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Diakonie-Werkstatt Tulpenzwiebeln für die Ewigkeit

Grundsteinlegung im Halberstädter Gewerbegebiet Am Sülzegraben. Für rund drei Millionen Euro entstehen Werkstatträume.

Von Sabine Scholz 23.06.2019, 07:12

Halberstadt l Ein bisschen versteckt liegt das Grundstück, auf dem sich gestern zahlreiche Gäste für eine Grundsteinlegung versammeln. Dass sie alle an der Buchbinderei der Diakonie-Werkstätten vorbei müssen, ist kein Zufall, denn die gemeinnützige GmbH ist Bauherrin des Projekts „Neue GALA“.

Es wird kein roter Teppich ausgerollt, stattdessen liegt grüner Nadelfilz über dem Sandweg, der zum hellen Betonfundament führt. Weiße Hussen mit Regenbogenstreifen verleihen Stehtischen festliches Aussehen. Auf einem Tisch liegen ein blauer Helm, drei Zimmermannshämmer, eine Plastikkapsel, eine Volksstimme, eine Urkunde und eine leuchtend gelbe Serviette mit einer Tulpenzwiebel darin. Zwei sind es genau genommen, eine große und eine kleine. Und die kommen wie Urkunde, Baupläne und Tageszeitung in die Kapsel, die im Grundstein vermauert wird.

Sandra Giebel, Geschäftsführerin der Diakonie-Werkstätten begrüßt die Gäste – Vertreter der Gesellschafter, des Architekturbüros, der Baufirmen und der Firmen, die das Neubaugrundstück rahmen. Hier sollen ab Herbst nächsten Jahres 36 Mitarbeiter der Garten- und Landschaftsbauabteilung der Werkstätten gemeinsam mit den vier Gruppenleitern ein neues Zuhause finden.

Der bisherige Standort in der Wernigeröder Straße wird aufgegeben. „Wir hätten viel Geld investieren müssen, um alle Auflagen für den Brandschutz und die Hygiene zu erfüllen“, sagt Giebel. Da sei es besser, neu zu bauen und das Gebäude zu besitzen. Der alte Standort war bereits vor der Wende vom Kreisrehafachdienst für werkstatt­ähnliche Zwecke genutzt worden, der Landkreis stellte die Gebäude später der Lebenshilfe Halberstadt zur Verfügung. Die Lebenshilfe ist einer der Gesellschafter der 1992 gegründeten Diakonie-Werkstätten.

3,1 Millionen werden in den Erstatzneubau gesteckt. Finanziert wird das Ganze aus dem Investitionsbetrag, der in den Kostensätzen enthalten ist, den die anerkannte Werkstatt vom Land bekommt. Der als Winkelbau geplante ebenerdige Eingeschosser soll vier Arbeitsräume, einen Speiseraum, Umkleide- und Sanitärräume, Lager und einen Wäscheplatz beherbergen. „Nicht für die grünen T-Shirts der Mitarbeiter, sondern zur Reinigung und Pflege der Fahrzeuge und Maschinen“, wie Sandra Giebel launig bemerkte.

Diese Werkzeuge brauchen die Gärtner täglich, wenn sie in Halberstadt und Umgebung Rasen mähen, Hecken schneiden, Unkraut jäten oder Bäume beschneiden.

Da kommt die Tulpenzwiebel ins Spiel, die mit in den Grundstein muss. Wenn die Gärtner im Frühjahr Rasen mähen, mähen sie um die Blumen drumherum. Zwei knallgelbe Tulpen standen in diesem Frühjahr auf einer frisch gemähten Wiese. „Andreas Steckhan ging hin, pflückte eine Tulpe, hielt sie seiner Gruppenleiterin hin mit den Worten: ,Hier Frau Lüders, wegen der Liebe zwischen uns‘“, berichtet Sandra Giebel und fügt an: „So kann die Beziehung zwischen Menschen in der Werkstatt sein. Wenn sie dann noch ummantelt wird von einem schönen Gebäude kommen wir jeden Tag gern zu Arbeit.“