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Dorferneuerungspreis Langenstein putzt sich heraus

Langenstein kämpft um den Europäischen Dorferneuerungspreis 2018. Nun präsentiert sich der Ort einer Jury.

Von Jörg Endries 23.05.2018, 18:31

Langenstein l Ein komplettes Dorf steht Kopf. Langensteiner putzen Straßen und Wege, nicht einmal, nicht zweimal, gefühlt fast täglich in den zurückliegenden Wochen. Grünflächen werden gemäht, Blumenkübel bunt bepflanzt – alles wird auf picobello gesetzt. Langenstein hat nach dem Gewinn der Gold-Medaille im Dorferneuerungs-Landeswettbewerb 2015 jetzt die Ehre Sachsen-Anhalt in Europa zu vertreten. Dafür macht man sich hübsch.

Die Konkurrenz groß. Langenstein muss sich mit 22 anderen Dörfern aus Deutschland, Tschechien, Österreich, Belgien, der Slowakei, Italien, den Niederlanden und Polen messen lassen. Ortschaftsrat, Stadtverwaltung, Vereine, viele engagierte Bürger haben ein umfangreiches Wettbewerbspaket geschnürt, zu dem viel mehr als nur das schöne, herausgeputzte Ortsbild gehört.

„Für die Wettbewerbs-Unterlagen mussten wir umfangreiches und aussagekräftiges Zahlenmaterial zusammengetragen“, berichtet Ortschaftsrat Holger Werkmeister (FDP). Das sei sehr schwierig und aufwendig gewesen. Langenstein taucht zum Beispiel in keiner Arbeitslosenstatistik auf, erklärt der Kommunalpolitiker die Sisyphusarbeit an einem Beispiel. Dazu sei der Ort zu klein. Die Zahl gehört aber genauso zur Ortspräsentation wie Informationen über die im Dorf ansässigen Unternehmen, die Beschäftigungssituation in den Betrieben, die Einwohnerzahl, die Alterstruktur im Ort und vieles mehr. „Zur Arbeitslosenstatistik habe ich im Dorf alle Familien angesprochen und so eine verlässliche Zahl bekommen“, sagt Holger Werkmeister. So seien von den 1813 Langensteinern 942 erwerbsfähig und davon 36 arbeitslos. Die Arbeitslosenquote liegt damit bei 3,82 Prozent.

Unter der Schlagzeile „Langenstein denkt weiter“ präsentiert das Dorf der inter­nationalen Jury einen Mix aus geschichtsträchtigen Orten, toller Natur, netten Menschen, die tief mit ihrer Heimat verwurzelt sind und sich für sie engagieren. Dafür stehen insgesamt neun Projekte, die den Juroren am Donnerstag in kompakter Form in gut zweieinhalb Stunden vorgestellt werden.

Bürgerschaftliches Engagement und der Zusammenhalt sei ein wichtiger Faktor für die Entwicklung Langensteins, betont Jürgen Meenken. Immerhin gibt es im Dorf mit seinen Ortsteilen Böhnshausen und Mahndorf 29 Vereine und Initia­tiven, in denen sage und schreibe 1186 Mitglieder aktiv sind. Dazu zählen mitgliederstarke Vereine wie der Schwimmbadverein mit 224 Mitgliedern beziehungsweise kleine wie der Taubenverein Edelweiß mit sechs.

Ob der Traum vom Siegertreppchen für Langenstein Wirklichkeit wird, steht frühestens Ende Juni fest. Unabhängig davon ist die Teilnahme für das Dorf ein Gewinn. Nicht in finanzieller Hinsicht, betont Jürgen Meenken. Denn die Teilnahme kostet Geld: 1800 Euro, die der Landkreis Harz übernommen hat. Weitere 2000 Euro steuert das Landwirtschaftsministe­rium Sachsen-Anhalts bei, die Unterstützung der Stadtverwaltung Halberstadt ist in Zahlen gar nicht ausgewiesen. Nicht mit Geld aufzuwiegen sei allerdings, dass Langenstein mit der Teilnahme am europäischen Wettbewerb seinen Bekanntheitsgrad weiter erhöht. Das bringt wiederum Gäste in den Ort. Außerdem profitiert Langenstein von der Umsetzung der neuen Projekte, die keine Papiertiger sind, sondern gelebtes Engagement, um das Dorf noch attraktiver zu machen – für die Langensteiner und Gäste aus nah und fern.