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Afrikahilfe Besuch in der Suppenküche

Sozialarbeiter aus dem Harz reisen nach Namibia, um sich über ein Hilfsprojekt zu informieren.

Von Jens Müller 31.10.2016, 01:01

Ilsenburg l Eine warme Mahlzeit, fließend Wasser, Strom und Toiletten: Was in Deutschland selbstverständlich ist, davon können Tausende Kinder im Armenviertel Katutura in Namibias Hauptstadt Windhoek nur träumen. Ein Lichtblick ist dort allerdings eine aus Spenden finanzierte Suppenküche, die seit acht Jahren auch Unterstützung aus dem Harzkreis bekommt.

Die Mitstreiter des Ilsenburger Vereins „Kultur, Bildung und Freizeit“ (KBF) halten den Kontakt und haben es geschafft, diese Partnerschaft mit Leben zu erfüllen und ein deutschlandweites Spender-Netzwerk aufzubauen. Bereits dreimal reisten Jugendliche aus dem Harzkreis nach Namibia, um dort zu helfen. Zweimal konnte ein Gegenbesuch der Initiatoren um Samuel Kapepo in Deutschland organisiert werden.

Ab Freitag, 4. November, wird dieser Austausch auf eine neue Ebene gehoben. Sieben Sozialarbeiter aus dem Harz werden sich in Namibia über die Arbeit der Suppenküche und die dortigen Bedingungen informieren. Gefördert wird der Aufenthalt vom Bundesfamilienministerium, organisiert hat ihn Ilsenburgs Sozialarbeiter Sebastian Umbach.

„In erster Linie geht es darum zu sehen, unter welchen Bedingungen die Menschen in Katutura leben und wie Sozialarbeit dort funktioniert“, erläutert Umbach. So werden neben der Suppenküche auch andere Projekte besucht, unter anderem ein über Selbsthilfe organisierter Kindergarten und eine Schule, in der die Ilsenburger vor acht Jahren einen inzwischen prächtig gedeihenden Schulgarten im kargen Wüstenboden angelegt hatten. Aus diesem damaligen Kontakt war wenig später eine Partnerschaft mit der Goethe-Sekundarschule in Ilsenburg entstanden.

Und solche Effekte verspricht sich Umbach auch von der bevorstehenden Reise. „Mir ist es wichtig, mehr Multiplikatoren ins Boot zu holen, um Projekte in andere Vereine und Jugendclubs zu tragen. Damit können wir der Suppenküche mehr Rückenwind verleihen oder sogar andere Hilfsaktionen starten“, so Umbach.

Auf dem Besuchsprogramm stehen neben einem Großeinkauf und tatkräftiger Hilfe für die Suppenküche auch erstmals ein Gespräch mit dem Deutschen Botschafter in Namibia, Christian Matthias Schlaga, sowie eine Live-Sendung im Rundfunksender NBC Namibia.

Fester Bestandteil der Namibia-Austausche sind außerdem die Beschäftigung mit der deutschen Kolonialzeit und dem sogenannten Postkolonialismus sowie Rassismus im Alltag, „um den Blickwinkel zu schärfen für einen kritischeren Umgang damit“, so Sebastian Umbach.

In der zweiten Woche geht es für ihn und seine Kollegen an die angolanische Grenze in das Heimatdorf von Samuel Kapepo – „ins richtige Afrika“, wie es Sebastian Umbach bereits kennengelernt hat: „In diesem Dorf gibt es weder befestigte Straßen noch Strom, fließend Wasser und sanitäre Einrichtungen, nur ein funktionierendes Funknetz.“

Dort werden die Reiseteilnehmer den Verlust von in Deutschland ganz selbstverständlichen Dingen erleben: „Es gibt drei Tage lang keine Dusche, kein kühles Bier, kein Eis. Und das bei Tagestemperaturen um 40 Grad Celsius und 30 Grad Celsius in der Nacht“, so Umbach. Für ihn sei es jedoch wichtig, mit den Menschen vor Ort ins Gespräch zu kommen. Darüber, wie sie leben: „Als normaler Namibia-Tourist ist so etwas nicht zu erleben.“

Mehr Informationen über die Nambia-Projekte des KBF und die Suppenküche in Katutura gibt es im Internet unter www.cafe-am-heizhaus.de und http://kids-soupkitchen.org.