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Dorfgeschichte 1075 Jahre auf 136 Seiten

Das war Maßarbeit. Unmittelbar vor den Festtagen (2. bis 5. Juni) zum Rohrsheimer Ortsjubiläum ist eine Festschrift herausgegeben worden.

Von Mario Heinicke 28.05.2016, 03:00

Rohrsheim l Maik Birkholz hatte extra freigenommen, um die von der Druckerei gelieferten Kartons mit den Chronikbüchern in Empfang nehmen zu können. Hinter ihm liegen Monate intensiver Arbeit in der Freizeit. „Ganze Nächte habe ich durchgemacht“, berichtete der Ortschronist.

Für die Texte hatte er mit Astrid Vollmer, Gudrun Wächter und Kerstin Trimpner-Kell drei Mitstreiterinnen. Während Maik Birkholz sich der Dorfhistorie seit 941 widmete, recherchierten die Frauen zu ganz speziellen Themen. Gudrun Wächter zum Beispiel über das Kassentragen. Ein Rohrsheimer Brauch bei Beerdigungen, an dem bis 1956 festgehalten wurde.

Renate Bock las später Korrektur. Unterstützung gaben auch die Vereine, Interessengemeinschaften und Institutionen im Dorf. Sie schrieben eigene Beiträge und lieferten Fotos dazu. Alle zwei Wochen konnte sich die Festschrift-Arbeitsgruppe beim Schützenverein im „Deutschen Haus“ zu Besprechungen treffen.

Pünktlich gingen so alle Unterlagen zur Harzdruckerei nach Wernigerode, wo auch die Gestaltung erfolgte. Herausgekommen ist ein 136 Seiten starkes, farbig bebildertes Buch im A4-Format. Eine Schrift voller Geschichte und Geschichten.

„Was hat die Bodenreform mit dem Armenhaus in Rohrsheim zu tun? Oder was verbindet Rohrsheim mit dem Untergang des schweren Kreuzers ‚Blücher’ beim Norwegenfeldzug 1940?“, machte Birkholz auf Inhalte neugierig. Und: „Erstmals werden ausführlich die Folgen des verheerenden Brandes im Jahr 1770 für den Ort und seine Bewohner beleuchtet, bei dem fast das ganze Dorf Opfer der Flammen geworden war.“ Damals habe es eine riesengroße Solidarität aus vielen Orten im Nordharz gegeben, die Hilfslieferungen nach Rohrsheim schickten.

Hilfsbereitschaft verspüren die Rohrsheimer auch jetzt beim Ortsjubiläum, machte Ortsbürgermeister Hans-Jörg Gifhorn (parteilos) deutlich. Wenn etwa die Feuerwehren aus den Nachbarorten bei den Veranstaltungen während der Festtage Sicherheitsaufgaben wahrnehmen.

Der Ortschef bekam von Birkholz am Donnerstagabend das erste Exemplar der Chronik überreicht. Inhalt, Umfang und Gestaltung waren für ihn eine Überraschung – eine gelungene. „Ich bin überwältigt“, gestand Gifhorn. Er erhofft sich nun von den Feierlichkeiten, dass die Einwohner zusammenrücken, dass sich die Vereine untereinander helfen. So wie während der Festvorbereitungen im Dorfclub bereits eng zusammengearbeitet wurde.

Die Festschrift ist übrigens das erste gedruckte Werk über das Dorf seit langem. 1907 hatte der Lehrer Clajus ein Buch zur Geschichte von Rohrsheim und Westerburg geschrieben, 1996 gab es eine Festschrift über den 150 Jahre alten Männerchor.

1999 hat Maik Birkholz die Chronikarbeit schrittweise von seinem Vorgänger Hermann Schliephake übernommen.

Viele historische Fotos fanden in dem vorliegenden Heft Platz, aber längst nicht alle, die zur Verfügung gestellt wurden. Daher wird während der bevorstehenden Festtage noch eine Fotoausstellung aufgebaut. Sie ist am Sonnabend, 4. Juni, zunächst im Schützenhaus zu sehen und zieht dann nach dem Festumzug ins Sportlerheim um.

Die Festschrift wird ab Montag, 30. Mai, zu den Öffnungszeiten im Hofladen von Doreen Pittelkow und dem Getränkeshop von Liane Blenke, beide in der Einbahnstraße ansässig, erhältlich sein. Darüber hinaus gibt es sie während der Festtage am Donnerstag an der Kirche sowie von Freitag bis Sonntag am Sportplatz.