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Auszeichnung Demografiepreis für Dorfladen

Stolze Bürger in Deersheim: das Dorfladenprojekt wurde vom Land ausgezeichnet. Das Preisgeld fließt in den weiteren Ausbau.

Von Mario Heinicke 23.11.2017, 11:18

Deersheim/Hessen l Zum fünften Mal ist der Demografiepreis des Landes ausgelobt worden. 136 Vereine, Institutionen und Personen hatten sich mit ihren Projekten beworben, zwölf von ihnen wurden am Montag in der Magdeburger Staatskanzlei ausgezeichnet. Darunter die Dorfladen-Genossenschaft Deersheim und die Schulimkerei des Stadtfeld-Gymnasiums Wernigerode, die von dem Hessener Imker Enrico Kretschmar betreut wird.

Es war im Jahr 2012, als in Osterwieck die „ZukunftsWerkStadt“ begann. Ein Projekt, Ideen zu sammeln und zu testen, wie man den demografischen Wandel meistern kann. Dazu gehörte das Thema Dorfladen.

Der Zufall wollte es so, dass just zu jenem Zeitpunkt die Deersheimer Kaufhalle geschlossen wurde und die Einwohner im Ort keine Einkaufsmöglichkeit mehr hatten. Es war ein langer und beschwerlicher, aber letztendlich erfolgreicher Weg, bis am 18. November 2016 der Dorfladen eröffnet wurde.

Auch das erste Jahr war voller Arbeit, Hürden, Stress und Aufregungen, schätzte Vorstandsmitglied Elke Selke gestern gegenüber der Volksstimme ein. Aber sie wertet es zugleich als ein Jahr voller Erfolge. „Der Laden läuft, er schreibt schwarze Zahlen, vier Teilzeitarbeitsstellen wurden erhalten, und eine Aushilfe wurde im November zusätzlich eingestellt. Etwa 40 ehrenamtliche Helfer unterstützen kontinuierlich den Dorfladen in verschiedenen Arbeitsgruppen. Sie helfen beim Einräumen oder Anliefern der Waren, bei der Organisation von Veranstaltungen, oder sie springen einfach da ein, wo Hilfe gebraucht wird.“

Auch der Vorstand und der Aufsichtsrat arbeiten ehrenamtlich.

In der Demografiepreis-Kategorie „Lebensfreude in Stadt und Land“ wurde das Projekt „Miteinander.Deersheim!“ mit dem ersten Platz ausgezeichnet. Neben einem Pokal und einer Urkunde nahmen die Deersheimer 1500 Euro Preisgeld mit nach Hause. „Das Geld ist schon verplant“, informierte Selke. „Es wird für die Verbesserung der Wärmedämmung im Laden eingesetzt.“ Denn die Energiekosten müssen gesenkt werden, wie schon auf der Hauptversammlung im Sommer berichtet worden war. Eine Luftschleuse am Eingang soll den Anfang machen, außerdem soll die Raumdecke gedämmt werden.

Das sind nicht die einzigen Vorhaben, die noch angestrebt werden. In einer „Baureserve“ sollen noch eine Küche, ein Seminarraum und Toiletten entstehen. Kochseminare sind ein Stichwort, aber auch die Zubereitung von Produkten zum Verkaufen im Dorfladen.

„Mitmachen statt meckern“, nennt Elke Selke die Devise. Längst gilt das Engagement der Deersheimer als beispielhaft. Dafür sprechen die hohe Förderung als bundesweites „Leuchtturmprojekt“, mehrere Auszeichnungen, aber auch die große Zahl anderer Initiativen, die sich auf den Weg machen, um von den Erfahrungen der Deersheimer zu lernen.

Die Akteure der Genossenschaft gehen auch selbst auf Reisen. Aufsichtsratsvorsitzender und Ortsbürgermeister Wolfgang Englert stellte das Projekt erst am Wochenende in der Altmark vor, Elke Selke auf einer Veranstaltung in Niedersachsen. „Wir haben damals viele Informationen von anderen bekommen, das geben wir jetzt zurück“, sagte Selke.

In einer zweiten Förderphase der Osterwiecker „ZukunftsWerkStadt“ kam 2014 die Idee von Bienenseminaren auf. Imker und Bienen waren rar, Nachwuchs wurde dringend gesucht.

Der Hessener Imker Enrico Kretschmar versuchte über das Projekt, zunächst einmal Menschen in die Imkerei „schnuppern“ zu lassen. Damit kam nach seiner Einschätzung „der Stein ins Rollen“. Dazu gehören heute auch die Imker-Arbeitsgemeinschaften an sieben Schulen von Halberstadt bis Grovesmühle, für Grund- bis Berufsschüler. Darüber hinaus auch Bienen am Lebenshilfe-Wohnheim in Wernigerode.

Beim Demografiepreis wurde die 2016 gegründete Schulimkerei „Bee happy“ des Wernigeröder Stadtfeld-Gymnasiums mit dem zweiten Platz in der Kategorie „Perspektiven für Familien und Kinder“ ausgezeichnet. Verbunden mit 1000 Euro, die in weitere Anschaffungen für die Imkerei, die aus drei Bienenvölkern am Wernige­röder Stadtrand besteht, fließen sollen. Zwölf Kinder arbeiten in der Arbeitsgemeinschaft mit, die von der Lehrerin Evelin Dübner, mit betreut wird.

Der Honig stehe dabei gar nicht so im Mittelpunkt, erklärte Kretschmar. Vielmehr, dass sich die Kinder mit dem Thema Biene und Natur beschäftigen, „dass ihnen auch die Angst vor der Biene genommen wird“. Kinder, stellte der Imker fest, seien sehr gute „Multiplikatoren und erzählen es weiter“.

Bienenseminare gibt es heute übrigens immer noch und werden über die Kreisvolkshochschule angeboten, freut sich Enrico Kretschmar. Zum „schnuppern“, wer dann möchte, kann sich über den Imkerverein Wernigerode zum Jungimker ausbilden lassen. Bereits 62 Personen, berichtete der Hessener, hätten das seit 2016 getan.