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Brücken-Abriss Verbindung komplett gekappt

Nicht mal Fußgänger kommen noch über Goldbach­brücke in der Alten Blankenburger Heerstraße in Halberstadt. Das empört die Bürger.

Von Jörg Endries 12.01.2017, 00:01

Halberstadt l Verärgert sind viele Spaziergänger, die regelmäßig die Goldbachbrücke in der Alten Blankenburger Heerstraße nutzen. Die beliebte Verbindung in die Spiegels- und ­Thekenberge, zum Ausflugsziel Gläserner Mönch beziehungsweise nach Langenstein ist unterbrochen.

Erst haben Schilder darauf aufmerksam gemacht, dass das Bauwerk nicht mehr betreten werden darf. Viele haben das einfach ignoriert. Jetzt hat die Stadtverwaltung Tatsachen geschaffen und massive Metallstangen quer über die Brücke gespannt. Auch die benachbarte kleinere Fußgänger­brücke ist blockiert. Beide Bauwerke können jetzt nur noch mit einer sportlichen Einlage überwunden werden, was allerdings verboten ist.

„Das ist eine Frechheit“, schimpft Rolf Winkler. Der Halberstädter hat bereits im November 2016 gegen die Sperrung und den angekündigten Abriss der 1890 erbauten ­Brücke öffentlichkeitswirksam in der Volks­stimme protestiert. Nach seiner Meinung sei die Bogenbrücke noch zu retten, wenn man es nur will. Aber diesen Willen sprach er den Verantwortlichen in der Stadtverwaltung ab. „Für das Geld, das der Abbruch und die geplante Fußgänger-Ersatzbrücke kosten, kann man die wunderschöne alte Brücke sanieren“, so Winkler. „Ich verstehe nicht, warum die Stadt über 25 Jahre beim Verfall der Goldbachbrücke tatenlos zugeschaut hat“, sagte er im November. Das Montieren der Metallstangen würde dem ganzen sinnlosen Treiben nun die Krone aufsetzen, schimpft Rolf Winkler verständnislos. „Das Urteil der oder des Sachverständigen über den Zustand der Brücke ­zweifele ich an.“

Bernhard Sturm aus Halberstadt gehört ebenfalls zu den Abriss-Kritikern. „Der Verfall der Brücke ist über Jahrzehnte von der Stadtverwaltung gefördert worden, weil notwendige Sanierungsarbeiten nicht erledigt wurden“, wirft er der Verwaltung vor. Er habe kein Verständnis dafür, dass die einst unter Denkmalschutz stehende Konstruktion bereits vor Jahren für Fahrzeuge gesperrt wurde und 2016 per Beschilderung für Fußgänger.

„Da das nicht ausreicht, wird die Brücke, einschließlich ehemaliger Lorengleis­stücke, durch doppelseitig angeschweißte Querungssperren für Fußgänger unpassierbar gemacht. Einen beliebten Zugang zum Naherholungsgebiet Halberstädter Berge gibt es nicht mehr. Ziel erreicht? Nun bleibt nur noch der Abriss! Hoffentlich ereilt die Diesterwegschule nicht das gleiche Schicksal. Parallelen sind hier unübersehbar, erst verfallen lassen, dann abreißen. So lassen sich Probleme lösen“, ist der Halberstädter empört.

„Auf Grundlage eines Statiker-Gutachtens aus dem Herbst 2016 mussten die beiden Goldbach-Brücken in der Alten Blankenburger Heerstraße für jeglichen Durchgangsverkehr – auch für Fußgänger und Radfahrer – gesperrt werden, da die Einsturzgefahr beider Brücken über den Goldbach so groß ist, dass Gefahr im Verzug besteht. Diese Einschätzung ist aktuell nochmals bestätigt worden“, informiert Rathaus-Sprecherin Ute Huch auf Volksstimme-Nachfrage.

Auf der Grundlage eines Stadtratsbeschlusses vom 3. November 2016 zur Geld-Freigabe im Jahr 2017 soll eine Ersatzbrücke für Fußgänger und Radfahrer gebaut werden. Die Baugrunduntersuchungen sind erfolgt. Die Vergabe der Bauleistungen sei noch im alten Jahr vorbereitet worden, sodass die Auftragsvergabe für die Bauleistungen in den nächsten Tagen erfolgen kann. Jens Klaus, Fachbereichsleiter Stadtentwicklung, hofft, dass die Witterungsbedingungen in den kommenden Wochen so sind, dass die Ersatzbrücke bereits im März 2017 fertiggestellt werden kann, teilt Ute Huch weiter mit.

Die Ersatzbrücke soll über das vorhandene 84 Jahre alte kleinere Bauwerk als ­Aluminium-Konstruktion gelegt werden, ohne dass Lasten auf die alte Brücke wirken. Denn diese wird nicht abgerissen. Das Ganze sei mit einer Investition von etwa 35 000 Euro die kostengünstigste Lösung, begründet die Verwaltung. Der Überbau könnte je nach Bedarf wieder demontiert und an anderer Stelle genutzt werden oder dauerhaft die ­Fußgängerquerung über den Goldbach ermöglichen.

Ein vollwertiger Ersatzbau für die alte Brücke, der auch von Fahrzeugen genutzt werden kann, sei angesichts der Haushaltslage nicht zu finanzieren. Vor acht Jahren sind die Kosten dafür auf etwa 123 000 Euro geschätzt worden. Heute sei ein Vielfaches der Summe ­erforderlich, hieß es bereits 2016 aus dem Fachbereich Stadtentwicklung.

Zur Kritik, dass die beliebte Verbindung in die Berge gekappt ist, informiert Ute Huch: „Die nächstgelegene Überquerungsmöglichkeit über den Goldbach ist die ­Brücke im Kuckucksweg in der Verlängerung der Florian-Geyer-Straße. Die Stadtverwaltung bittet um Verständnis für diese vorübergehende Einschränkung und appelliert an die Einsicht der Bürgerinnen und Bürger, die gesperrten Brücken zu ihrer eigenen Sicherheit nicht zu überqueren.“