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Denkmalschutz Preis für Fachwerkzentrum

Das Deutsche Fachwerkzentrum Quedlinburg hat sich um Halberstadt verdient gemacht. Jetzt bekommt es einen Preis.

Von Jörg Endries 27.06.2017, 01:01

Halberstadt l Die Freude ist groß bei Karl-Heinz Daehre, Vorsitzender des Deutschen Fachwerkzentrums Quedlinburg, und Geschäftsführerin Claudia Hennrich – beide haben am Montag in Berlin die Urkunde „Ausgezeichnete Orte im Land der Ideen“ in Empfang genommen. „Als einzige aus Sachsen-Anhalt“, betont Claudia Hennrich stolz. Das Wettbewerbs-Thema lautete: „Offen denken, damit sich Neues entfalten kann“.

Ein Leitmotiv, das sich 1:1 im Restaurationsprojekt „Integrativer Ort Bau Denkmal!“ des Fachwerkzentrums widerspiegelt. Seit mehr als zwei Jahren helfen Flüchtlinge und Migranten dabei, Baudenkmäler vor ihrem Verfall zu retten. „In Zusammenarbeit mit der Bevölkerung entstehen aus den ehemals verlassenen Ruinen neue Wirkstätten des Gemeinlebens“, erklärt Claudia Hennrich. Beispielhaft dafür würden der Bunte Hof aus dem 16. Jahrhundert in Osterwieck und das Fachwerkensemble Hühnerbrücke 4 und Grudenberg 8 in Halberstadt stehen. Im ehemaligen Adelshof, dem Bunten Hof in Osterwieck, sind heute Teile der Stadtbibliothek und behindertengerechte Wohnungen untergebracht. In Halberstadt wurde und wird Wohnraum geschaffen. „Mit diesem Projekt zeigt das Deutsche Fachwerkzentrum Quedlinburg unsere Verantwortung gegenüber den ausländischen Mitbürgern und den Denkmälern“, betont Dr. Karl-Heinz Daehre, ehemaliger Minister für Landesentwicklung und Verkehr des Landes Sachsen-Anhalt.

Die Projekt-Idee hatte Claudia Hennrich. „Den größten Beitrag für eine gelungene Integration können wir in unserem eigenen, unmittelbaren Wirkungsfeld schaffen. Meines ist die Restaurierung von alten Gebäuden und ­daran wollte ich anknüpfen“, sagt sie. Die kontinuierliche und gleichberechtigte Zusammenarbeit in „gemischten“ Teams sei prägend für das Vorhaben. Ein Experte beziehungsweise Lehrling des Fachwerkzentrums kümmert sich dabei um höchstens zwei Flüchtlinge. Er führt sie in die modernsten Techniken der ressourcenschonenden Restaurierung ein. Gleichzeitig sind die Flüchtlinge aufgefordert, ihre praktischen Erfahrungen und Ideen aktiv einzubringen. „Wir arbeiten auf professionellem Niveau und legen Wert auf handwerkliche Qualität. In Seminaren werden die neuesten Erkenntnisse aus der Bauforschung vermittelt“, fasst Hennrich zusammen.

Ebenso hoch wie der Anspruch an das Niveau ist der Anspruch an die soziale Wirksamkeit des Projekts. Lokale Unternehmer und Handwerker sind von Anfang an in die Restaurierungsvorhaben mit eingebunden. „Ziel ist es, Berührungsängste auf beiden Seiten abzubauen und gegenseitige Akzeptanz aufzubauen“, erläutert Astrid Kießling-Taskin, Vorstand der Commerzbank-Stiftung, die das Fachwerkzentrum seit Projektbeginn gemeinsam mit der Deutschen Bundesstiftung Umwelt unterstützt und begleitet. „Flüchtlingen sollen perspektivisch erste Kontakte zu potenziellen Arbeitgebern vor Ort ermöglicht werden. Bei der ortsansässigen Bevölkerung wollen wir Aufmerksamkeit schaffen, für die nachhaltige Nutzung eines Kulturguts wie auch für die Chancen einer aktiven Integration“, ergänzt Claudia Hennrich.