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Ausbildung Kritischer Blick auf künftige Tischler

Was angehende Tischler können müssen, das zeigten sie in dieser Woche bei den Halberstadtwerken.

Von Theo Weisenburger 24.07.2016, 01:01

Halberstadt l Mit einer ungewöhnlichen Ausstellung überraschten die Halberstadtwerke am Donnerstag im Eingangsfoyer ihre Kunden. Zu sehen waren Türen, Schränke und Kommoden. Der Energieversorger hat aber nicht sein Kerngeschäft verlassen, um sich der Möbelbranche zu widmen. Die Tischlerinnung Halberstadt nutzte den Eingangsbereich der Halberstadtwerke, um dort die Gesellenstücke ihrer Auszubildenden aufzubauen, zu begutachten und kritisch zu bewerten.

Wer Tischlergeselle werden will, muss am Ende der Ausbildung eine dreiteilige Prüfung ablegen. Diese umfasst einen theoretischen und einen praktischen Teil. Zudem müssen die Handwerker ihr Gesellenstück selbstständig anfertigen und den Augen einer Prüfungskommission präsentieren.

Und die kann ganz schön streng sein. Das erfuhren zehn Auszubildende am Donnerstag bei den Stadtwerken. Ihre theoretische Prüfung hatten sie bereits Anfang Juni abgelegt, die praktische Lehrprobe steht kommende Woche an. Und nun hatten sie ihre Werke Danny Perkampus, Kerstin Hoffmann und Jens Neutzer zu präsentieren. Perkampus von der gleichnamigen Halberstädter Tischlerei vertrat in dieser Prüfungskommission die Arbeitgeber, Hoffmann von den Berufsbildenden Schulen Böhnshausen die Bildung und Neutzer, der bei Schäfer Holztechnik in Halberstadt beschäftigt ist, die Arbeitnehmerseite.

Genug Fachwissen war also da, die zehn Prüflinge hatten allerhand Fragen zu beantworten und mussten ihre Fachkenntnisse unter Beweis stellen. Mitunter ging das zwar ein bisschen holprig, aber die Kommission war sich nach der ersten Begutachtung der Gesellenstücke sicher, dass an diesem Tag keiner der künftigen Tischler durchfallen wird.

Das war nicht immer so. Vor einigen Jahren sei die Qualität der Auszubildenden schlechter gewesen. Das habe sich mittlerweile deutlich gebessert, sagt Tischler Perkampus. Auch die Zahl der Auszubildenden sei erfreulicherweise wieder gestiegen. Wobei selbst die aktuell zehn angehenden Tischler, die bald ins Berufsleben einsteigen, immer noch viel zu wenig sind. Schließlich gehören zum Innungsbezirk die Altkreise Halberstadt, Quedlinburg und Aschersleben-Staßfurt, mithin also viele Tischlereien, die Fachkräfte benötigen.

Und die Lehrlinge, die die Prüfungen bestehen, wandern oft genug in die Industrie ab, wo höhere Löhne gezahlt werden. Was also tun? „Wir werben fürs Handwerk“, sagt Perkampus. Sven Neutzer weiß auch wie: „Wir arbeiten heute viel mit moderner Technik“, lockt er handwerklich und technisch interessierte junge Menschen. Zudem muss nach einer abgeschlossenen Lehre noch lange nicht Schluss sein. Eine Meisterausbildung ist möglich, vor manch einem Studium, etwa Architektur oder Design, kann eine Tischlerlehre durchaus sinnvoll sein.