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Ausstellung Verliebt ins legendäre Sommerbad

Generationen von Halberstädtern haben im Sommerbad ihre Freizeit verbracht. An das Freibad erinnert nun eine Ausstellung.

Von Jörg Endries 01.06.2018, 01:01

Halberstadt l Vor 24 Jahren schlossen sich für immer die Pforten des bei Alt und Jung beliebten Sommerbades Halberstadt. Vergessen ist das legendäre Freibad zu Füßen der Spiegelsberge eine Generation später noch lange nicht. In Geschichten lebt es fort, die von Erinnerungen an schöne Stunden im Kreis von Freunden oder der Familie gespeist werden. Chris und ­Patrick Schöne, die Betreiber der gleichnamigen Gaststätte, bekommen sie immer wieder zu hören. Das war für die beiden Halberstädter Unternehmer Anlass, eine Ausstellung zu initiieren, die an das Sommerbad erinnert.

Die Ausstellung ist exklusiv. Nicht nur, weil Originale aus 70 Jahren Sommerbad-Geschichte gezeigt werden. Die Präsentation ist live nur an zwei Tagen zu erleben – am 6. und 7. Juni mit limitierten Karten. Historische Fotos von Sport und Freizeitvergnügen sind zu sehen. Alte Zeitungen aus diesen Jahrzehnten gehören genauso dazu wie originale Herren-Dreiecksbadehose, Badekappe und Einrichtungsgegenstände aus dem Sommerbad. In einer Auflage von erst einmal 200 Stück lassen Chris und Patrick Schöne eine kleine Broschüre aus den 1920er Jahren nach­drucken, in der viele alte Aufnahmen zu sehen sind. „Anlässlich der Bad-Eröffnung hat die Stadt Halberstadt das Heft damals drucken lassen“, informiert der Gastronom. Zur Premiere am Mittwoch, dem 6. Juni, spricht um 15 Uhr Stadtratspräsident Dr. Volker Bürger (CDU). Der Halberstädter Knut Schneider hält anschließend einen Vortrag über die Geschichte des Sommerbades. Jürgen Westphal, bekannter Autor aus Halberstadt, zeigt Filme und Thomas Kleemann historische Postkarten mit Ansichten des Sommerbades. „Mit anderen Akteuren, die Vorträge zum Sommerbad halten, wird der zweite Ausstellungs-Tag, der 7. Juni, bestritten“, so Chris Schöne.

Schönes lassen es nicht auf sich beruhen, die Idee für die Ausstellung gehabt zu haben und das Event vorzubereiten. Küchenchef Patrick Schöne zaubert ein Sommerbad-Buffet, angelehnt an alte Zeiten, mit Fassbrause, Kartoffelsalat und Bockwurst. Der Eintritt kostet 24,90 Euro (Buffet und Vorträge inklusive) – quittiert auf HO-Rechnungsvordrucken. Ein Teil des Ausstellungs-Erlöses wollen Chris und Patrick Schöne für einen Halberstädter Verein spenden, der mit Wassersport zu tun hat. „Ob das die DLRG oder der Schwimmverein der Kreisstadt ist, haben wir noch nicht entschieden“, sagt Chris Schöne. Interessierte Besucher können aber auch außerhalb der offiziellen Veranstaltungen die Ausstellungsgegenstände in Augenschein nehmen, und das ohne Eintritt. Nur auf die fundierten Vorträge muss man dann verzichten.

Die heutige Gaststätte „Sommerbad“ sowie die dazugehörige Pension sind selbst ein Stück steingewordene Sommerbad-Geschichte. Dort wo heute Fisch- und Fleischgerichte, Weine, Bier und alkoholfreie Getränke serviert werden, betraten und verließen einst die Gäste das Sommerbad. Wer es nicht weiß, vermutet nicht, dass sich genau dort der Einlass befand. Ortsunkundige Besucher fragen sich natürlich, warum nostalgische Umkleidekabinen aus Holz im Gastraum zu sehen sind. Familie Schöne hat diese und andere Originalstücke aus der Zeit der Bad-Eröffnung im Jahr 1927 nach der Schließung 1994 retten können und sie im Gastraum in Szene gesetzt.

„Viele Gäste sprechen uns immer wieder auf das Sommerbad an. Die, die es selbst noch als Badegäste oder Sportler erlebt haben beziehungsweise deren Kinder und Enkel, die Halberstadt verlassen haben und jetzt wieder zu ihren Wurzeln zurückkehren. Das hat bei uns die Idee reifen lassen, mit dieser besonderen Ausstellung an das Sommerbad zu erinnern“, sagt Chris Schöne. Wobei die Initiatoren nicht auf die nostalgische Tränendrüse nach dem Motto „früher war alles besser“ drücken wollen.

Heute ließ sich so eine Einrichtung wirtschaftlich gar nicht mehr betreiben, ist sich Chris Schöne sicher. Daher sei die Entscheidung, das baufällige Bad zu schließen, abzureißen und die Weichen für den Bau des in der Region beliebten Freizeit- und Sportzentrum FSZ zu stellen, aus heutiger Sicht die richtige Entscheidung gewesen. „Allerdings kochte Anfang der 1990er Jahre die Volksseele, als die Entscheidung zur Schließung gefallen ist“, erinnert sich Chris Schöne noch gut. Das Sommerbad habe eben im Herzen vieler Halberstädter einen ganz besonderen Platz, bis heute. In der eigenen Familie sei das nicht anders.

Schönes sind mit dem Sommerbad bereits seit 1982 sehr eng verbunden. Damals übernahm Roland Schöne, der Vater der heutigen Chefs, die gas-tronomische Versorgung der Gäste. Nach der Schließung des Freibades erwarb er die heute noch erhaltenen Gebäudeteile, ließ sie aufwendig sanieren und eröffnete die beliebte Gaststätte samt Pension.