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Coronavirus Denkmalpflege in der Freizeit

Der Nienhagener Thomas Peters hat die Corona-Zeit genutzt, um das Kriegsopferdenkmal im Ort zu verschönern.

Von Christoph Carsten 26.05.2020, 12:10

Nienhagen l Mit der coronabedingten Zwangspause haben viele Menschen wieder mehr Zeit, sich ihren Hobbys zuzuwenden oder langgehegte Vorhaben in die Tat umzusetzen. Besonders schön ist es, wenn davon auch die Allgemeinheit etwas hat. Das dachte sich auch Thomas Peters: Der Nienhagener nutzte die freie Zeit, um das Kriegsopferdenkmal im Ort aufzuarbeiten – und das in Eigeninitiative und ohne etwas daran zu verdienen. Am vergangenen Freitag konnte er die Arbeiten an dem Denkmal abschließen.

„Mir war schon vor ein, zwei Jahren aufgefallen, dass das Denkmal nicht mehr schön ist“, sagt Thomas Peters. Als gelerntem Maler sei ihm die verwitterte Schrift ein Dorn im Auge gewesen. „Da es wegen Corona im Moment sowieso weniger Freizeitangebote gibt, dachte ich mir, ‚komm jetzt erbarmst du dich mal und machst etwas‘.“ Dafür habe er sich mit seinem Vorhaben an Bürgermeister Benno Liebner (CDU) gewendet, der das Projekt gern abgesegnet habe.

Das kann der Rathauschef bestätigen: „Wir hatten da überhaupt nichts gegen. Im Gegenteil: Wir haben uns gefreut, dass da jemand die Initiative ergreift. Ich weiß nicht, wann an dem Denkmal das letzte Mal etwas gemacht worden ist“, so Liebner. Mit dem Ergebnis sei der Bürgermeister jedenfalls sehr zufrieden.

Das Kriegsopferdenkmal befindet sich an der Hauptstraße, gelegen an exponierter Stelle mitten im Ort. 1934/35 wurde es auf dem heutigen Platz – unweit der Martini-Kirche – zu Ehren der Gefallenen des Ersten Weltkriegs aufgestellt und eingeweiht, informiert die Verbandsgemeinde Vorharz im Internet.

Seiner Arbeit habe trotz des historischen Hintergrundes keinerlei politische Motivation zugrunde gelegen, stellt Peters klar. „Das hatte einfach ästhetische Gründe. Als Maler hat man ein Auge dafür“, so der Nienhagener, der seit 40 Jahren in dem Schwanebecker Ortsteil lebt.

Mehr als zehn Stunden hat Peters in der vergangenen Woche insgesamt an dem Denkmal gearbeitet. „Die Schrift war kaum noch lesbar und sah ziemlich räudig aus. Ich dachte, da muss ich mal Hand anlegen“, erzählt der 56-Jährige. Dafür habe er den Stein zunächst mit einer Drahtbürste von den Flechten befreien müssen, die dort angewachsen waren.

Zusätzlich habe er die Teerflecken mit Lösungsmittel entfernt, da der Original-Text ursprünglich mit Teer aufgetragen worden war. Schließlich habe er die Buchstaben und Ziffern mit schwarzer Lackfarbe und einem Schriftenpinsel neu ausgelegt.

Bei der Aufarbeitung sei er mit äußerster Sorgfalt vorgegangen, sagt Peters, damit die Verschönerung auch von Dauer ist. „Ich hoffe, dass die Schrift mich überlebt.“

Während seiner Arbeit hätten ihn des Öfteren Passanten auf sein ehrenamtliches Engagement angesprochen, erzählt Peters weiter. Der Tenor der Rückmeldungen sei dabei überwiegend positiv gewesen. Thomas Peters: „Die fanden das eigentlich alle gut, was ich hier mache.“

Außer Zeit habe die Verschönerung des Nienhagener Denkmals nicht viel gekostet, sagt Peters. „Ich arbeite seit 40 Jahren als Maler, da hatte ich die Materialien ohnehin zuhause.“ Seine Ausbildung habe er beim ehemaligen Reichsbahnausbesserungswerk Halberstadt (RAW) – dem Vorgänger der heutigen VIS GmbH – absolviert.

In dieser Zeit sei auch der Grundstein für sein Interesse an der Schriftenmalerei gelegt worden. Bei seiner Ausbildung habe es eine Schriftenmalerin – heute würde man sagen Schilder- und Lichtreklameherstellerin – gegeben, dank der er in diesen Bereich einmal reinschnuppern konnte. „Ich habe mir da ein paar Sachen abschauen können“, so Peters.

Das Gefallenendenkmal in Nienhagen ist für Peters die erste größere Arbeit dieser Art. Das könnte sich jetzt allerdings ändern: „Mich haben schon einige Leute angesprochen, ob ich nicht Lust hätte, für sie einmal einen Grabstein aufzuarbeiten“.

Ausschließen möchte Thomas Peters weitere Projekte jedenfalls nicht – wenn auch nicht unbedingt in nächster Zukunft. „Vielleicht wäre das etwas für den Ruhestand. Man ist an der frischen Luft und zu anstrengend ist es auch nicht. Das ist ein guter Rentnerjob“ fährt er fort.

Und auch für die Zeit nach der Rente hat der Nienhagener mit seiner Aktion sicher Pluspunkte sammeln können. „Ich hoffe, dass die Jungs da oben mich freudig empfangen werden, wenn ich mal an der Reihe bin“, sagt Peters. „Immerhin habe ich ihren Gedenkstein wieder schön gemacht.“