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Autodiebe Senioren starten zum Harz-Abenteuer

77 und 86 Jahre alte Senioren mopsten ein Auto vom Hof eines Kfz-Meisters - eine kurze, aber abenteuerliche Aktion.

Von Dennis Lotzmann 30.09.2020, 19:43

Harzgerode l Mit gut und gern zehn Kilometern ist die Distanz zwischen den Harzgeröder Ortsteilen Neudorf und Schielo gewiss nicht der absolute Brocken – für 77 und 86 Jahre alte Senioren wird es allerdings durchaus zur Herausforderung. Vor allem, wenn der abenteuerliche Ausflug am Ende sogar bis ins entfernte Aschersleben führen soll. Dann braucht es mindestens eine Verkettung glücklicher Umstände, um sich einen fahrbaren Untersatz zu angeln.

Jene glückliche Fügung hatten die beiden Abenteurer: Sie fanden auf dem Hof einer Neudorfer Kfz-Werkstatt nicht nur reichlich Autos, sondern landeten bei Ingo Kurzes Dacia einen Sechser mit Zusatzzahl: Die Türen offen, der Zündschlüssel steckte – der Rest war ein Kinderspiel. Eines, das den 44-Jährigen Kfz-Meister einen bösen Schreck am Abend bescherte. Kurze – gerade zurück von einer Probefahrt mit dem eigenen Gefährt – war nur mal kurz in seine Werkstatt gesprungen, um was zu holen und sich alsdann von einem Telefonanruf ablenken zu lassen.

Der Rest? „Naja – mein Auto war weg, die Polizei dankenswerterweise sehr schnell da und meine Frau wenig später auch mit unterwegs, um zu suchen“, berichtet der Mechaniker. Und auch er hatte die glückliche Fügung auf seiner Seite: Schon im Nachbarort Harzgerode stoppten Polizei und Ehefrau das blau lackierte Abenteuergefährt.

Die beiden Herren darin – dem Vernehmen nach Bewohner eines Neudorfer Seniorenheims – seien sich keiner Schuld bewusst gewesen, schmunzelt der 44-Jährige. Wollten wohl einen kleinen Trip nach Aschersleben unternehmen und zuvor wohl noch jemanden in Schielo abholen. „Vielleicht hat ja das Essen im Heim nicht geschmeckt und sie wollten zu Mc Donalds“, witzelt Kurze, dank des Happyends schon wieder tiefenentspannt. Und selbst ein bissel reumütig – „es war ja mein Fehler, den Schlüssel stecken zu lassen. Aber man kennt ja Hinz und Kunz hier im Dorf, da passiert ja sowas nicht.“

Eigentlich. Und eigentlich ist das ja schon wieder ein guter Grund für mildernde Umstände bei den Übeltätern, die ihren Trip wohl schon wieder im Nebel verschwinden sehen. Gut möglich, dass sie doppeltes Glück haben und der Staatsanwalt Gnade vor Recht ergehen lässt.