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Domfestspiele Neue Spielstätte und spannendes Programm

Das erste Juniwochenende ist traditionell die Festspielzeit im Halberstädter Dom.

Von Sabine Scholz 09.05.2016, 05:49

Halberstadt l Die Stadtbibliothek ist neu im Reigen der Veranstaltungsorte bei den Domfestspielen. Dort können am 4. Juni Gemälde, Zeichnungen und Grafiken der „Leipziger Schule“ sowie von international bekannten Künstlern von Max Klinger, Otto Dix, Wolfgang Mattheuer, Werner Tübke, Neo Rauch und Marc Chagall in Augenschein genommen und ab 15 Uhr ersteigert werden.

Die launige Auktion leitet Dr. Michael Ulbricht, der die Kunstwerke – mit einem Benefizaufschlag versehen – unter die Leute bringen will. Diesen Aufschlag teilen sich dann Bibliotheksförderverein und Förderkreis Musik am Dom, die die unterhaltsame Auktion mit veranstalten. Und damit die Notenfreunde nicht zu kurz kommen, werden musikalische Einlagen die Veranstaltung auflockern.

Hauptveranstaltungsort ist und bleibt der Dom, der den Festspielen schließlich den Namen gibt. Den Festspielauftakt machen die Balletttänzer des Nordharzer Städtebundtheaters. „Sehnsucht nach dem Ungewissen“ hat Can Arslan sein Stück genannt, für das er Musik unter anderem von Arvo Pärt und Philip Glass nutzt. Dem neuen Ballettmeister des Theaters ist der Blick auf das Wesentliche wichtig, minimalistische, leicht verständliche Musik erleichtere die Auseinandersetzung mit dem Gesehenen, sagt er.

Die Idee für seine Choreografie kam ihm, als er mitspielen wollte bei seiner kleinen Tochter. Er merkte, dass ihm – anders als zu eigenen Kindertagen – das Gefühl für das Abtauchen in andere Welten, ins Reich der Fantasie abhanden gekommen ist. „Wir verlieren den Kontakt zu unserer Seele, nie haben wir Zeit für uns selbst oder für andere. Dabei erfinden wir dauernd Maschinen, die uns die Arbeit erleichtern sollen. Doch anstatt entspannt miteinander Zeit zu verbringen, rennen alle nur noch hektisch hin und her, denken an Materielles und vergessen darüber das Wichtigste im Leben – die Menschen.“ Diese Verführung durch Materielles werde auch in vielen Religionen thematisiert, sagt Arslan.

Aufgeführt wird das Ballett im Kreuzganggarten des Domes. Der war mehr als zehn Jahre nicht nutzbar, weil hier die Epitaphe aus dem Kreuzgang auf ihre Restaurierung warteten. Nun ist der idyllische Platz wieder frei. „Sollten die Wetterprognosen Regen vorhersagen, wird die Aufführung in den Dom verlegt“, sagte Theaterintendant Johannes Rieger.

Der schwingt in diesem Jahr mal den Taktstock nicht selbst, wenn sein Orchester gemeinsam mit den Musikern des Philharmonischen Kammerorchesters Wernigerode am 5. Juni im Dom Anton Bruckners 7. Sinfonie spielt. „Turnusmäßig hat Christian Fitzner die Leitung“, sagt Rieger. Seit 2008 pflegen beide Orchester eine unkomplizierte und fruchtbare Zusammenarbeit.

Ein rein sinfonisches Werk aufzuführen, sei selten im Dom, sagt Rieger. Und damit das Publikum nicht auf das leere Chorpodest im Hintergrund blicken muss, werde man diesmal die Stuhlreihen drehen, sodass das Publikum Richtung Osten schaut – auf den prachtvollen Lettner und die beeindruckende Triumphkreuzgruppe.

Das Chorpodest im Dom wird am 4. Juni benötigt, wenn das Oratorienkonzert viele Sänger vereint. Die Kantoreien Halberstadt und Quedlinburg bringen „Die Jahreszeiten“, von Joseph Haydn zu Gehör. „Manch einer fragt sich, ob das überhaupt ein geistliches Oratorium ist“, sagt Domkantor Claus-Erhard Heinrich. „Sonne, Himmel, Gott kommen oft vor und scheinen austauschbar. Das Stück ist naturnah, mutet fast pantheistisch an. Aber es ist ja nun nicht so, dass es in Halberstadt vor Christen nur so wimmelt. Von daher ist dieses Stück ein guter Anknüpfungspunkt für alle Musikfreunde, sich im Dom zu treffen“, sagt Heinrich.

Da das Werk sehr lang ist, werde man in Halberstadt den Frühling und den Sommer komplett aufführen, bei Herbst und Winter jedoch kürzen, erläutert der Kirchenmusikdirektor. Und vielleicht erklingt das Werk bei seiner Aufführung in Quedlinburg im September dann mit Herbst und Winter vollständig, bei den ersten beiden Teilen jedoch gekürzt. „Aber darüber müssen wir mit den Quedlinburgern erst nochmal reden“, sagt Heinrich. Aber so würde ein zweiter Besuch der Aufführung auf jeden Fall lohnen.

Karten für die Festspiele gibt es in den Service-Stellen der Volksstimme, unter der biber-ticket-Hotline (0391)5999700, an den Theaterkassen und in der Buchhandlung Schönherr