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Ausstellung Neue Schau: Drastisch, aber real

„Halberstadt zwischen Apokalypse und Euphorie“: Sieben Jahrzehnte Stadtgeschichte sind jetzt im Museum Halberstadt hautnah zu erleben.

Von Theo Weisenburger 22.10.2018, 01:01

Halberstadt l Dieses Mal sollen sie wirklich reichen, die im August so schnell vergriffenen DVD zur Open-Air-Filmschau „Halberstadt zwischen Untergang und Wiedergeburt“ auf dem Holzmarkt. 1.000 Stück wurden dieser Tage angeliefert und sind nun im Städtischen Museuem zu erwerben. Die ersten gingen bereits am Sonnabend über den Tresen, kaum, dass die ersten Besucher in die neue Sonderausstellung „70-30-20. Halberstadt zwischen Apokalypse und Euphorie“ gekommen waren.

Das ist nicht weiter verwunderlich, denn die Filmfreunde vom August und die Museumsbesucher vom Wochenende hatten das gleiche Interesse: die jüngere Stadtgeschichte mit ihren Höhen und Tiefen.

Von beidem gab es genug. Das verdeutlichen die Jahreszahlen, die der Ausstellung ihren Namen gaben: 70 Jahre Aufbau, 20 Jahre Wende und 20 Jahre Stadtzentrum. Das sagten aber auch die Redner, die die Sonderschau am Sonnabend eröffneten. Museumsleiter Armin Schulze etwa, der auf den Titel der Schau einging. Ob der nicht zu drastisch formuliert sei, fragte er und gab selbst die Antwort darauf: Kriegsende, Berlin-Blockade, Eiserner Vorhang, Kuba-Krise, Schüsse an der Grenze, Entspannungspolitik, Glasnost, Wende und Wiedervereinigung. „Alles tatsächlich zwischen Apokalypse und Euphorie. Leider tendieren die Ereignisse und Entwicklungen unserer Zeit in vielen Ländern und Regionen wieder in Richtung überwunden geglaubter Zustände.“

Der stellvertretende Oberbürgermeister Thomas Rimpler verwies auf die Schatzjahre, in die diese Ausstellung im Museum eingebettet ist. Während des Aufbaus nach dem Krieg seien viele Schätze gerettet und viele neue geschaffen worden. Doch die größten Schätze der Stadt seien weder Museum noch Dom, sondern die Menschen, die hier leben, sich für die Stadt einsetzen und engagieren. Das habe beim Wiederaufaufbau nach dem Krieg begonnen, bei dem die Menschen „unvorstellbares vollbracht“ haben. In der Zeit der politischen Wende und auch bis zum heutigen Tage seien es immer wieder die Halberstädter selbst, die „ihre Stadt nach vorne gebracht haben“.

Vieles davon ist in der Ausstellung zu sehen: an den Schautafeln und der multimedialen Präsentation, aber auch an den vielen Ausstellungsstücken, die von Zeitzeugen, den Halberstädtern selbst, dem Museum für die Schau überlassen wurden und diese somit erst ermöglicht haben. Dafür gab es am Sonnabend Dank und Lob von den Ausstellungsmachern. neben Schulze noch dessen Stellvertreterin Simone Bliemeister und seine Nachfolgerin Antje Gornig. In die Ausstellung „70-30-20“ ist noch eine weitere integriert, die sich ebenfalls mit einer Jahreszahl verbindet. 70 Jahre als ist Fotograf Burkhard Schaller geworden. Aus diesem Anlass heißt es im Städtischen Museum „Blick zurück in Bildern. Fotos aus den Jahren 1982 bis 2005.“ Zu sehen sind Halberstädter Motive aus der letzten Dekade der DDR, des Umschwungs und des Neubeginns.

„70-30-20“ ist bis Sonntag, 17. Februar 2018, im Städtischen Museum zu sehen. Geöffnet ist dienstags bis sonntags von 10 bis 18 Uhr.