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Breite Weg Händler gegen neuen Standort

Einst einzige Einkaufsmeile in Halberstadt, fristet der Breite Weg derzeit ein eher klägliches Dasein.

Von Sabine Scholz 20.01.2016, 04:00

Halberstadt l Die Gemeinschaft der Neuhalberstädter hatte sich vor Kurzem zu Wort gemeldet und Ideen geäußert, wie man den Breiten Weg wieder attraktiver machen könne, sodass die Halberstädter und Gäste der Stadt wieder gern hier flanieren und damit auch Handel und Gastronomie beleben würden.

Ein Vorschlag war, den Wochenmarkt weiter ans Ende des Weges zu verlegen. Dafür müssten die Kunden zwar 150 Meter weiter laufen als bislang, aber die Läden am Breiten Weg könnten dafür von solcher Verlegung profitieren. „Für uns wäre das der Todesstoß“, warnt hingegen Karin Boldt. Sie gehört zu denen, die auf dem Wochenmarkt frische Waren anbieten. „Dahinten bricht der Umsatz dann total ein. Es ist ohnehin schon schwierig“, sagt sie. Viele Kunden seien ältere Mitbürger, die wohl kaum noch weiter laufen würden, um ihren Einkauf an den Marktständen zu erledigen. Und zu gucken gäbe es in den Auslagen auch nichts, weil zurzeit viele Läden leerstehen.

„Uns Markthändler hat man in Halberstadt schon einmal verschaukelt, 1995 war der Markt vom Fischmarkt auf den Breiten Weg verlegt worden. Damals wurde uns versprochen, dass wir nach dem Ende der Bauarbeiten wieder auf den Fischmarkt zurück können. Dieses Versprechen wurde jedoch nie eingelöst“, berichtet Karin Boldt.

Zu den quadratischen Blumeninseln, die zurzeit im Fokus stehen, um durch neue Bepflanzungen den Weg attraktiver zu machen, hat die Pabstorferin eine klare Meinung: „Die Blumenbeete liebevoll zu bepflanzen, das allein reicht nicht aus. Man muss die Pflanzen auch pflegen. So wie bisher, mit zweimal im Jahr gießen und zweimal im Jahr jäten, wird das nichts.“

Dass sich der Breite Weg von Ost nach West erstreckt, darauf machte Werner Winkler aufmerksam. Der Halberstädter erinnerte daran, dass vor dem Zweiten Weltkrieg mehrere Hotels und große Kaufhäuser am Breiten Weg standen. „Hier spielte sich das Leben der Stadt ab“, so der Leser.

Heute hingegen bestehe der Breite Weg zum Teil aus Flachbauten, in denen sich Billigläden fänden oder die ganz und gar leerstehen. „Ich kann mir kaum vorstellen, dass Kunden an den Markttagen wild darauf sind, die Auslagen dieser Läden zu betrachten, wo es nichts zu betrachten gib“, sagt Werner Winkler. Das eigentliche Problem der Wiederbelebung dieser einstigen Flaniermeile liege ganz woanders. „Touristen, die Halberstadt besuchen, interessieren sich vorrangig für den Dom und den Domschatz. Der Breite Weg interessiert die Stadtbesucher doch überhaupt nicht“, so der Leser. Auf dem Breiten Weg neue Gaststätten zu bauen, bringe auch nichts, „denn bei fast zehn Prozent Arbeitslosen fehlen dort mit Sicherheit die Gäste“.

An der Notwendigkeit, den Breiten Weg attraktiver zu machen, zweifelt niemand. „Wenn wir nur mit kleinen Schritten etwas erreichen, dann machen wir eben kleine Schritte“, sagt Frank Aedtner, Vorsitzender des Kuratoriums Stadtkultur, das sich zum Beispiel für eine Weihnachtsbeleuchtung auf dem Breiten Weg engagiert. Aedtner erinnerte daran, dass auch in der Altstadt mit kleinen Schritten für eine Belebung gesorgt werde. Allein die Baumpflanzungen stellten vor Jahren viele infrage. Inzwischen erfreuen die Bäume die Anwohner und Besucher.