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Besonderes Projekt Berühmte Personen in Halberstadt

Ludwig Gleim hat Menschen mit Porträt-Malereien verewigt. Den Gedanken führt Thomas Peters in Halberstadt mit Fotografien fort.

Von Sandra Reulecke 16.01.2018, 12:04

Halberstadt l „Ich bin kein Fotograf.“ Erstauntes Schweigen, fragende Blicke. Mit einer solchen Aussage haben die Gleimhaus-Besucher offensichtlich nicht gerechnet, als sie sich für einen Rundgang durch das Museum mit Thomas Peters entschieden haben. Schließlich sind es seine Fotografien, die in einer neuen Sonderausstellung zu sehen sind. „Die Kamera ist für mich nur ein Werkzeug“, erläutert Peters achselzuckend. „Von der Technik habe nicht ich viel Ahnung. Aber für das, was ich mit meinen Bildern erreichen möchte, funktioniert es.“

„Menschen!“, unter diesem schlichten Titel hat der gebürtige Quedlinburger Thomas Peters – der sich auch literarisch und musikalisch betätigt– seine Ausstellung gestellt. Zu sehen gibt es eben jenes – Porträts von Menschen. Keine Posen, keine Schnörkel. In Schwarz-Weiß.

Viele der abgebildeten Personen kommen dem Betrachter bekannt vor, doch nicht alle sind berühmt. Hinweise zu den Personen sucht man an dem Bild vergebens. Es gibt keine Info-Tafeln darunter oder daneben. Eine bewusste Entscheidung, kein Versäumnis. „Der Besucher soll den Fotografierten zuerst ins Gesicht schauen und sich nicht von Informationen ablenken lassen“, sagt Reimer Lacher, Kurator und wissenschaftlicher Mitarbeiter des Gleimhauses. Damit ein Bild wirke, spiele es keine Rolle, wer darauf zu sehen ist.

Den Besuchern bleiben Informationen zu den Bildern jedoch nicht gänzlich versagt. In einer schlichten Mappe sind Namen und Meriten, also Verdienste, der Fotografierten hinterlegt. Bergsteiger Reinold Messner ist ebenso vertreten wie der Politiker Gregor Gysi und der gebürtige Halberstädter Filmemacher Alexander Kluge.

Nachhaltig beeindruckt habe Peters das Foto-Treffen mit Margot Friedlander. Die 96-Jährige ist eine Holocaust-Überlebende. In Schulen und auf Tagungen spricht sie über ihr Schicksal, reist dafür trotz hohen Alters viel. „Sie ist so aktiv, davon könnte sich manch 50-Jähriger eine Scheibe abschneiden.“

Peters hat genaue Vorstellung davon, wer ihm vor die Linse kommt. „Interessante Menschen mit Mut, neuen Gedanken, mit Idealen. Welche, die nicht dem Durchschnitt entsprechen“, erläutert der Künstler. Wichtig sei ihm, dass die Personen ihre Integrität und moralischen Ansprüche auch nach außen tragen. „Das ist eine subjektive Einschätzung und ich nehme auch in Kauf, dass ich damit falsch liegen könnte.“

Der 53-Jährige habe eine Liste im Kopf von den Menschen, die er noch für dieses Projekt ablichten möchte. Manchmal entstehen die Bilder spontan, andere sind über Wochen und Monate geplant. Für einige der Bilder ist der Neinstedter auch schon weit gereist, zum Beispiel in die USA. „Es kommen ständig neue dazu, andere fallen wieder weg, wenn ich etwas über den Menschen erfahre, was nicht zu meiner Liste passt.“

Bis zum Sommer ist die Ausstellung „Menschen!“ im Halberstädter Gleimhaus am Domplatz zu sehen. Und anschließend zwischen verschieden Sonderausstellungen in dem Literaturmuseum. „Wir haben die Bilder gekauft“, informiert Reimer Lacher. Eine folgerichtige Entscheidung für den Gleimhaus-Mitarbeiter. „Wir verstehen uns als Haus des Porträts – auch aus anderen Zeiten und als andere Medien.“

Der Kurator spielt auf den Namensgeber des Gleimhauses an: Johann Wilhelm Ludwig Gleim (1719 – 1803). Dieser war nicht nur ein Dichter, Literaturmäzen und Sammler der deutschen Aufklärungsliteratur. In seinem Haus in Halberstadt schuf er sich einen Freundschaftstempel. Rund 120 Porträts zieren die Wände. Bedeutende Dichter und Schriftsteller sind darunter zu finden wie Lessing, Herder, Klopstock, Gellert, Bodmer und Jean Paul.

„Auf der Rückseite vieler Bilder sind Meriten zu finden“, berichtet Reimer Lacher. Gleim habe notiert, was die Personen auszeichne. Neben Talent würdigte der Dichtervater so auch die menschlichen Qualitäten der Porträtierten.

Mit diesen Malereien hat sich Thomas Peters eingehend beschäftigt. „Die Bilder faszinieren mich“, sagt der Künstler. „Viele wirken wie Schnappschüsse, obwohl sie gemalt wurden.“ Besonders interessant sei seiner Meinung nach, dass die abgebildeten Personen nicht geschönt wirken, sondern echt – samt Makeln und Falten. Das entspreche auch seiner Vorstellung von einem guten Porträt.