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Coronavirus Halberstädter Fieberzentrum in Sporthalle

In Halberstadt soll das Corona-Fieberzentrum seinen Betrieb aufnehmen. Allerdings nicht am Düsterngraben.

Von Dennis Lotzmann 17.03.2020, 00:01

Halberstadt l Es bleibt dabei: Das in Halberstadt geplante Corona-Fieberzentrum soll am Dienstag, 17. März, seinen Betrieb aufnehmen. Allerdings erst zum Nachmittag hin und auch nicht – wie zunächst geplant – auf dem Parkplatz am Düsterngraben, sondern in der Sporthalle der Spiegel-Grundschule in der Wilhelm-Trautewein-/Gerichtsstraße. Das haben die Verantwortlichen der Stadtverwaltung Halberstadt und des Ameos-Klinikums am Montag entschieden.

„Mit der Verlegung in die Sporthalle haben wir eine intakte Infrastruktur mit Stromversorgung, fließendem Wasser sowie Sanitärbereichen“, skizzierte Prof. Dr. Klaus Begall, ärztlicher Chef des Ameos-Klinikums Halberstadt die entscheidenden Vorteile gegenüber der zunächst geplanten Zeltvariante. In der Halle, ergänzte OB Andreas Henke (Die Linke), sei man nicht nur witterungsunabhängig, sondern insbesondere vor Zugriffen Dritter besser geschützt, sodass keine personelle Bewachung nötig sei. Die Halle wird aktuell ohnehin nicht genutzt, weil wegen der Corona-Pandemie landesweit alle Schulen geschlossen sind.

Begalls Team – ein Pool mit 50 Freiwilligen aus dem Klinikum, die jeweils in Schichten arbeiten – soll ab Dienstag Nachmittag in der Grundschul-Sporthalle von möglicherweise mit Corona-Viren infizierten Patienten Proben nehmen. Diese sollen anschließend in einem Labor in Bernburg untersucht werden.

Mit der Fieberambulanz beschreiten die Verantwortlichen analoge Wege wie in Wernigerode, Magdeburg oder beispielsweise Halle. In vielen größeren Städten im Land werden in Windeseile derartige Anlaufpunkte errichtet, um möglicherweise infizierte Menschen fernab der normalen medizinischen Strukturen – Arztpraxen und Kliniken – zu testen.

Allerdings ist die tägliche Testkapazität – basierend auf den Laborkapazitäten in Bernburg – begrenzt. Deshalb ist das Fieberzentrum grundsätzlich nur Anlaufstelle für Menschen mit Überweisung vom Gesundheitsamt oder Hausarzt. Nur wer an sich selbst die typischen Corona-Symptome, beispielsweise Husten, Anzeichen einer Erkältung und Fieber, bemerkt und beispielsweise in Risikogebieten war oder Kontakt mit Menschen aus Risikogebieten hatte, sollte in Eigeninitiative die Fieberambulanz aufsuchen, betont Prof. Begall.

Im Falle eines positiven Tests werden die Betroffenen je nach Schwere der Erkrankung in häusliche Quarantäne geschickt oder in Kliniken aufgenommen. Auch das Ameos-Klinikum bereitet sich auf Corona-Patienten vor. Nach Begalls Worten ist eine gesamte Station freigelenkt worden und aufnahmebereit.

Ameos-Regionalgeschäftsführer Frank Ulrich Wiener korrigierte am Montag Ankündigungen vom Wochenende, wonach bei Ameos ab Dienstag alle medizinisch verschiebbaren Operationen zunächst vorsorglich abgesagt würden. „Wir haben unsere Kapazitäten noch einmal überprüft und sehen zumindest Stand Montag für diese Woche keinen Grund für Absagen oder Verschiebungen“, so Wiener. Allerdings sei das eben der aktuelle Stand, der sich faktisch täglich ändern könne.

Gibt es in dieser Frage oder in anderen Punkten Korrekturen oder neue Festlegungen, wird die Volksstimme darüber stets aktuell berichten.

Im Harzkreis haben sich inzwischen ein fünfter und ein sechster Coronafall bestätigt. „Dabei handelt es sich um zwei Männer aus Blankenburg und Ilsenburg, die Urlaubsrückkehrer aus Tirol sind“, informiert Manuel Slawig, Sprecher der Kreisverwaltung. Beide würden nur leichte Erkältungssymptome aufweisen und sich in häuslicher Quarantäne befinden. „Das Gesundheitsamt ermittelt die Kontaktpersonen.“

Insgesamt seien aktuell im Harzkreis 110 Personen in häuslicher Quarantäne. Laut Slawig konnten einige daraus bereits wieder entlassen werden.

