1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Halberstadt
  6. >
  7. Goldene Menora für Pfarrer Andreas Knorr

Auszeichnungen Goldene Menora für Pfarrer Andreas Knorr

Mit der goldenen Menora, einer Auszeichnung für nicht-jüdische Persönlichkeiten, ist Pfarrer Andreas Knorr in Dingelstedt geehrt worden.

Von Ramona Adelsberger 19.09.2018, 01:01

Dingelstedt l Die Verleihung der goldenen Menora ist für Pfarrer Andreas Knorr eine ganz besondere Ehrung. „Ich sehe in dieser Verleihung ein Zeichen gegen den rechten und linken und mittlerweile recht kräftigen muslimischen Antisemitismus im Land“, betont der Geistliche.

Seit 1985 hatte Andreas Knorr im Kirchenkreis Elberfeld-Wuppertal gewirkt, ab 1995 als Superintendent. In dieser Funktion hatte er 1998 dafür gesorgt, dass die Kirche in Wuppertal der damals stark wachsenden jüdischen Gemeinde ein 1,6 Hektar großes Gelände für einen jüdischen Friedhof in unmittelbarer Nachbarschaft zu einem evangelischen Friedhof geschenkt hat. „Damals war das ein wichtiges Zeichen, weil die Juden dauerhafte Gräber in solcher Erde benötigten, die bisher nicht als Grabstätten verwendet wurde“, erklärt Knorr.

Diese Entscheidung ist nun mit der Goldenen Menora gewürdigt worden, einer Auszeichnung für nicht-jüdische Persönlichkeiten, die sich in besonderem Maße um die Belange der jüdische Gemeinde im Bergischen verdient gemacht haben. Alljährlich zum jüdischen Neujahrsfest Rosh Haschana verleiht die Jüdische Gemeinde Wuppertal diese Goldene Menora.

In seiner Laudatio würdigte der Bischof der Evangelischen Kirche im Rheinland, Manfred Rekowski, dass es Knorr gelungen sei, das Gedenken an diejenigen wachzuhalten, die sich in der Zeit des schlimmsten Versagens gegenüber dem Judentum mutig der Mehrheit, auch in der evangelischen Kirche, entgegengestellt haben.“

Andreas Knorr habe Großes bewegt, betonte der Vorsitzende der jüdischen Gemeinde, Leonis Goldberg. „In der Aufarbeitung christlicher Schuld angesichts kirchlichen Versagens während des Holocausts aber auch in der Erneuerung des Miteinanders von Juden und Christen in Wuppertal.“

In seine Dankesrede betont Andreas Knorr, dass diese Goldenen Menora ausdrücklich auch eine Auszeichnung für seine damaligen Mitstreiter sei. Er erinnerte an viele eigene Begegnungen mit jüdischen Menschen und mahnte, nicht wegzusehen, sondern klar Stellung zu beziehen, zum Beispiel bei den Diskussionen um die geschmacklose Echo-Verleihung an Rapper mit Juden verachtenden Texten oder auf Angriffe auf ein jüdisches Lokal oder einen Kippa-Träger.

Seit er vor acht Jahren in den Ruhestand versetzt wurde und in seine Heimat Dingelstedt zurückgekehrt ist, sorgt Andreas Knorr auch weiterhin, nun im Ruhestand, für die Christen im Kirchspiel Am Huy. „Ich neige nicht dazu, auf mich aufmerksam zu machen", hatte er bescheiden über diese Ehrung durch die jüdische Gemeinde in Wuppertal gesagt. Jedoch sollten die hiesigen Gemeinden durchaus wissen, wo ihr Pfarrer theologisch und politisch in dieser Frage stehe. „Unsere Kirche, repräsentiert vom Bischof und eben einem früheren Superintendenten, weiß sich den Juden bei uns und auch Israel in besonderer Verantwortung verbunden.“

Die Ereignisse der jüngsten Vergangenheit, sieht Andreas Knorr als geeignet, um in der medialen Öffentlichkeit Farbe zu bekennen und ein Zeichen zu setzen gegen den wachsenden Antisemitismus.