Wochenende fand in der Kreismusikschule das 23. Tanzfest von Folktanz Halberstadt statt.

Neben den Teilnehmern, vor allem aus Halberstadt, waren an die 50 Gäste unterschiedlicher Altersgruppen (20 bis 70 Jahre) aus Niedersachsen, Berlin, Dresden und Calbe gekommen. „In Halberstadt sprechen wir vor allem auch Neulinge an, es findet sich ein sehr gemischtes Publikum, vom Alter her und die Tanzerfahrungen betreffend“, sagt Heike Müller. Die Lehrerin an der Kreismusikschule Harz, Standort Halberstadt (Gitarre und Musikalische Früherziehung, Leitung der Folkband Tanzylwahnia), leitet von Balfolk zu Balfolk die wöchentlichen Tanzstunden für Vereinsmitglieder. Denn Heike Müller verfügt nicht nur über entsprechende musikalische und pädagogische Erfahrungen, sondern auch über tänzerische Voraussetzungen, die sie sich im Kinderballett in Dippoldiswalde erworben hat.

Wie es scheint, fördert das gemeinsame Tanzen nicht nur den Zusammenhalt, sondern auch die Demokratie im Verein. „Bei uns macht jeder das, was er am besten kann“, sagt Carola Rackay. Sie ist neben Sven und Uta Baierl eines der „dienstältesten“ Mitglieder im Verein und für die Finanzen zuständig. Während die einen Kuchen backen, Blumenschmuck mitbringen, einkaufen oder in der Küche Sandrino Rackay beim Dinner helfen, kümmern sich andere wie Jens Kiebjieß um rechtliche Angelegenheiten, wie Klaus Rieche um Musiktechnik oder begleiten wie Sven Baierl die Entwicklung des Vereins mit Fotos.

Alle Kontakte zu den Bands, die beim Balfolk auftreten, laufen über Aniko Hielscher vom Vorstand. „Wir in Halberstadt wollen in relativ wenig Zeit einen bunten Mix bieten und viele Geschmäcker ansprechen. Deshalb laden wir gern Bands ein, die einen schönen Mix für unser Publikum anzubieten haben und auch frischen Wind in unser Fest bringen“, unterstreicht Heike Müller.

In diesem Jahr fiel die Wahl auf die Zéphyr Combo aus der Schweiz, die auf Folk-Festen in ihrer Heimat, in Belgien, Frankreich und Deutschland auftritt. Im Vorprogramm war die Gruppe Tanzylwahnia zu hören.

Olaf (Bassist), Esther (Geige, Flöte, Gesang) und Geert (Klavier, Akkordeon, Gesang) von Zéphyr begeisterten das Publikum nicht nur mit ihrem – vorwiegend französisch geprägtem – Balfolk–Repertoire. Ebenso hinreißend wie dramatisch interpretierte Geert das Chanson Amsterdam von Jacques Brel, seinem belgischen Landsmann und nicht zufällig einem der berühmtesten Chansonniers. Und auch sonst hatten die drei Musiker, die aus der Nähe von Zürich kommen, einiges in der Tanzpause zu erzählen. Wie sehr sie von Halberstadt angetan wären, von den netten Leuten, vom Domplatz mit Liebfrauenkirche und Dom, von den verwinkelten Gassen in der Altstadt, den vielen Grünflächen. Sie hätten anderes gehört und waren demzufolge positiv überrascht. Auf ihrer Tour durch die Stadt durfte das John-Cage-Orgel-Kunst-Projekt nicht fehlen. Als sichtbares Zeichen des Besuches im Burchardikloster trug Olaf am Abend ein John-Cage-T-Shirt.

Dem großen Fest am Sonnabendabend mit seinen Paar- und Kreistänzen folgt ein kleines Fest am Sonntagmorgen auf dem Domplatz. Sozusagen ein Abschiedstanzen – bis zum 24. Balfolk am dritten Wochenende im September 2018.