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Bank-Filiale zieht von Wegenstedt nach Calvörde Dicker Wermutstropfen wird finanziell versüßt

Von Carina Bosse 08.09.2012, 05:21

Den Wegenstedter Vereinen winkt eine finanzielle Zuwendung. Die Volksbank Helmstedt will mit dieser Unterstützung ihren Wegzug aus Wegenstedt mildern.

Wegenstedt l "Den größten Scheck in den letzten vier Jahren" haben Matthias Gericke und Helmuth Kellner, Vorstandsmitglieder der Volksbank Helmstedt, gestern an den Bürger- und Heimatverein Wegenstedt übergeben.

Matthias Gericke betitelte damit aber nicht die Größe des symbolischen Schecks, sondern vielmehr die Summe, die darauf zu finden ist. Immerhin 15000 Euro stellt die Volksbank den Wegenstedter Vereinen zur Verfügung.

Als Vorsitzender des Bürger- und Heimatvereins übernahm der Vereinsvorsitzende Gerhard Reinecke den Scheck, aber auch die Begrüßung in der Samuel-Walther-Geschichtswerkstatt.

Mit rund 400 Einwohnern sei Wegenstedt ein relativ kleines Dorf, habe aber mehr als zehn Vereine, die für Kultur im Ort verantwortlich zeichnen. Er nannte zum Beispiel die Feuerwehr und ihren Förderverein, die Sportler, die Schützen, den Förderverein Grundschule und den Kindergarten. Ihnen soll der Betrag zugute kommen.

"Sicher hat es sich schon herumgesprochen, dass die Filialen Wegenstedt und Calvörde zusammengelegt werden. Dabei wissen wir, wie gern unsere Kunden hier vor Ort ihre Bankgeschäfte erledigt haben", sagte Matthias Gericke.

Um die Folgen des Verlustes an dörflicher Infrastruktur zu mildern, habe sich die Volksbank entschlossen, einmalig in diesem Jahr die 15000 Euro für Projekte in Wegenstedt bereitzustellen.

Matthias Gericke kündigte an, dass die umliegenden Orte, die von der Schließung ebenfalls betroffen sind, weil sie in Wegenstedt die Filiale nutzen, mit weiteren 10000 Euro in ihre Vereinsarbeit investieren können.

Der erhebliche Investitionsbedarf in das Gebäude in Wegenstedt liegt im sechsstelligen Bereich. Vor rund einem Jahr waren unter anderem erhebliche Holzbockschäden im Gebälk festgestellt worden. Das hat die Bank dazu veranlasst, statt zwei Standorte zu sanieren, in Calvörde einen Neubau zu finanzieren. In Calvörde hat die Bank ebenfalls Sanierungsbedarf, erklärte das Vorstandsmitglied.

Der Neubau soll allerdings nicht im Kerngebiet von Calvörde errichtet werden, sondern dort, wo Handel und Dienstleistung geballt zu finden sind, nämlich im Gewerbegebiet.

Bürgermeister Volkmar Schliephake bedauerte die Aufgabe des Standortes, denn jeder Rückzug einer Dienstleistung sei ein Verlust für das Dorf.

Umso mehr sei es wichtig, die Wohndörfer durch ein reges kulturelles Leben gerade auch für junge Leute attraktiv zu gestalten, um einer Vergreisung auf dem Land entgegenzuwirken. Der Bürgermeister der Gemeinde Calvörde lobte die vielen aktiven Leute, die sich in das soziale und gesellschaftliche Leben einbringen. Er warnte jedoch gleichzeitig davor, dass die Vereine zuviel nur Vereinsarbeit leisten und dabei die Gesamtheit aus den Augen verlieren.

Ein gutes Stück engagierter Vereinsarbeit in Wegenstedt haben Matthias Gericke und Helmuth Kellner gestern bei einem Glas Sekt und Kanapees mit der Samuel-Walther-Geschichtswerkstatt kennengelernt. Die Werkstatt wird mittlerweile auch überregional zur Geschichtsforschung genutzt.

Am Sonntag um 14 Uhr öffnet hier eine neue Ausstellung zur Salzburger Migration. Eine Stunde später, ab 15 Uhr, gibt es in der Geschichtswerkstatt einen Vortrag zum Thema "Über Wegenstedt in eine neue Heimat - Die evangelische Salzburger Migration 1731-32".