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Biathlon-Tour Sind die Halberstädter treffsicher?

Wie Biathlon ohne Schnee und Munition funktioniert, zeigt Halberstadt: Die Biathlon-Tour macht Halt auf dem Fischmarkt.

Von Sandra Reulecke 22.01.2020, 00:01

Halberstadt l Für Fußball ist Halberstadt bekannt, ebenso für Handball, Leichtathletik und Kampfsport – aber für Biathlon? Angesichts der geringen Schneewahrscheinlichkeit ist die Domstadt nicht gerade ein Mekka für den Wintersport. Bislang. Denn das könnte sich ab Sonnabend, 22. Februar, ändern. Dann verwandelt sich der Fischmarkt zwischen 11 und 18 Uhr in eine Biathlon-Stätte. Jeder – unabhängig von Alter und Trainingsstand – ist dann dazu eingeladen, seine Treffsicherheit unter Beweis zu stellen.

Schießen – mitten in der Innenstadt? Ist das nicht gefährlich? „Nein. Es wird keine scharfe Munition verwendet, sondern Infrarottechnik“, versichert Enrico Burau. Der Centermanager der Rathauspassagen – bekennender Wintersport-Fan – hat die Veranstaltung nach Halberstadt geholt. „Wir sind bei der diesjährigen Biathlon-Tour die Auftaktetappe, insgesamt sind es 35 Städte“, erläutert Stadtmarketingmanagerin Nancy Schönknecht.

Die Biathlon-Tour gibt es bereits seit 2015. Bisher haben laut Veranstalter schon 90.000 „Schnupperschützen“ und rund 12.000 Wettkämpfer an 150 Etappen teilgenommen. Auf winterliche Temperaturen oder gar Schnee ist dafür niemand angewiesen, so macht die Tour zum Beispiel mitten im Sommer, am 11. Juli 2019, Halt in Schierke. Der Skilanglauf-Part, so erläutert Burau, wird simuliert. „Wir haben ja erst überlegt, ob wir Schnee aus Oberhof herbringen lassen, haben uns dann aber doch für diese Variante entschieden“, sagt er augenzwinkernd. Dafür werden Geräte, Thoraxtrainer genannt, auf den Fischmarkt gestellt, die der eine oder andere aus dem Fitnessstudio kennen dürfte. Aber, so betont Nancy Schönknecht, „Leistungssport steht nicht im Vordergrund, sondern Spaß.“

Ab 11 Uhr kann sich jeder ausprobieren, wie Langlauf ohne Schnee und Schießen ohne Munition funktioniert. „Das ist der spontane Teil ohne Voranmeldung“, erläutert Nancy Schönknecht. Vorkenntnisse seien nicht erforderlich, warme Kleidung dagegen schon. Sollten die Witterungsbedingungen extrem schlecht sein, dienen die Rathauspassagen als Ausweichstätte. Der Tagessieger – also der Teilnehmer mit der höchsten Trefferzahl – qualifiziert sich für das Finale, das in einem Jahr in der bekannten Ruhpoldinger Chiemgau-Arena stattfindet, und kann so eine Reise gewinnen.

Nach den Einzelkämpfern sind ab 14 Uhr die Staffeln, bestehend aus je vier Personen, dran, sich zu beweisen. Wer daran teilnehmen möchte, muss sich bis zum 13. Februar über die Internetseite der Stadt dafür registrieren. „Die ersten Anmeldungen sind schon eingegangen“, informiert Nancy Schönknecht. Wie sie zudem verrät, stellt auch die Stadtverwaltung ein eigenes Team.

Jeder Teilnehmer einer Staffel muss 400 Meter (für Frauen sind es 300 Meter) auf dem Thoraxtrainer zurücklegen und anschließend fünf Schüsse – im Stehen – abfeuern. Wer da nicht gut zielt, muss mit einer Zeitstrafe rechnen. Für jeden Fehlschuss werden 15 Sekunden auf die Laufzeit drauf gerechnet.

Tipps, wie man es schafft, sich so kurz nach einer körperlichen Anstrengung zu konzentrieren, können sich die Teilnehmer von einem echten Profi holen. „Michael Rösch steht den ganzen Tag für Fragen, Autogramme und Fotos zur Verfügung“, kündigt Enrico Burau an. Rösch wurde 2006 in Turin Olympiasieger mit der Deutschen Staffel. Aktuell erholt sich der 36-Jährige, der auch unter dem Spitznamen „Ebs“ bekannt ist, von einem Krankenhausaufenthalt, informiert Burau. „Aber bis zum 22. Februar ist er wieder fit.“

Burau hat zudem eine gute Nachricht für alle, die die Biathlon-Weltmeisterschaften, die ab dem 12. Februar in Südtirol stattfinden, an diesem Tag eigentlich im Fernsehen verfolgen wollten: Sie müssen sich nicht zwischen Mitmachen auf dem Fischmarkt und Zuschauen zu Hause entscheiden. Die WM wird auf vier Großleinwandfernsehern übertragen.

Für die Stärkung von Teilnehmern und Zuschauern ist die freiwillige Feuerwehr aus Sargstedt zuständig. „Sie haben sich schon einiges einfallen lassen“, sagt Burau. „Ihre Einnahmen kommen der Jugendwehr zugute.“