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Bürgerbrunch Schlemmen für den guten Zweck

Treffen, plaudern, essen für den guten Zweck: Vier Vereine profitieren von den Einnahmen des Bürgerbrunches in Halberstadt.

Von Sandra Reulecke 11.06.2018, 01:01

Halberstadt l Für das große Ziel hat es nicht gereicht, dennoch lächelt Katja Kratzius. Die Anspannung der fällt sichtlich von der Verwaltungsmitarbeiterin ab. „Klar, 100 Tische zum Jubiläum wären toll gewesen. Aber ich bin trotzdem zufrieden. Der Platz ist voll und die Stimmung super“, sagt die Organisatorin des zehnten Halberstädter Bürgerbrunches und blickt auf die Menschenmenge auf dem Holzmarkt.

Jeweils acht Personen haben an den 80 Bierzelt-Garnituren Platz genommen. Rekord, berichtet Katja Kratzius. „Wenn man bedenkt, dass wir mal mit 20 Festzeltgarnituren angefangen haben, ist das heute schon eine Leistung.“ Auch logistisch. Da die Einnahmen des Tages für den guten Zweck gedacht sind, soll kein Geld für die Miete für Tische und Bänke „verschwendet“ werden. „Deshalb leihen wir sie uns vom Technischen Hilfswerk, der Diakonie oder aus den Ortsteilen“, informiert die 34-Jährige, die schon an der Organisation des ersten Frühstücks auf dem Holzmarkt beteiligt war. „Es ist alles viel professioneller geworden. Auch bei den Besuchern“, resümiert sie und deutet auf die vielen belegten Platten, Tischdecken, Servietten, Sonnenschirme und Blumenvasen an, die die Besucher für das Picknick mitgebracht haben.

Es wird geplaudert und geschlemmt. Währenddessen präsentieren sich auf der Bühne die Red Scorpion Cheerleader und der Spielmannszug Harsleben.

Zu dessen Zuhörern gehört auch ein Ehrengast: Wirtschaftsminister Armin Willingmann (SPD). Erst am Abend zuvor von einer USA-Reise zurückgekehrt, wollte er es sich trotz Jetlag nicht nehmen lassen, an dem Brunch teilzunehmen. „Es ist das erste Mal, dass wir dazu einen Vertreter der Landesregierung begrüßen dürfen“, sagt Oberbürgermeister Andreas Henke (Linke). Nicht nur darauf sei er stolz, sondern auch über die rege Beteiligung der Halberstädter an der Veranstaltung. Und er lässt es sich nicht nehmen, den zehnten Bürgerbrunch in den Kontext der Halberstädter Schatzjehre zu stellen, einer Reihe von Veranstaltungen und Jubiläen in der Stadt zwischen 2010 und 2020. „Den Schatz, den unsere Stadt hat, kann man nicht in Geld aufwiegen. Unser Schatz sind die Menschen, die hier leben und sich engagieren.“

Geld wird dennoch zum Thema des Tages: Der Obolus, den die Besucher für die Bierbänke bezahlt haben, kommt vier Vereinen zugute. Jeweils sind es dank weiterer Spenden rund 2500 Euro, informiert Katja Kratzius.

Die Halberstädter Beratungsstelle der AIDS-Hilfe Sachsen-Anhalt Nord möchte das Geld verwenden, um sich und die angebotenen Präventionsangebote bekannter zu machen, sagt Leiterin Yvonne Flister. Das sei schon deshalb nötig, weil viele Menschen – gerade Erwachsene – nicht so gut und umfassend aufgeklärt sind, wie sie es sein sollten.

Um mehr Aufmerksamkeit geht es auch der Selbsthilfekontaktstelle Landkreis Harz. Ein neues, großes Schild sowie ein Flyer-Ständer am Eingang sind geplant, berichtet Maike Offel. Zwar betreut die Kontaktstelle bereits 135 Selbsthilfegruppen im Harz – allein 45 in Halberstadt – aber es sollen noch mehr werden. „Wir wollen den Leuten die Hemmungen nehmen und zeigen, wie unterschiedlich Selbsthilfegruppen sind“, so Maike Offel.

Eine der Gruppen ist die Frauenselbsthilfe nach Krebs. „Uns gibt es seit 28 Jahren in Halberstadt“, berichtet Waltraud Strehle. Sie und die anderen Verantwortlichen der Gruppe sind selbst Betroffene. Zwischen 25 und 28 Frauen besuchen die monatlichen Treffen. Jenen, die das gesundheitlich nicht mehr können, wird telefonisch Beistand geboten. Dank der Brunch-Spende wollen die Frauen einen Patiententag in Kalbe (Milde) besuchen.

Ein Trainingslager und vielleicht eine Weihnachtsfeier – die in den vergangenen Jahren zu kurz gekommen ist – so lauten die Pläne von Ditmer Schwalenberg mit der Finanzspritze. Er trainiert die Leichtathletik-Gruppe der Abteilung Behindertensport des VfB-Germania. 20 Athleten, zwischen 14 und 40 Jahre alt, mit Autismus oder geistigen Behinderungen gehören dazu. Besonders vier junge Läufer zeigen viel Talent, berichtet Schwalenberg stolz. Der 66-Jährige würde sich freuen, wenn zeitnah ein Trainer die Gruppe übernehmen möchte, da er ans Aufhören denkt.