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Bildungslandschaft Freie Schule auf der Zielgeraden

Seit zwei Jahren am Start, nimmt die christliche Schule in Langenstein Fahrt auf. Der Trägerverein sichert die Finanzierung bislang alleine.

Von Sabine Scholz 28.06.2018, 01:01

Halberstadt l „Zweidrittel der Bewährungszeit haben wir überstanden“, sagt Jens Rehmann augenzwinkernd. Wobei die „Bewährungszeit“ schon eine extreme Herausforderung für den Schulverein Lernlust ist, der die Freie Christliche Schule Halberstadt betreibt. Immerhin müssen drei Jahre ohne jegliche finanzielle Unterstützung des Landes gewuppt werden. In Summe mal eben 1,1 Millionen Euro. „Finanziell liegen wir gut im Plan, es sind Reserven vorhanden“, so der Halberstädter während der jüngsten Vorstandssitzung des Vereins. Eine wichtige Information, haften einige der Vorstandsleute doch persönlich für die Darlehen.

Die Reserven ermöglichen im neuen Schuljahr den Bau von Fachkabinetten. Lernen dann doch zwei sechste und eine fünfte Klasse in Langenstein, und da braucht es einen Raum für Chemie-/Physik- und Biologie-Unterricht, in dem auch experimentiert werden kann. Als Übergangslösung wird zunächst ein Kombinationsfachkabinett in einem Container eingerichtet, der zehn Doppelarbeitsplätze bietet. Auch der Technikunterricht könnte dort integriert werden.

Der Standort Langenstein sei zwar für eine Schule, die auch Abitur anbietet, zu klein, aber dennoch ein Geschenk, hieß es während des Gesprächs, denn gerade jüngere Schüler fühlten sich auf dem großen Areal sehr wohl. Es bietet Platz zum Spielen, im Grün findet das schuleigene Bienenvolk ausreichend Nahrung. „So viel, dass wir zum jüngsten Schulfest 25 Gläser Honig unseres Bienenvolks gegen eine Spende an die Besucher abgegben konnten“, berichtet Janett Rehmann, die stark eingebunden war in die Organisation des Schulfestes.

Der Standort bietet auch pädagogisch Vorteile, sagt die neue Schulleiterin Ulrike Wagner. „Ich kann einfach die Tür aufmachen, den Lernort rasch nach draußen verlegen. So wird mir im neuen Schuljahr einer der Schüler die Höhlenwohnungen zeigen, die kenne ich noch nicht. In der Schule haben wir dann die technische Ausstattung und die Lehrmittel, um das vor Ort Erlebte und Erfahrene aufbereiten zu können.“

Das Angebot einer weiterführenden freien Schule nutzen dabei nicht nur Halberstädter und Langensteiner. Aus Blankenburg und Derenburg zum Beispiel kämen auch Schüler, berichtet Jens Rehmann. Auch wenn es mit den Landkreis Debatten wegen der Übernahme der Kosten für den Schülertransport gab. Das sei inzwischen geregelt – auch, weil die Schule eine Gemeinschaftsschule ist. Das heißt, sie biete Haupt-, Real- und Gymnasialabschluss an. Da seien sie gesetzlichen Rahmenbedingungen eindeutig.

„Offenkundig ist nicht immer allen Akteuren in Land und Landkreis bewusst, dass auch wir als freie Schule den Bildungsauftrag erfüllen, der in der Landesverfassung verankert ist. Wir sind froh, dass das Land jetzt endlich mal rechnet und auch die Privatschulen vernünftig finanziell ausstatten will“, sagt Jens Rehmann. Auch wenn die Lernlust-Schule erst ab dem Schuljahr 2019/2020 davon profitieren kann. Bis dahin müssen sowohl Personal- als auch Sachkosten komplett über den Verein finanziert werden. „Da spart das Land so richtig“, sagt Rehmann.

Elf Lehrer und ein Sozialpädagoge sind an der Schule tätig. Und es gibt weitere Bewerbungen, wie Schulleiterin Ulrike Wagner berichtet. So habe sich jetzt ein 26-Jähriger gemeldet, der Französisch, Spanisch, Italienisch, Russisch unterrichten kann. „Für das Angebot an zweiten Fremdsprachen wäre das für unsere Schule ein Gewinn, gerade für die späteren Abiturjahrgänge“, sagt Wagner. Für Jens Rehmann nebenbei ein weiteres Zeichen dafür, dass sich die Schule etabliert hat. „Früher mussten wir das Lasso auswerfen, jetzt kommen Bewerbungen rein, weil sich Lehrer für uns interessieren.“ Ulrike Wagner erklärt auch, warum: „Lehrer, die sich bei einem freien Träger um eine Stelle bewerben, tun dies immer ganz bewusst, schauen sich vorher das Konzept an“, so die 58-Jährige.