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Bürgerversammlung Neue Hoffnung für den Dorfladen

Offensichtlich vermissen viele Ströbecker einen Einkaufsladen im Ort. Deshalb war das Interesse an einer Bürgerversammlung groß.

Von Dieter Kunze 16.03.2016, 12:30

Schachdorf Ströbeck l Der Ortschaftsrat hat sich gleich nach Schließung des PUG-Marktes mit dem „herben Schlag“ beschäftigt, wie Ortsbürgermeister Jens Müller (SPD) in der Einwohnerversammlung sagte. „Wir haben noch keine Patentlösung, suchen aber mit den Bürgern Ideen.“

Auch die Stadtverwaltung sei erst spät über das Vorhaben der PUG-Vario-Kauf-Genossenschaft zur Schließung des Ladens informiert worden, sagte Thomas Rimpler, Stellvertreter des Oberbürgermeisters und Wirtschaftsförderer der Kreisstadt. Klar sei aber: Ein Laden könne nicht überleben wenn die Menschen dort nur die Dinge einkaufen, die sie beim Großeinkauf in der Stadt vergessen haben. Das war letztlich auch das Problem des PUG-Marktes. Jetzt seien neue Ideen gefragt.

Ein Discounter wird sich in Ströbeck wohl eher nicht niederlassen. Die siedeln erst in Orten mit mindestens 3000 Einwohnern an, hat Rimpler in Erfahrung gebracht. Ströbeck zählt rund 1150 Einwohner.

Modelle, was stattdessen in Ströbeck entstehen könnte, gibt es bereits. Etwa in Deersheim: Dort wird der Dorfladen von einer Genossenschaft betrieben. Auch über das Leader-Programm gibt es Möglichkeiten, wieder einen Laden im Dorf anzusiedeln, sagte Rimpler. „Die Entscheidungen treffen die Ströbecker selbst.“ Klar sei aber: Nur wenn die Ströbecker auch vor Ort einkaufen, könne man etwas machen.

Inzwischen hat sich bereits ein fahrender Händler gefunden, der in Ströbeck seine Lebensmittel anbietet, berichtete eine Ströbeckerin. „Kann man solche fahrenden Händler verbieten?“, wollte sie wissen.

Darüber könne man erst entscheiden, wenn es eine andere Lösung gibt, erwiderte Stadtplanerin Siegrun Rupprecht. Möglich sei dies nicht, wenn solche Verkaufswagen auf einem privatem Grundstück stehen. Eine andere Ströbeckerin mahnte, ein neuer Laden dürfe nicht nur Markenprodukte anbieten, sondern sollte auf die Preise achten.

Auch in Dedeleben und Pabstorf wurden die Dorfläden geschlossen, doch stattdessen baute die Genossenschaft in Dedeleben einen neuen Markt, der auch von den Nachbarorten angenommen werde, wie Jens Müller berichtete. Ströbeck liege aber zu nah an der Kreisstadt. Im örtlichen Gewerbegebiet sei noch Platz, doch dort will der Rat Handel ausschließen. Das sei Thema der übernächsten Ortschaftsratssitzung, sagt Müller.

Für einen Neuanfang sollte man das vorhandene Objekt nutzen. Sonst gebe es kaum Möglichkeiten im Ort. In kommunalem Besitz befindet sich lediglich der ehemalige Kuhstall neben dem neuen Feuerwehrgerätehaus. Dort fehlten aber Parkplätze. „Wir brauchen in Ströbeck wieder Platz für ein Baugebiet“, so Müller.

Die Chancen, dass Müllers Wunsch in Erfüllung geht und der leer stehende Laden wieder genutzt wird, stehen gut. Der Ströbecker Maik Ledderbohm hat das Haus von der PUG erworben. „Im Dachgeschoss könnte eine Wohnung entstehen und im Erdgeschoss ein oder zwei Läden“, sagte er bei der Einwohnerversammlung. „Harsleben hat in seinem Laden nur die Hälfte der Fläche und es läuft dort.“ Die Umsatzzahlen seien trotz der Nähe zu Halberstadt gut.

Wer sich für den Weiterbetrieb des Dorfladens interessiert, könnte die Regale aus Dedeleben übernehmen, selbst die Kasse. Der Laden in Ströbeck sei wegen „Misswirtschaft“ nicht gelaufen, sagte Ledderbohm. Das Schaufenster war verhängt. Etliche Ströbecker wussten gar nichts von dem Angebot vor Ort. Die Stromrechnung für die alten und zu vielen Kühlgeräte hätten den Laden ruiniert. Da gebe es heute ganz andere Möglichkeiten.

„Ich würde einem künftigen Betreiber ein Jahr Zeit geben“, versprach Ledderbohm. Auch die PUG-Leute würden helfen. Denkbar sei es, auch regionale Produkte anzubieten. Diskutiert wurde über die Möglichkeit, den jetzigen Bäckerladen mit in das Objekt einziehen zu lassen. „Das wäre förderlich“, stellte nicht nur der Ortsbürgermeister fest. Direkt vor dem Laden sind Parkplätze.

Ideen gab es am Montagabend genug: Kartoffeln aus Ströbeck, Bioprodukte der Region, ein Kaffeetreff. Nur müsse jemand das Risiko tragen und anfangen. Eine Idee sei, Gutscheine im Ort zu verkaufen, vielleicht jeweils im Wert von 200 Euro, die innerhalb eines Jahres eingelöst werden - eine Starthilfe für den Existenzgründer. Das Risiko würde kalkulierbarer. „Wir würden gern Werbung machen und das Dorf mitnehmen", sagte Anneli Borgmann.

Andere Teilnehmer schlugen vor, Waren für Ältere vom Laden nach Hause zu bringen. Für den Nachbarort Aspenstedt bekräftigte Ortsbürgermeister Rüdiger Müller (CDU) das Interesse an der Einrichtung. Weitere Ideen sind gefragt. Ein Fragebogen soll bis zur nächsten Ortschaftsratssitzung am 11. April erarbeitet werden.

Gesucht wird jetzt vor allem ein Betreiber, der in Eigenregie den Laden wieder öffnet - mit Unterstützung der Einwohner.