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Auszeichnung Wetterfrosch behält Himmel im Blick

Lutz Rahn beobachtet seit 25 Jahren für den Deutschen Wetterdienst das Wetter in Halberstadt.

Von Jörg Endries 02.07.2016, 01:01

Halberstadt l Was hat ein Wetterfrosch im Klärwerk Halberstadt zu suchen? Ganz einfach: Er beobachtet das Wetter. Seine Brötchen verdient er damit allerdings nicht. Lutz Rahn ist Vorarbeiter und sorgt in erster Linie dafür, dass die Klärwerk-Technik funktioniert. Nebenbei beobachtet er seit 25 Jahren für den Deutschen Wetterdienst das Wetter. Für sein ehrenamtliches Engagement hat ihm der Bundesminister für Verkehr und digitale Infrastruktur jetzt die Wetterdienstplakette verliehen.

Wie die Jungfrau zum Kinde ist Lutz Rahn zu seinem Ehrenjob gekommen. Anfang der 1990er-Jahre fragte der Deutsche Wetterdienst im Klärwerk an, ob jemand die Niederschlagsmessung für Halberstadt übernehmen kann, erinnert sich Lutz Rahn. Wetterbeobachtungen waren für den Hobby-Kleingärtner nichts Neues. „So bin ich Wetterfrosch geworden. Ehrenamt und mein Job im Klärwerk passen gut zusammen“, so der Halberstädter. Starkregenereignisse, wie sie immer öfter vorkommen, beschäftigen auch das Klärwerk.

2000 Messstellen betreibt der Deutsche Wetterdienst flächendeckend in Deutschland. Dazu gehören etwa 180 hauptamtliche Wetterwarten und -stationen, die zum Teil rund um die Uhr besetzt sind, informiert Petra Grubitzsch, Leiterin der Außenstelle Leipzig. Lutz Rahn betreut für den Deutschen Wetterdienst eine von insgesamt 1800 ehrenamtlich betriebenen Messstellen.

Täglich misst und registriert der 59-Jährige die Niederschlagsmengen, also je nach Jahreszeit Regen, Schnee, Tau, Reif sowie Glatteis, Gewitter und Windstärken. „Anfangs habe ich alles auf einem Zettel notiert und per Telefon nach Leipzig oder Potsdam gemeldet. Dank moderner Technik geschieht dies heute per Computer, Laptop oder Tablet-PC“, berichtet der Wetterfrosch. „Digitale Technik ersetzt immer mehr die ehrenamtlichen Beobachter. Diese Messstationen zeichnen rund um die Uhr selbständig die Daten auf und melden sie sofort dem Wetterdienst“, erklärt Lutz Rahn. „Sie sind wesentlich genauer.“

Eher unspektakulär ist die manuelle Messtechnik in Halberstadt. Auf dem Gelände des Klärwerkes befindet sich auf einer Wiese ein an einem Metallpfosten befestigter unscheinbarer Metallbehälter. Das darin gesammelte Regenwasser gibt über die Niederschlagsmenge pro Quadratmeter Auskunft, berichtet Klaus Rahn. Im Winter misst ein am Fuss des Pfostens befestigtes Lineal die Schneehöhe. „Im letzten Winter lag die bei Null“, sagt der Wetterfrosch. Der Standort der Station wird allerdings peinlich genau ausgesucht und immer mal wieder von Fachleuten überprüft, damit die Ergebnisse nicht verfälscht werden, so Lutz Rahn.

Geregnet hat es in den zurückliegenden Monaten häufig, kann der Hobby-Metereologe belegen. War der April mit 7,8 Millimeter Regen pro Quadratmeter sehr trocken, so fielen im Mai 42,1 Millimeter Regen und im Juni 78,2 Millimeter. Wobei es in der Vergangenheit immer wieder Ausreißer gegeben habe. Im Mai 2013 sind zum Beispiel 137 Millimeter Regen gefallen oder im Juli 2002 sogar 144,9 Millimeter. Den Einfluss des Brockens auf das Wetter kann Lutz Rahn bestätigen. „Bei West-Wetterlage liegen wir im Regenschatten. Die Wolken teilen sich und regnen erst an der Elbe bei Magdeburg ab.