1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Halberstadt
  6. >
  7. Ströbecker kämpfen für Dorfzukunft

Bürgerhaus Ströbecker kämpfen für Dorfzukunft

Viele Ströbecker diskutieren am Mittwochabend über die Ortsentwicklung. Es gibt Grund zur Freude, aber auch zur Besorgnis.

Von Jörg Endries 20.01.2017, 09:24

Schachdorf/Ströbeck l Ortsbürgermeister Jens Müller (SPD) zeigte sich erstaunt über das große Bürgerinteresse. „Ich bin glücklich“, sagte er angesichts der fast bis auf den letzten Platz gefüllten ehemaligen Gaststätte im Bürgerhaus. Der Hintergrund für die große Resonanz: Die unsichere Zukunft des repräsentativen Bürgerhauses am Schachplatz, der Stand Entwicklung Kaufhalle und weitere Themen bewegen viele Ströbecker.

Mit der Schließung der Volksbankfiliale zum 1. Januar habe Ströbeck nicht nur eine wichtige Einrichtung für die Bürger verloren, damit stünde plötzlich auch ein großes Fragezeichen hinter der Zukunft des Bürgerhauses, das den Vereinen im Ort und vielen Veranstaltungen ein Zuhause bietet. Zum Jahresende 2016 habe bereits die Sparkasse im Dorf ihre Agentur geschlossen. Die Volksbank schließt nicht nur ihre Geschäftsräume im Bürgerhaus. Das Institut baut im Zuge des Sparkurses Kontoauszugsdrucker und Geldautomat ab, weil die Datenleitungen zu teuer sind, wie der Ortsbürgermeister während eines persönlichen Gespräches mit dem Bank-Vorstand erfuhr. „Das ist ein herber Verlust für den Ort“, betonte Jens Müller.

Schmerzlich sei vor allem das Ausbleiben der Mietein­nahmen. Damit würde man derzeit die Unterhaltungskosten für das große Gebäude bestreiten. Andere Einnahmen gebe es nicht. „Die ehemalige Kneipe und der Saal sind zwar oft vermietet. Mit den Einnahmen können wir aber die Unkosten nicht bestreiten“, informierte der Ortsbürgermeister. Er habe bereits Kontakt mit der Stadtverwaltung Halberstadt aufgenommen, um zu klären, wann der Mietvertrag mit der Bank ausläuft, solange zahlt die Volksbank noch Miete. Jens Müller vermutet: „Das wird in ein oder zwei Jahren der Fall sein.“ Bis dahin muss die Finanzierung des Bürgerhauses geklärt sein, um nicht zu riskieren, dass das Haus geschlossen wird. Zumal der Bauzustand nicht der beste sei und Investitionen notwendig sind, für die derzeit im städtischen Etat kein Euro eingeplant sei. Ein neuer Mieter für die Volksbank-Räume würde vieles erleichtern.

Ein weiteres Problem sind im 1050 Einwohner zählenden Ortsteil die fehlenden Einkaufsmöglichkeiten – erst recht nach der Schließung der Kaufhalle. Dem Eigentümer der Immobilie ist es jedoch gelungen, einen neuen Betreiber zu gewinnen. „Im Mai/Juni soll die neue Kaufhalle wieder öffnen, so die letzten Informationen“, berichtete Jens Müller. Der Betreiber sei keine große Einzelhandelskette, sondern ein kleiner Unternehmer. Für Ströbeck ist das eine einmalige Chance, dass die Einwohner, vor allem die Senioren, wieder kurze Wege zum Einkauf bekommen. „Wenn das schief geht, gibt es keinen zweiten Versuch im Dorf. Daher bitte ich alle Ströbecker, dort einzukaufen.“ Der Ortsbürgermeister unterstrich, dass er gern für die neue Kaufhalle Werbung macht, weil damit ein Stück Lebensqualität nach Ströbeck zurückkehre.

Für Aufregung sorgt im Schachdorf der in der Nachbargemarkung Derenburg geplante Neubau eines Windenergieparks. „Wir haben schon Sichtkontakt zum Windpark in Dardesheim. Einen weiteren, wenn man zum Brocken schaut, brauchen wir nicht“, kritisierte Jens Müller den Plan ohne Widerspruch aus dem Publikum. „Das Vorhaben ist eine Eintagsfliege“, sagte Volker Söllig (fraktionslos), stellvertretender Ortsbürgermeister. Die Landesregierung habe sich klar gegen neue Windparks ausgesprochen und nur für den Ausbau der bestehenden plädiert. Der Ortsrat Danstedt/Heudeber habe sich bereits dagegen ausgesprochen und Ströbeck schließt sich dem Votum an, so Jens Müller. Demnächst soll eine Unterschriftenak­tion gegen den neuen Windpark starten – an dem sich die Ströbecker beteiligen.

Auf einem guten Weg sei die Sanierung des ehemaligen Kuhstalls neben dem neuen Gerätehaus der freiwilligen Feuerwehr, betonte der Ortsbürgermeister. Den hinteren Teil, der von der Ortswehr genutzt wird, haben die Kameraden in Eigenleistung auf Vordermann gebracht. Im Haushalt Halberstadts ist grünes Licht zur Auszahlung des Geldes gegeben worden, um den restlichen Teil des Gebäudes zu sanieren. Dort soll künftig Kommunaltechnik untergestellt werden. Unter anderem ein Multicar, der derzeit in der Trauerhalle geparkt wird.