An den seit Montag offiziell geschlossenen Schulen und Kindertagesstätten – nicht nur rund um Halberstadt, sondern augenscheinlich im gesamten Harzkreis – lief der erste Tag im neuen Modus vergleichsweise ruhig an. Fast überall blieben nahezu alle Kinder und Schüler daheim. Das scheint ein klares Zeichen dafür, dass die Eltern die Situation ernst nehmen.

In der Walter-Gemm-Sekundarschule Halberstadt wurden am Montag gerade mal vier Schüler gezählt, die die Notbetreuung in Anspruch nahmen, so Schulleiterin Monika Kukuk. Sonst besuchten insgesamt 270 Schüler die Einrichtung. Die Lehrer – krankheitsbedingtaktuell dezimiert von 21 auf 16 – kümmern sich nach Kukuks Worten um fachbezogene Aufgaben, die den Schülern der insgesamt 13 Klassen via Internet zur Verfügung gestellt würden. „Jeder Schüler findet auf unserer Homepage einen eigenen Ordner und darin seine Aufgaben, die er abzuarbeiten hat“, skizzierte die Schulleiterin das Prozedere und stellte klar: „Das gibt‘s nicht zum Nulltarif, das wird auch benotet.“ Nun müsse abgewartet werden, wie sich die Situation in den nächsten Tagen weiterentwickelt.

Ähnlich das Bild in vielen anderen Schulen und Kitas. Weitgehend verwaiste Räume, maximal einige Schüler und Kita-Kinder, deren Eltern vorerst noch das Angebot der Notfall-Betreuung genutzt haben.

Dieses gilt heute ein letztes Mal – ab Mittwoch werden in allen Tagesstätten und Schulen nur noch Kinder bis zum zwölften Lebensjahr betreut, deren Eltern in systemrelevanten Berufen wie dem Gesundheitswesen/Pflegebereich oder beispielsweise im Versorgungssektor arbeiten und keine alternative Betreuungsmöglichkeit haben. Details zu den Regeln, den definierten Personengruppen und nötigen Nachweisen finden sich im Internet auf der Seite des Sozialministeriums.

Derweil wird auch in Halberstadt das öffentliche Leben in Rekordtempo auf Null heruntergefahren. Ab Dienstag seien das HaWoGe-Spielemagezin und nahezu alle Bereiche des Freizeit- und Sportzentrums (FSZ) dicht, kündigte OB Andreas Henke (Die Linke) an. Zudem ist auch das Berend-Lehmann-Museum ab heute zu.

Ab Mittwoch, 18. März, seien dann alle städtischen Museen, die Stadtbibliothek und die Tourist-Information bis zum 13. April geschlossen. Ebenso schließe das Gleimhaus ab Mittwoch. Spätestens, denn Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hatte am Montagabend weitreichende Schließungen von Gaststätten, Geschäften und Versammlungsbereichen angekündigt.

In Halberstadt sind nach OB Henkes Worten ab sofort in kommunalen Räumlichkeiten (Rathaus, Dorfgemeinschaftshäuser, Sporthallen) bis mindestens 13. April alle Veranstaltungen und Zusammenkünfte untersagt.

„Dies gilt auch für Sitzungen des Stadtrates, der Ausschüsse und der Ortschaftsräte.“ Die Verantwortlichen im Rathaus planen bei der Kommunalpolitik das sogenannte Umlauf-Beschluss-Verfahren. Bedeutet: Die Ortschafts- und Stadträte diskutieren über die Vorlagen via Chat, Mail und Telefon und stimmen anschließend digital darüber ab.

Für das Halberstädter Rathaus gelten ab sofort weitreichende Besuchseinschränkungen. Ab sofort finden in den Dienstgebäuden keine Sprechstunden mehr statt. Es wird gebeten, von persönlichen Besuchen Abstand zu nehmen, um die Verbreitung des Virus auf diesem Wege einzuschränken.

Öffentliche Veranstaltungen im Freien wie die Osterfeuer in Halberstadt und den Ortsteilen finden nicht statt. Allein der Tiergarten Halberstadt soll – zumindest vorerst – noch offen bleiben. Er vertraue hier auf Äußerungen des Hallenser Virologen Alexander Kekulé, der in Parks und öffentlichen Anlagen keinen Ansteckungsgefahren sieht, wenn die Menschen mindestens zwei Meter Abstand zueinander hielten.